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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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wiederholte Michelle. »Gib sie frei. Lass sie ihr Leben leben. Nur so kannst du glücklich werden.«
    »Glücklich?« Elisabeth lachte hohl auf. »Was ist das? Glück, das ist genauso ein schwammiger Begriff wie Liebe. Beides existiert nicht. Mit Lara dachte ich, ich hätte vielleicht eine Chance auf etwas, das . . . das dem nahekommt, aber –«
    »Aber sie liebt dich nicht«, stellte Michelle fest. »Liebst du sie denn?«
    Elisabeth antwortete nicht.
    Michelle zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Sieht sie mir ähnlich?«, fragte sie nach einer geraumen Weile.
    »Sie –« Elisabeth schaute sie an. »Nein, überhaupt nicht.«
    Michelle verzog die Mundwinkel. »Sie sieht mir ähnlich. Wusst’ ich’s doch.« Sie hob die Augenbrauen. »Ich war mir nicht darüber klar, dass ich so einen starken Eindruck bei dir hinterlassen habe.«
    »Nein, gar nicht –«
    Michelle unterbrach sie. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Das tut mir alles furchtbar leid. Vor allem für Lara. Sie musste ausbaden, was ich dir angetan habe.« Ein melancholisches Lächeln begann ihr Gesicht zu überziehen. »Oder was du glaubtest, dass ich dir angetan habe. Du hast mir nie geglaubt, dass ich dich geliebt habe. Du wolltest es einfach nicht glauben. Du warst der Ansicht – und das bist du anscheinend immer noch –, man könnte einen Menschen nur lieben, wenn man ihm körperlich treu ist. Und das war ich nicht. Aber die anderen haben mir nie etwas bedeutet. Nur du.«
    Elisabeth verzog das Gesicht. »Du würdest dich bestimmt gut mit Lara verstehen.«
    »Ich würde sie auf jeden Fall besser verstehen als du«, sagte Michelle. »Aber ich glaube nicht, dass Lara so ist wie ich. Sie hat gezögert, deinen Heiratsantrag anzunehmen. Ich hätte sofort zugestimmt. Es wäre das Schönste gewesen, was ich mir vorstellen konnte.«
    »Ich wäre nur eine von vielen gewesen«, sagte Elisabeth abschätzig. »Warum hättest du mich dann heiraten sollen? Es hätte doch nichts geändert.«
    »Du hast überhaupt nichts verstanden«, sagte Michelle. »Wenn ich dich geheiratet hätte, hätte das alles aufgehört. Die anderen waren nur . . . Ich wollte dich dazu bringen, mir zu sagen, wie wichtig ich dir bin. Dass du mich liebst. Du hast es nie gesagt.«
    »Das war ja wohl auch besser so«, erwiderte Elisabeth brüsk. »Zum Schluss hat sich bestätigt, dass ich Recht hatte. Du hast mich verlassen.« Ja, sie war davon überzeugt, dass sie Recht gehabt hatte, heute noch. Und daraufhin hatte sie beschlossen, sich nie wieder auf Gefühle einzulassen, weil die Enttäuschung zu schmerzhaft gewesen war. Das war ihr auch gelungen. Bis Lara kam.
    »Ich habe aufgegeben, mit dir zu kämpfen«, sagte Michelle. »Es war zu anstrengend. Ich konnte nicht mehr.« Sie schüttelte den Kopf. »Arme Lara. Weil sie mir ähnlich sieht, hast du sie sofort in dieselbe Schublade gesteckt wie mich. Sie hatte überhaupt keine Chance.«
    »Sie hatte jede Chance«, sagte Elisabeth. »Sie hätte nur die Wahrheit sagen müssen . . . ehrlich sein müssen . . .«
    »Während du sie vergewaltigst, oder was?« Michelle lachte trocken auf. »Sie hat Angst vor dir. Wie soll sie dir da die Wahrheit sagen? Was würdest du dann mit ihr tun?«
    »Nichts«, sagte Elisabeth. »Ich hasse nur all diese Lügen.«
    »Du bist dir so sicher, dass sie gelogen hat«, sagte Michelle. »Wie kannst du da so sicher sein? So, wie du sie beschreibst, wirkt sie auf mich wie eine liebenswürdige, einfühlsame Frau, die viel durchgemacht hat und froh über deine starken Arme war. Das war ich auch, nachdem wir uns getrennt hatten. Ich habe sogar geheiratet deshalb. Und sie wollte es vielleicht auch deshalb tun. Aber sie hat gezögert. Genau darum, weil sie ehrlich sein wollte. Weil sie gemerkt hat, dass du mehr erwartest, als sie dir geben kann. Sie hätte vielleicht nein gesagt, wenn du sie nicht erpresst hättest. Auf sie wirft das kein schlechtes Licht, aber auf dich.«
    »Das musst du ja sagen«, schnarrte Elisabeth.
    »Nein, muss ich nicht.« Michelle seufzte. »Geh zu ihr. Sag ihr, dass du sie freigibst, dass sie keinerlei Verpflichtung mehr dir gegenüber hat, dass du ihre Freundin in Ruhe lassen wirst. Tu dir selbst den Gefallen. Du bist das nicht. Du bist keine Sklavenhalterin. Sieh dich doch an. Du bist eine erfolgreiche Anwältin mit Prinzipien, kein Folterknecht.«
    Elisabeth sah aus, als hätte sie eine Mauer um sich gebaut, als würde sie das alles nicht erreichen.
    Michelle beugte sich
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