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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman
Autoren: David Falk
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sich klein und gedemütigt fühlte?
    Xanthos’ Miene blieb eine starre Maske. Noch immer lag Stille über dem Ufer des Sarmanders, und doch konnte Athanor eine Stimme hören. Sie klang alt und als käme sie aus weiter Ferne, aber es lag eine zwingende Kraft darin, die es unmöglich machte, sie nicht zu beachten. »Du wagst es, Theroias Treue einzufordern? Ausgerechnet du?«
    Die Wut und Verachtung trafen Athanor wie ein Schlag ins Gesicht. Dass er sie verdient hatte, verstärkte noch ihre Wucht.
    »Dein Vater mag aus Sehnsucht nach dem Leben zu nachgiebig sein, aber ich bin es nicht!« Xanthos zog sein Schwert, schwang den riesigen Zweihänder, ohne seinem toten Leib Deckung zu geben. Athanor riss seine Klinge heraus, hob dem Hieb den Schild entgegen. Krachend prallte die schwere Waffe auf berstendes Holz. Ein dumpfer Schmerz, dann spürte Athanor nur noch Taubheit im Arm.
    »An dir wäre es gewesen, deinen Vater aufzuhalten«, warf Xanthos ihm vor. »Hat dich deine Schwester nicht förmlich darum angefleht? Hat sie dich nicht oft genug gewarnt?«
    Die Erinnerung an Anandra lähmte Athanor. Auch sie war seinetwegen gestorben – weil ihm der Mut gefehlt hatte, seinem Vater die Stirn zu bieten. Wieder fuhr Xanthos’ Schwert auf ihn nieder. Der Schild splitterte, doch Athanor hörte nur die Stimme in seinem Kopf.
    »Es lag in deiner Hand, das Verhängnis Theroias zu verhindern, aber du hast nur an dich selbst gedacht.«
    Die Schuld drohte, ihn zu ersticken. Mit welchem Recht hatte er sein Wohl über das aller anderen Theroier gestellt? Sein Leben mit ihrem erkauft? Halbherzig hob er das Schwert. Xanthos schlug es mit so viel Wucht zur Seite, dass es Athanor beinahe entglitt.
    »Oder war es nur Feigheit?«, höhnte der tote König. »Hörst du die Schreie der Sterbenden noch? Siehst du vor dir, wie sie verbrannten? Verfolgen dich ihre Gesichter im Traum?«
    Mit jeder Frage fuhr die schwere Waffe auf Athanor nieder, drosch mehr Sprünge in seinen Schild. Er spürte seinen Arm nicht mehr, doch welche Rolle spielte es noch?
    »Du hast dein Volk an die Drachen verkauft. Du hast es verraten und immer wieder verraten auf deiner feigen Flucht. Und nun forderst du seine Treue ein?« Höhnisches Lachen hallte zwischen den Welten. Athanor war, als starrten ihn Tote wie Lebende angewidert an, und sie hatten recht. Er war Abschaum, zu nichts nütze, als sich einen Vorteil zu verschaffen – selbst wenn andere dafür starben. Er hatte nicht nur geholfen, sein Volk zu vernichten, sondern die ganze Menschheit. Wer hätte Tod und Verachtung mehr verdient als er?
    In rascher Folge fuhr Hieb um Hieb auf den Schild nieder. Athanor wehrte sich kaum. Er konnte den toten König ohnehin nicht besiegen. Er war nur ein rückgratloser Wurm, dessen Zeit längst abgelaufen war. Hatte der Dunkle nicht lange genug mit ihm gespielt? Es wurde Zeit, zu dem Schatten zu werden, der er längst war.
    Immer tiefer duckte er sich unter den Schlägen. Nur noch der bronzene Rand hielt den Schild zusammen. Athanor sank auf ein Knie. Jemand stieß einen erschrockenen Laut aus.
    »Damit sind die Verhandlungen wohl gescheitert«, hörte er Davarons Spott.
    Im nächsten Augenblick leckten kleine Flammen aus Xanthos’ Mund. Hinter seinen Lidern flackerte bläuliches Licht.
    Ein zorniges Aufbrüllen hallte aus den Tiefen der Schattenwelt in Athanors Kopf. Alle Blicke galten Xanthos, der sein riesiges Schwert noch immer mit beiden Händen gepackt hielt. Von einem Moment zum anderen erloschen die Flammen. Davaron entfuhr ein Fluch.
    Die alte Stimme lachte. »Ihr seid erbärmlich. Ihr werdet mich niemals aufhalten können. Ich bin Theroias rechtmäßiger König, und ich werde meine Feinde vom Angesicht dieser Welt fegen, bis mein Land von einem Meer zum anderen reicht!«
    Ein Toter soll König sein und die Lebenden rechtmäßig vernichten? Orkzahn, Elanya, sie alle sollten sterben, nur weil es einem Toten gefiel? Die Ungerechtigkeit ließ Athanors Zorn auflodern wie ein Windstoß ein Feuer. Wutentbrannt sprang er auf. »Du bist tot. Sie alle sind tot! Dein Kampf ergibt keinen Sinn. Wenn es überhaupt noch so etwas wie Theroia gibt, dann bin ich das! Ich mag Fehler gemacht haben, aber ich leugne sie nicht! Du dagegen, was willst du mir über Mut und Standhaftigkeit erzählen? Du, der sich aus Angst vor seinen Feinden in den Tod geflüchtet hat!«
    Mit einem Knurren riss Xanthos sein Schwert empor und griff an. Athanor stieß ihm den zerbrochenen Schild entgegen. Er
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