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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman
Autoren: David Falk
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Freiheit kämpfen musste, durfte er sie nicht unterschätzen. »Das ist sehr freundlich von dir, aber ich kann mich selbst versorgen. Ich habe alles, was ich brauche, in meinen Packtaschen.« Insgeheim hoffte er, dass ihr Stolz ihr verbot, das Angebot zurückzuziehen. Sein Stolz gebot ihm jedenfalls, es erst einmal abzulehnen.
    Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln, das er nicht deuten konnte, doch angesichts ihrer großen grünen Augen war es ihm gleich. »Mit solchen Wunden ist es ein weiter Weg zu deinem Muli.«
    »Wenn er nicht will, kümmere dich lieber um den Troll«, riet Davaron verärgert.
    »Nein, nein, du hast recht«, versicherte Athanor. »Es wäre dumm von mir, ohne Verband durch den Wald zu laufen.« Er hatte schon bessere Wege beschritten, um mit einer Frau anzubändeln, als ihr einen blutigen Fuß vor die Nase zu halten, aber manchmal musste man eben nehmen, was die Lage hergab.
    »Der Troll wird mich noch die halbe Nacht beschäftigen«, schätzte Elanya an Davaron gewandt. »Wer weiß, ob meine Kräfte danach noch für den Menschen reichen würden.«
    Dann gehört das Ungeheuer zu ihnen. Das erklärte, warum sie ihn davon abgehalten hatten, es zu töten. Aber … »Ihr seid mit den Trollen verbündet? Ich dachte …«
    »Wir sind nicht mit ihnen verbündet«, schnappte der Elfenkrieger. »Es sind dumme, blutrünstige Tiere! Entweder sie gehorchen uns, oder wir töten sie.«
    »Dem Sein sei Dank sind sie klug genug, den Gehorsam zu wählen«, fügte Elanya hinzu.
    Athanors Respekt vor dem riesigen Kerl, der reglos jenseits des Feuers lag, sank. Trolle sind also feige. Dann waren sie nicht besser als er. Mit Feigheit kannte er sich bestens aus.
    Die Elfe ergriff seinen Fuß und strich mit beiden Daumen über die Haut um die Wunde. Es überraschte ihn, dass er keine Spur von Widerwillen oder Ekel in ihren Zügen entdeckte. Obwohl sie so jung aussah, musste sie eine erfahrene Heilerin sein.
    Im ersten Moment fühlten sich ihre Finger kühl und fremd an, doch der Eindruck verging und wich angenehmer Wärme. Dass sie die Verletzung zuerst untersuchte, verstand sich von selbst, aber hätte sie dazu nicht erst einmal das Blut abwaschen müssen? Nun schloss sie auch noch die Augen. Nun ja. Seinetwegen durfte sie seinen Fuß gern die ganze Nacht streicheln – und noch einige Stellen mehr …
    »Warum hast du wirklich die Orks angegriffen?«, fragte sie.
    »Das sagte ich doch schon. Ich konnte bei dem Geschrei nicht schlafen.« In der Wunde begann es, fast unmerklich zu stechen. Die Wärme aus Elanyas Händen erfasste seinen ganzen Fuß. Benutzte sie denn keine Salben oder Tinkturen?
    Die Elfe schüttelte den Kopf. »Es wäre einfacher gewesen, sich davonzuschleichen. Und sehr viel ungefährlicher.«
    »Ansichtssache.« Vor einigen Jahren hätte er wohl dasselbe gesagt, doch damals hatte er noch nicht geahnt, wie es war, gejagt zu werden. »Wenn ich weitergezogen wäre, hätten sie morgen meine Spuren gefunden und mich verfolgt. Es ist besser, mich dem Feind zu stellen, solange er nichts von mir ahnt, als ihn im Nacken zu haben.«
    »Auch wenn er so deutlich in der Überzahl ist?«
    »Gerade dann.«
    »Das ist der Weg, der in den Tod führt«, tadelte sie. » Ich hätte versucht, meine Spuren zu verwischen. So hätten sie nie erfahren, dass ich in ihrer Nähe war.«
    Er sparte sich den Hinweis, dass sie auch nur eine Heilerin und er ein Krieger war. Ihren Mut anzuzweifeln, würde nicht dazu beitragen, sie auf sein Lager zu bekommen.
    »Wir hätten die Orks am Leben lassen sollen, die über die Mauer kamen, um ihm in den Rücken zu fallen«, brachte sich Davaron in Erinnerung. Er stand noch immer mit gezückter Waffe in der Nähe und behielt Athanor argwöhnisch im Auge.
    Da waren noch mehr? Also hatte er sich doch nicht verschätzt. »Ich hatte mich schon gewundert, wo sie bleiben.«
    »Du glaubst also, du wärst auch mit ihnen noch fertig geworden.« Davaron winkte ab.
    »So, das dürfte reichen«, verkündete Elanya, bevor Athanor antworten konnte.
    »Was?« Verblüfft sah er auf seinen Fuß, der noch immer blutverschmiert und ohne Verband war. Das Stechen war fort. Die Wärme verflog, sobald die Elfe ihn losließ. Doch wo der Speer den Spalt hinterlassen hatte … Athanor beugte sich vor und rieb ungläubig über das getrocknete Blut. Elanya ließ etwas Wasser aus dem Trinkschlauch über die Stelle rinnen, damit er die Krusten wegwischen konnte. Darunter war nur noch rötliches Narbengewebe zu sehen.
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