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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache
Autoren: Marcus Schneider
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schneller und seine Phantasie schlug Purzelbäume. Vor seinem inneren Auge erschienen Bilder von Ferrari, Lamborghini, Porsche, Audi und, schon etwas vorsichtiger, einem fabrikneuen Golf.
    Er griff zu, strahlte sie an und fragte “Wo steht denn das Prachtstück?”
    Irina verzog keine Miene, als sie antwortet: “Sein alter Käfer steht vor der Tür. Ist Gestern durch den TÜV, fährt wie neu.”
    Nun ja, und neu, das war er circa 1980 gewesen. Das war kein “New Beetle”, das war ein echter Käfer. Immerhin, ein Auto, ein eigenes Auto. Baldur strahlte und verließ das Haus. Das Amulett hatte er schon fast vergessen.

02 Die Fremde
    Baldur war unausgeschlafen. Unter seinen Augen waren Ringe, seine Haare wirkten etwas struwwelig und immer wieder konnte er ein Gähnen nicht unterdrücken.
    “Morgen”, quetschte er heraus, als er die Uni-Bibliothek betrat und am Tresen von Cindy vorbeikam. Wie jeden Morgen war sie zwar sehr zuvorkommend und schmetterte ihm ein fröhliches “Guten Morgen” entgegen, blieb aber distanziert. Baldur fand sie sehr sympathisch, mit ihren mittellangen roten Haaren und den Sommersprossen, aber sie ihn wohl nicht.
    Schnurstracks ging er in sein Arbeitszimmer. Die Geschichtsfakultät befand sich im Stockwerk über der Bibliothek, aber die platzte aus allen Nähten und so hatte er sich gemeldet als ein Freiwilliger gesucht wurde, der das kleine Ausweichzimmer neben der Bibliothek übernahm. Ihm lag nicht viel am engeren Kontakt mit den anderen Doktoren und den Geschichtsstudenten. Seine Vorlesungen und Tutorials absolvierte er fast schon widerwillig. Jede freie Minute steckte er in die Forschung. Allerdings war er auch gerade erst in seinem ersten Jahr als Doktor der Geschichte. Doch schon während seines Studiums hatte es ihm besonders das Mittelalter angetan und er hatte bereits eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, die ihm einen gewissen Ruf unter Eingeweihten eingebracht hatten.
    Gestern war endlich das Buch aus der Universitätsbibliothek Heidelberg angekommen, auf das er seit Monaten gewartet hatte. Die Handschrift eines Mönchs, von der nur noch drei Exemplare vorhanden waren. Ein Wunder, dass sie es überhaupt herausgerückt hatten. Wahrscheinlich, weil man den Verfasser einhellig nicht ernst nahm. Wildung von Berzbach war der Name dieses Mönchs und sein Buch las sich tatsächlich so, als wäre zu seiner Zeit bereits der Anbau von Canabis gang und gebe gewesen. So nannte man sein Werk fast scherzhaft “Libro Draconis”. Doch Baldur war immer wieder auf Hinweise auf dieses Buch gestoßen und es hatte ihn nicht enttäuscht. Er hatte fast die ganze Nacht darin gestöbert und wollte nun eine Reihe von Referenzen überprüfen. Geschlafen hatte er deswegen nur wenig.
    Er bereitet sich eine Kanne japanischen Sencha Tees zu und nach dem ersten Becher fühlte er sich bereits deutlich wacher und begann in die Tiefen der Regalreihen abzutauchen. Schon nach kurzer Zeit hatte er einen Stapel Bücher zusammengesammelt. Er wusste mittlerweile genau, wo er die relevanten Standardwerke des Mittelalters fand. Zu Schade, dass gerade aus seinem Forschungsgebiet noch sehr wenig digitalisiert worden war. Ökonomen zum Beispiel fand man fast gar nicht mehr in der Bibliothek, die kauerten zu Hause vor ihren Rechnern. Nun, das gab ihm mehr Ruhe für seine Studien.
    Er hatte sich kaum einen netten Platz abseits der wenigen Studenten gesucht, die jetzt, um 11 Uhr, bereits hier arbeiteten, als etwas Unerwartetes geschah.
    “Entschuldige, ist der Platz hier noch frei?” Baldur schrak auf, er hatte sie weder kommen sehen noch kommen hören. Ein Blick und seine Verblüffung steigerte sich noch. Lange schwarze Haare, bildhübsches Gesicht, sehr geschmackvolle Kleidung, klasse Figur. Sie sah nicht aus wie eine Studentin, eher wie eine Schauspielerin.
    “ Ärgh, hm, klar.” Er fühlte, wie jede Eloquenz in die Tiefen seiner Gedärme absackte und stattdessen ein Teil seines Gehirns die Kontrolle übernahm, den er ansonsten wohl primär nutzte, wenn er den Müll runterbrachte.
    “Danke. Ich bin zu Besuch hier. Ich studiere in Köln und kenne mich hier nicht aus, vielleicht kannst du mir ein wenig helfen?”
    Baldurs Gesicht lief weiß an. Er hatte sein Studium in Rekordzeit geschafft und sich wie besessen auf Vorlesungen und die schriftliche Arbeiten gestürzt. Mit wilden Geschichten aus seiner Studentenzeit konnte er nur in geringem Masse dienen und so war er, sagen wir es euphemistisch, nicht wirklich in
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