Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konzentrierte sich und schaute dabei nicht nur nach links oder rechst, sondern auch in die Höhe, wo sich das bunte Laub ebenfalls der Dunkelheit angepaßt hatte und wie ein riesiger grauer Baldachin wirkte.
    Kein Rascheln der alten Blätter, weil kaum Wind wehte. Dennoch fiel hin und wieder ein Blatt ab und trudelte zu Boden.
    Onopko betzte seinen Weg schleichend und geduckt fort. Der Kopf störte ihn. Die Schmerzen hatten zugenommen. Irgend etwas befand sich in der Nähe, von dem sie ausgingen.
    Die beiden Russen konnten es nicht sein, da mußten andere Gründe vorliegen, die der Lächler noch nicht herausgefunden hatte, was noch mehr Ärger in ihm hochsteigen ließ.
    Das Hotel zog ihn trotz allem an. Auch seine Pläne hatten sich verselbständigt. Er wollte nicht mehr bis zum Morgengrauen warten, weil er einfach den Eindruck hatte, die Schmerzen so lange nicht aushalten zu können.
    Deshalb lief er weiter.
    Das neue alte Ziel vor Augen.
    Und das kalte Grinsen auf seinen Lippen, womit er dem Namen Lächler alle Ehre machte.
    ***
    Ich war nicht mehr weitergegangen, weil mich etwas störte. Hätte man mich nach dem Grund gefragt, ich hätte ihn nicht nennen können. Die Störung aber war vorhanden, sogar fühlbar vorhanden, denn in meinem Kopf wirbelten plötzlich Gedanken, die mir in ihrer Intensität doch ziemlich fremd vorkamen. Ich hatte den Eindruck, nicht mehr weit von dem Lächler entfernt zu sein.
    Dazu hatte auch mein Kreuz ein gutes Stück beigetragen, denn ich spürte es auf meiner Brust. Es strahlte eine leichte Wärme aus, die über meine Haut glitt wie zarte, ebenfalls leicht erwärmte Fingerkuppen.
    Dieses Zeichen war mir natürlich bekannt. Mein Talisman reagierte übersensibel auf die Nähe einer gewissen Magie. Da Onopko das Hirn eines Dämons in seinem Schädel trug, ging ich davon aus, daß er insgesamt magisch beeinflußt war, auch wenn er sich wie ein Mensch bewegte. Und diesen magischen Druck hatte mein Kreuz gespürt.
    Ich übersah die erste Warnung auf keinen Fall und wurde vorsichtig. Im Schatten eines hohen Baumes blieb ich stehen, um mein Kreuz abzunehmen. Die Kette streifte über das vom Nebel feucht gewordene Haar, dann lag das Kreuz auf meiner linken Hand, die ich zur Faust schloß und spürte, daß es keinen Wärmeverlust erlitten hatte. Gut so…
    Ich ging weiter.
    Rechts, links, geradeaus?
    Ich probierte die Richtungen und hatte den vagen Verdacht, daß ich an der linken Seite genau richtig war.
    Wenn ich mich dort durch den Wald bewegte, nahm die Wärme leicht zu.
    Hoffentlich war es keine Täuschung, aber auf das Kreuz konnte ich mich verlassen.
    Meine Schritte waren vorsichtig gesetzt. Ich achtete auf jedes Teil in der Umgebung, aber der verdammte Dunst hatte den Wald in ein graues Meer verwandelt, in dessen Tiefe ich schwamm und die mächtigen Bäume mich an die Beine von zweibeinigen Seeungeheuern erinnerten, die sich in den Grund gestemmt hatten.
    Er war da.
    Er ging durch den Wald!
    Was ich vor kurzem nur angenommen hatte, würde sich nun bestätigen.
    Mein Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt. Viel hatte ich von dem Lächler gehört, ihn noch nicht zu Gesicht bekommen, aber ich mußte bei ihm mit allem rechnen, besonders mit seiner Unmenschlichkeit, denn das Menschliche war ihm durch die Wegnahme seines eigenen Gehirns genommen worden.
    Er war jetzt nur mehr ein Töter, ein Killer, ein Vernichter, jemand, der sich durch nichts aufhalten ließ.
    Das plötzliche Gefühl in mir war mit dem Wort Angst nicht zu beschreiben. Ich sah es mehr als Spannung an – und fror plötzlich. Es war kein normales Frieren, es kam vielmehr von innen her, als hätten meine Adern eine Gänsehaut bekommen, wobei das Blut zu kleinen Eiskrümeln gefroren war.
    Meine Bewegungen glichen denen eines Schleichers. Ich blieb weiterhin aufgeregt und innerlich angespannt, und ich war auch dabei, den Nebel zu verfluchen. Er paßte mir überhaupt nicht ins Konzept. Er nahm mir die Sicht. Ich kam mir blind vor, auf der anderen Seite jedoch konnte ich davon ausgehen, daß Onopko unter dem gleichen Schicksal litt, was mich keineswegs froher stimmte.
    Das leise Rascheln warnte mich, und ich blieb stehen.
    Wo, welche Richtung?
    Mir schössen die Gedanken wie Pfeile durch den Kopf. Ich selbst blieb auf dem Fleck stehen, als ich mich drehte, aber da war nichts zu erkennen. Dennoch wußte ich, daß sich der verfluchte Killer unmittelbar in meiner Nähe aufhalten mußte. Er hielt sich nur gut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher