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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman
Autoren: David Falk
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er sich an den Rand der Lichtung. Große dunkle Klumpen lagen im Gras, deren Form vage den Umrissen niedergestreckter Menschen glich. Athanor hatte genug Schlachtfelder gesehen. Er kannte die beunruhigenden Laute, die aus dem Inneren verwesender Leichen drangen. Doch dieses Knacken und Schmatzen hier klang anders.
    Aus der Deckung eines Baumstamms ließ er den Blick über die Lichtung schweifen. Dort! Neben einer der Leichen bewegte sich etwas, zerrte an ihr. Ein Berglöwe. Das sandfarbene Fell hob sich im Mondlicht kaum von der Wiese ab.
    Gelassen trat Athanor unter den Bäumen hervor. Aus dem Augenwinkel behielt er die Raubkatze im Blick, gab vor, ihr keine Beachtung zu schenken. Du machst dein Ding. Ich mache meins. Kein Grund, sich zu streiten.
    Der Löwe fauchte wütend. Fingerlange Zähne blitzten auf. Athanor tat, als hätte er nichts bemerkt, ging weiter, auf eine möglichst weit von dem Raubtier entfernte Leiche zu. Schütteres dunkles Fell bedeckte die muskulösen Gliedmaßen des Toten, während sein kräftiger Rumpf in einer Lederrüstung steckte. Im Todeskampf hatte der Ork die Zähne gebleckt. Spitze Hauer ragten aus seinem Unterkiefer.
    Seine Ohren hatten Athanor also nicht getäuscht. Es hatte tatsächlich einen Kampf auf dem Pass gegeben, als er sich noch einen Weg um den sumpfigen Talgrund gebahnt hatte. Neugierig sah er sich um und zählte sechs, nein, sieben tote Orks. Den letzten hätte er beinahe übersehen, weil sein Blick an einem Koloss hängen geblieben war, den er aus der Entfernung für einen Felsblock gehalten hatte. Erst jetzt erkannte er die Umrisse eines weiteren, umso größeren Körpers.
    Der Berglöwe grollte noch immer. Rasch sah Athanor wieder zu ihm. Ungehalten peitschte die Raubkatze mit dem Schwanz das Gras, grub die Zähne jedoch erneut in den aufgerissenen Leib zwischen ihren Pranken.
    Genau. Friss schön weiter. War es Gleichgültigkeit oder der Ritus eines fremden Gottes, der die Orks dazu bewegte, ihre Toten für die Aasfresser liegen zu lassen? Er wusste nicht einmal, ob sie Götter hatten. Für ihn waren sie stets nur wilde Bestien gewesen, die an den Grenzen des Reichs lauerten und einsame Dörfer überfielen, wenn die Krieger Theroias an anderer Stelle kämpften. Nun gab es weder das Reich noch die Dörfer Theroias mehr, nur noch ihn, Athanor – und die hämisch lachenden Orks.
    Über wen hatten sie hier triumphiert? Er näherte sich dem wuchtigen, mehr als drei Schritte langen Leichnam, bis er ihm ins Gesicht sehen konnte. Helle kleine Augen starrten blind in den Nachthimmel auf. Die Züge des Wesens waren so grob, als hätte ein Steinmetz nur die Rohform eines Gesichts aus einem Fels gehauen. Nase, Wangen, Lippen – alles war zu fleischig geraten.
    Beeindruckt musterte Athanor das tote Ungeheuer. Die Keule, die ganz in der Nähe im Gras lag, war so dick wie sein Oberschenkel. Blutflecken zeugten von den Orkschädeln, die der Hüne damit eingeschlagen hatte. Athanors Blick wanderte über den langen struppigen Bart zum Gesicht des Toten zurück. Er hatte noch nie einen Troll gesehen, aber genügend Beschreibungen gehört, um zu erkennen, was da vor ihm lag.
    Demnach hatten die Orks gegen zwei Trolle gekämpft. Das erklärte auch die tiefe, dröhnende Stimme ihres Gefangenen, die ihm Rätsel aufgegeben hatte. Nun würde er auch noch einem sterbenden Troll den Gnadenstoß geben müssen. Er sah zu dem Lichtschein über der alten Festung empor. Eins nach dem anderen.
    Es war nicht mehr weit, nur noch ein kurzes Stück den bewaldeten Hang hinauf, aber von hier an musste er mit Wachposten der Orks rechnen. Am besten nahm er nicht den direkten Weg.
    Er warf einen letzten Blick auf den Löwen, der sofort wieder die Zähne fletschte, dann tauchte Athanor jenseits der Lichtung in die Schatten des Waldes ein. Er war der Ruine schon so nahe, dass er einige Orks an den Stimmen unterscheiden konnte. In weitem Bogen schlich er auf das alte Gemäuer zu, spähte nach dem dunklen Umriss eines Orks, dem Aufblitzen einer Klinge. Kommt schon! So dumm seid ihr nicht. Es könnte noch mehr Trolle in der Gegend geben. Hatte er den Wachposten wirklich umgangen? Gab es etwa nur einen?
    Vor ihm schälte sich ein steiniger Wall aus dem Dämmerlicht. Die Reste eines ersten Verteidigungsrings. Vielleicht hatte hier einst eine mächtige Mauer gestanden, doch nun war es nur noch ein Haufen loser Steine, zwischen denen Gräser und Gestrüpp wucherten. Vereinzelt wuchsen sogar Bäume darauf. Athanor
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