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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker
Autoren: Agatha Christie
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«Es ist nur so, dass du eben keinen Sinn für Karten hast.»
    «Ja, mein Lieber», stimmte Lady Coote ihm zu. «Übrigens schuldest du mir noch zehn Shilling.»
    «Wirklich?» Sir Oswald tat erstaunt.
    «Ja. Acht Pfund zehn. Du hast mir erst acht Pfund gegeben.»
    «Tatsächlich! Entschuldige, das war mein Fehler.»
    Lady Coote lächelte ihn verhangen an und nahm die Zehnshillingnote. Sie liebte ihren Mann sehr, aber sie konnte nicht zulassen, dass er sie um zehn Shilling betrog.
    Sir Oswald ging zu einem Beistelltischchen und genehmigte sich einen Whisky mit Soda. Es war halb eins, als man sich allgemein gute Nacht wünschte.
    Ronny Devereux, der das Zimmer neben Gerald Wade bewohnte, sollte Wache halten. Um Viertel vor zwei schlich er herum und klopfte an die Türen. Die Verschwörer, in Pyjamas und Morgenröcken, versammelten sich leise.
    «Vor zwanzig Minuten hat er das Licht ausgemacht», berichtete Ronny. «Eben habe ich seine Tür geöffnet und gehorcht, er scheint zu schlafen. Fangen wir an?» Da trat eine neue Schwierigkeit auf. «Wir können nicht alle reinmarschieren. Einer soll sich hineinschleichen, und die anderen reichen ihm die Wecker hinein!», sagte jemand.
    Heiße Dispute entbrannten darüber, wer dazu bestimmt werden sollte.
    Die Mädchen schieden aus, weil sie kichern würden. Bill Eversleigh wurde wegen seiner Größe und seiner allgemeinen Tollpatschigkeit abgelehnt, welch letztere er heftig bestritt. Jimmy und Ronny waren mögliche Kandidaten, aber schließlich entschieden sie sich für Bateman.
    «Pongo ist unser Mann», erklärte Jimmy. «In jeder Beziehung! Erstens schleicht er wie eine Katze – hat er immer schon getan! Und zweitens, falls Gerry aufwachen sollte, wird Pongo bestimmt eine gute Ausrede einfallen!»
    Pongo erfüllte seinen Job gewissenhaft. Vorsichtig öffnete er die Tür und verschwand mit den beiden größten Weckern in der Dunkelheit. Kurz darauf erschien er wieder auf der Schwelle, und zwei weitere Wecker wurden ihm übergeben, dann noch zwei und dann die beiden letzten. Schließlich tauchte er wieder auf. Alle hielten die Luft an und lauschten. Gerald Wades gleichmäßiges Atmen war immer noch zu hören, überlagert von dem fröhlichen Ticken der acht Wecker.

3
     
    « Z wölf Uhr», sagte Socks verzweifelt.
    Die Sache hatte nicht sehr gut geklappt. Die Wecker allerdings waren losgegangen – mit einer derartigen Lautstärke, dass Ronny Devereux dachte, das Jüngste Gericht sei angebrochen. Wenn das schon die Wirkung im Nachbarzimmer gewesen war, wie erst musste sie in unmittelbarer Nähe gewesen sein? Ronny lief auf den Flur hinaus und legte sein Ohr an die Tür.
    Er erwartete wüste Flüche, aber er hörte überhaupt nichts. Die Wecker tickten – laut, aufreizend, doch offenbar hatten sie in Gerald Wade einen zähen Gegner gefunden.
    Die Verschwörer waren geneigt, allen Mut zu verlieren.
    «Der Kerl ist kein menschliches Wesen», meinte Jimmy.
    «Hat wahrscheinlich gedacht, irgendwo weit weg würde ein Telefon läuten, und sich wieder umgedreht und weitergeschlafen», vermutete Helen.
    «Das erscheint mir sehr bemerkenswert», erklärte Rupert Bateman ernst. «Ich finde, er sollte deswegen einmal einen Arzt aufsuchen.»
    «Irgendein Schaden in den Gehörgängen», meinte Bill hoffnungsvoll.
    «Wenn ihr mich fragt», sagte Socks, «ich glaube, der legt uns rein. Natürlich haben sie ihn aufgeweckt. Aber er will uns anschmieren und tut, als hätte er es nicht gehört.»
    Alle sahen Socks voll Bewunderung und Respekt an.
    «Das ist ein Gedanke», meinte Bill.
    «Einfach subtil», sagte Socks. «Ihr werdet sehen, heute kommt er besonders spät zum Frühstück – nur um uns reinzulegen!»
    Und da es jetzt bereits einige Minuten nach zwölf Uhr war, ging die allgemeine Meinung dahin, dass Socks Recht hatte. Nur Ronny Devereux machte Einwände.
    «Ihr vergesst, dass ich sofort vor der Tür stand, als der erste Wecker losgegangen war. Was immer Gerry auch später beschlossen hatte, das Klingeln des ersten muss ihn überrascht haben. Er hätte irgendeinen Fluch rauslassen müssen. Wo hattest du denn den ersten hingestellt, Pongo?»
    «Auf ein kleines Tischchen direkt neben seinem Ohr», erwiderte Mr Bateman.
    «Das war sehr weise von dir, Pongo», sagte Ronny. «Und jetzt erzähl mir mal», er wandte sich an Bill, «wenn um halb sieben Uhr morgens dicht neben deinem Ohr ein Wecker loslegt, was würdest du da tun?»
    «Mein Gott», rief Bill. «Ich würde…» Er hielt
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