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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss
Autoren: Phillips Carly
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Hand auf ihrer Schulter ließ sie überrascht zusammenzucken.
    »Hey, geht’s dir nicht gut?«
    »Doch. Ich war nur in Gedanken.«

    Beth zupfte ihr blondes Haar aus dem Jackenkragen hervor und öffnete die Tür zur Straße. »Bis gleich. Ich besetze uns einen Tisch, und du kommst in ein paar Minuten nach.« Sie ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, und Charlotte wandte sich wieder der Schaufensterpuppe zu, wild entschlossen, die Sache zu beenden – und sich zu beruhigen – bevor sie zum Essen ging.
    Ausgeschlossen, dass Roman zurück war, redete sie sich ein. Völlig ausgeschlossen.

Kapitel zwei
    Es dämmerte bereits, als Roman Normans Gartenrestaurant betrat – so benannt nach Norman Hanover Senior, der es eröffnet hatte, und wegen der Gärten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Inzwischen führte Norman Junior das Restaurant, Besitzer und Koch zugleich. Am Morgen nach der Münzgeschichte schlief Roman lange und lenkte sich dann ab, indem er mit seiner Mutter Karten spielte und somit sicher ging, dass sie sich schonte. Einige Zeit hatte er auch damit verbracht, über ein Angebot der Washington Post nachzudenken, einen Job in der Redaktion in D.C. zu übernehmen, das ihn an diesem Morgen erreicht hatte.
    Jeder Journalist war für eine solche Chance zu einem Mord fähig, das wusste Roman. Aber obwohl er zugeben musste, dass er die politischen Intrigen und das veränderte Tempo genießen könnte, war es noch nie sein Ziel gewesen, sich an einem Ort niederzulassen. Er war schon viel herumgekommen, aber es gab immer noch mehr zu sehen, noch mehr zu berichten, noch mehr Ungerechtigkeiten aufzudecken. Allerdings konnte er sich auch ausmalen, dass er sich im Hinblick auf die dort herrschende Korruption in Washington, D.C. nicht gerade langweilen würde.
    Roman bezweifelte auch, dass er sich in der Hauptstadt der Nation ebenso eingeengt vorkäme wie in seiner kleinen Heimatstadt, und hätte das Angebot wohl ernster genommen, wenn er beim Werfen der Münze nicht der Verlierer gewesen wäre. Jetzt, da er sich auf eine mögliche Ehefrau
einzustellen hatte, die zweifellos liebend gern mit einem Mann zusammenleben würde, der sein Zuhause in den Vereinigten Staaten hatte, sprach alles dafür, diesen Job nicht anzunehmen. Es war somit für ihn noch reizvoller, wieder ins Ausland zu gehen.
    Am frühen Abend war seine Mutter vor dem Fernsehapparat eingenickt, und Roman konnte endlich das Haus verlassen in der beruhigenden Gewissheit, dass sie sich ausruhte und sich nicht übernehmen würde.
    Weil es schon spät war, ging er schnellen Schrittes durch die Stadt, bis die Farben in einem Schaufenster – jede Menge leuchtender Farben – seinen Blick anzogen und ihn veranlassten, stehen zu bleiben, um die Veränderung zu ergründen. Er blinzelte, um besser sehen zu können, die Nase an der Fensterscheibe, Damenunterwäsche im Visier.
    Die Auslage bestand aus heißen Rüschennachthemden, Strumpfhaltern und was das andere Geschlecht sonst noch so trug, um einen Mann zu becircen – und er hatte in seinem Leben reichlich derlei Aufmachung gesehen. Die Stücke im Fenster waren sinnlich und dekadent, auch verführerisches Leopardendesign war dabei.
    Offensichtlich hatte sich wirklich einiges in seiner kleinen Heimatstadt verändert. Als er sich fragte, wer es wohl geschafft hatte, den Konservatismus in die Knie zu zwingen, kam ihm die Unterhaltung mit seinen Brüdern vom Vorabend wieder in den Sinn. Ist Charlotte Bronson wieder in der Stadt?, hatte er sie gefragt.
    Sie hat ein kleines Geschäft in der First Street … Geh mal vorbei und sieh es dir an. Seine Brüder hatten ihm absichtlich ungenau, auf jeden Fall amüsiert geantwortet, fiel ihm jetzt wieder ein.
    Er gönnte sich einen weiteren Blick auf die aufreizenden
Slips im Schaufenster und schüttelte heftig den Kopf. Unmöglich, dass dieser Laden Charlotte gehörte.
    Die Charlotte, an die er sich erinnerte, war eher zurückhaltend als extrovertiert, eher von Natur aus sinnlich als unverhohlen sexy. Diese Kombination hatte ihn immer fasziniert, aber ungeachtet dessen kam ihm Charlottes ganze Persönlichkeit nicht so vor, als könnte sie einen derartig verführerischen und erotischen Laden aufgemacht haben. Oder etwa doch?
    Ein Auto hupte und holte Roman in die Wirklichkeit zurück. Als er sich umdrehte, sah er, wie Chase seinen Laster weiter unten an der Straße einparkte. Er blickte auf seine Uhr. Rick würde schon im Restaurant warten. Es war später noch
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