Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
inne.
    «Eben!» meinte Ronny. «Ich auch. Jeder normale Mensch würde hochschrecken. Nun, er nicht! Deshalb sage ich, dass Pongo Recht hat – wie gewöhnlich – und Gerry irgendein obskures Ohrenleiden hat.»
    «Jetzt ist es zwanzig nach zwölf», stellte eines der Mädchen enttäuscht fest.
    «Ich finde», meinte Jimmy langsam, «dass es ein bisschen zu weit geht!»
    Bill starrte ihn an. «Was willst du damit sagen?»
    «Nun, irgendwie sieht das Gerry nicht ähnlich.» Jimmy wollte nicht zu viel sagen, und doch… er bemerkte, wie Ronny ihn anblickte. Ronny war plötzlich auf der Hut.
    In diesem Augenblick kam Tredwell ins Zimmer und sah sich zögernd um.
    «Ich dachte, Mr Bateman sei hier», erklärte er entschuldigend.
    «Er ist eben rausgegangen, durch die Terrassentür», sagte Ronny. «Kann ich Ihnen helfen?»
    Tredwells Augen wanderten von ihm zu Jimmy Thesiger und wieder zurück. Auf diese Weise ausgesondert verließen die beiden jungen Männer mit ihm das Zimmer. Sorgfältig schloss Tredwell die Speisezimmertür hinter ihnen.
    «Nun», sagte Ronny, «was gibt’s?»
    «Da Mr Wade immer noch nicht zum Frühstück erschienen war, Sir, nahm ich mir die Freiheit, William in sein Zimmer hinaufzuschicken.»
    «Und?»
    «William kam gerade ganz aufgeregt heruntergerannt, Sir.» Tredwell hielt kurz inne. «Ich fürchte, Sir, dass der junge Mann im Schlaf verstorben ist.»
    Jimmy und Ronny starrten ihn an.
    «Das ist doch Unsinn!», rief Ronny schließlich. «Es… ich gehe selbst hinauf und sehe nach. Vielleicht hat sich William, der alte Trottel, geirrt.»
    Tredwell hob abwehrend den Arm. Mit einem merkwürdigen Gefühl der Erleichterung bemerkte Jimmy, dass der Butler die Situation fest im Griff hatte.
    «Nein, Sir! William hat sich nicht geirrt! Ich habe schon nach Dr. Cartwright geschickt und mir die Freiheit erlaubt, die Tür abzuschließen. Jetzt muss ich Mr Bateman suchen.»
    Tredwell lief eilig davon. Ronny blieb wie betäubt stehen. «Gerry», murmelte er.
    Jimmy nahm seinen Freund am Arm und schob ihn durch eine Seitentür auf eine stille Ecke der Terrasse. Dort drückte er ihn auf einen Stuhl.
    «Nimm’s nicht so tragisch, alter Knabe!», sagte er freundlich. «Es geht dir bestimmt gleich wieder besser.» Er hatte gar nicht gewusst, dass Ronny mit Gerry Wade so eng befreundet gewesen war. «Wenn jemand gesund aussah, dann war er es.»
    Ronny nickte.
    «Das ganze Spiel mit den Weckern kommt mir jetzt richtig gemein vor», fuhr Jimmy fort. «Merkwürdig, nicht wahr, wie aus einem Spiel oft Ernst wird!»
    Er sprach mehr oder weniger rhetorisch, um Ronny Zeit zu geben, sich wieder zu fassen. Ronny bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    «Wenn doch nur der Arzt käme. Ich möchte wissen…»
    «Was?»
    «Woran… er starb.»
    Jimmy spitzte seinen Mund. «Herz?», vermutete er.
    Ronny lachte kurz und bitter auf.
    Jimmy fand es schwierig weiterzureden.
    «Du glaubst doch nicht… du denkst doch nicht etwa, dass er einen Schlag auf den Kopf gekriegt hat oder so was? Weil Tredwell die Tür abgeschlossen hat und all das?» Er schüttelte den Kopf und schwieg. Er wusste nicht, was man außer Warten tun konnte. Deshalb wartete er. Es war Tredwell, der sie aufstöberte.
    «Der Arzt würde Sie gern in der Bibliothek sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir.»
    Ronny sprang auf. Jimmy folgte ihm.
    Dr. Cartwright war ein schlanker, energischer junger Mann mit einem klugen Gesicht. Er begrüßte sie mit kurzem Nicken. Pongo, der ernster und bebrillter wirkte als je, stellte sie nacheinander vor.
    «Wie ich höre, waren Sie ein guter Freund von Mr Wade», sagte der Arzt zu Ronny.
    «Sein bester.»
    «Hm. Nun, die Angelegenheit scheint ziemlich klar, wenn auch traurig. Er sah sehr gesund aus. Wissen Sie, ob er Schlafmittel nahm?»
    «Schlafmittel?» Ronny war verblüfft. «Er schlief immer wie ein Murmeltier.»
    «Nun, der Tatbestand ist ziemlich klar. Trotzdem wird es eine Untersuchung geben, fürchte ich.»
    «Wie starb er denn?»
    «Da gibt es nicht viele Zweifel: an einer Überdosis Chloral. Das Zeug stand neben seinem Bett, in einem Fläschchen. Dazu ein Glas.»
    Es war Jimmy, der die Frage stellte, die seinem Freund auf der Zunge lag. «Dabei sind keine üblen Dinge im Spiel?»
    Der Arzt sah ihn scharf an. «Warum fragen Sie das!»
    Jimmy sah Ronny an. Wenn Ronny etwas wusste, musste er jetzt sprechen. Aber zu seinem Erstaunen schüttelte Ronny den Kopf.
    «Es gibt nicht den geringsten Anlass»,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher