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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten
Autoren: Lucinda Riley
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sie nicht vor, jemals wieder getrennte Wege zu gehen. Sie nahmen jeden Tag, wie er kam, und hatten beide nicht das Gefühl, dass sie einen Trauschein brauchten, wussten jedoch, dass ihre Bindung umso stärker wurde, je mehr Zeit sie miteinander verbrachten.
    Alex und Anton hatten sich auf Anhieb verstanden. Der wissbegierige Anton hing an Alex’ Lippen; sie profitierten beide von der Beziehung. Ihre merkwürdige kleine Familie mochte auf Außenstehende seltsam wirken, aber die drei waren miteinander glücklich und zufrieden.
    Anton wusste nach wie vor nichts von seiner Herkunft, doch schon bald sollte er adoptiert werden, damit er den Familiennamen de la Martinières tragen und eines Tages das Château erben konnte. Möglicherweise würden sich Emilie und Alex zu einer Heirat entschließen, doch für Emilie hatte das keine Eile. Sie fühlte sich in dem Leben, wie es war, wohl.
    Anton öffnete strahlend die Türen des Aufzugs.
    »Gütiger Himmel!«, rief Alex aus. »Hier könnte man ein Partyzelt und einen Parkplatz für zweihundert Leute unterbringen«, scherzte er, als Emilie Anton signalisierte, dass er nach links abbiegen solle.
    »Ich denke, das nehmen wir«, erklärte Emilie, als Anton Alex durch das schöne alte Schlafzimmer ihrer Eltern und in den Vorraum schob. Früher Valéries Ankleidezimmer, war es nun zu einem behindertengerechten Bad mit allem Drum und Dran umgebaut und ermöglichte Alex Unabhängigkeit.
    »Es ist noch nicht fertig. Wahrscheinlich möchtest du dir die Fliesen selber aussuchen«, sagte Emilie.
    »Es ist wunderbar, Schatz, danke.« Alex war gerührt.
    »Wir müssen uns das Bad nicht teilen«, erklärte sie. »Mein Ankleideraum und Bad sind da drüben.« Sie zeigte hinüber, während Alex in die Mitte des Schlafzimmers zurückrollte. »Gefällt dir die Aussicht?«, fragte sie.
    »Sie ist atemberaubend.« Alex schaute durch die hohen Fenster über den Garten und den Weinberg zum Hügel von Gassin hinüber. »Ist lange her, dass ich das letzte Mal was von oben gesehen habe«, murmelte er.
    »Alex, komm, ich zeig dir mein Zimmer«, sagte Anton. »Emilie meint, ich kann mir die Farbe aussuchen, solange es nicht schwarz ist.«
    Emilie blickte den beiden lächelnd nach, wie sie den Raum verließen, in dem zwei Jahre zuvor ihre Mutter gestorben war. Sie musste an ihren Vater denken, dessen Verluste ihn dazu gebracht hatten, sich von anderen abzuwenden. In ihrer Kindheit war er die meiste Zeit in der Bibliothek gewesen.
    Allmählich begann sie, ihre Mutter zu verstehen. Durch die Lektüre von Valéries Briefen an Édouard war Emilie klar geworden, wie sehr diese ihren Vater geliebt hatte. Vermutlich hatte sie immer um die Liebe und Aufmerksamkeit dieses Mannes kämpfen müssen, der seelisch zu beschädigt war, um beides geben zu können. Im Nachhinein wurde Emilie bewusst, dass Valérie einen großen Teil ihres Ehelebens allein in Paris verbracht hatte.
    Dass Sophias Enkel wieder in den Schoß der Familie zurückkehrte und Emilie Anton aus reinem Mitgefühl bei sich aufgenommen hatte, glich wenigstens einen Teil des vergangenen Unrechts aus. Der Kreis hatte sich geschlossen; es war ein neuer Anfang.
    Emilie folgte Alex und Anton. Beim Verlassen des Raums stellte sie fest, dass das einsame, wütende kleine Mädchen, das zwei Jahre zuvor über dem leblosen Körper der Mutter geweint hatte, endlich erwachsen geworden war.
    »Jetzt, wo ich mein neues Bad gesehen habe, kann ich es gar nicht mehr erwarten, hier einzuziehen«, sagte Alex später, als er die Seiten seines Rollstuhls herunterklappte und sich neben Emilie aufs Bett hievte.
    »Der Bauleiter sagt, es dauert höchstens noch drei Monate, was heißt, dass wir im Herbst einziehen und unser erstes Weihnachtsfest hier feiern können«, erklärte Emilie.
    »Übrigens habe ich eine E-Mail von meinem Anwalt erhalten. Seb hat einen Käufer für Blackmoor Hall gefunden. Sicher ist er ganz aus dem Häuschen. Und genauso sicher wird er versuchen, mich um meinen Anteil am Erlös zu bringen.« Alex hob die Augenbrauen. »Mein Anwalt sagt, das Haus sei mit über dreihunderfünfzigtausend Pfund beliehen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich prophezeie dir, alles Geld, das er aus dem Verkauf erhält, wird innerhalb eines Jahres weg sein. Immerhin kennt Bella ihn lange genug. Sie muss ihn wirklich lieben, wenn sie es mit ihm aushält. Hast du was Neues vom Scheidungsanwalt gehört?«
    »Nein, nur dass Sebastian noch absurdere Forderungen stellt«, antwortete
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