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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
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sich dem Hotel näherte und auch mich gesehen hatte, denn er sprach mich an.
    »Na, frische Luft schnappen?«
    »Auch das.«
    »Wartest du auf ihn?«
    »Kann sein.«
    Wladimir lachte, bevor er sich eine Zigarette anzündete. Für Sekunden erhellte die Flamme seine Gesichtszüge, so daß sie wirkten wie ein rötliches Gemälde. »Ich hatte den gleichen Gedanken wie du und bin deshalb im Wald unterwegs gewesen, aber ich kann dir sagen, daß er sich kaum zeigen wird.«
    »Meinst du?«
    »Ja.« Wladimir stäubte Asche ab und nickte. »Der geht seinen eigenen Weg, das kannst du mir glauben. Ein Typ wie er läßt sich von niemandem in die Suppe spucken, auch nicht von uns.« Er deutete auf die Tür. »Nehmen wir noch einen zur Brust?«
    »Nein, ich möchte noch etwas draußen bleiben.«
    »Wie du willst, aber Onopko wirst du nicht finden. Er ist ein Typ, der selbst bestimmt, wann und wo er erscheint.« Golenkow trat die Zigarettenkippe aus. »Dann bis spätestens morgen.«
    »Geht klar.«
    Er verschwand, ich blieb, allerdings nicht mehr an derselben Stelle.
    ***
    Auch der Lächler befand sich im Schutz des dunklen Waldes. Er war ziemlich schnell gelaufen, ohne auch nur den geringsten Ansatz von Erschöpfung zu spüren. Sein Ziel sah er nicht, aber er konnte es wittern.
    Es lag hinter dem Wald, ein rauhes Gebäude mit zahlreichen Fenstern, die zu Räumen gehörten, in denen sich bestimmt die beiden nächsten Opfer auf der Todesliste aufhielten. Er kannte die Zimmer nicht, aber er würde sie finden, denn das ungewöhnliche Band zwischen ihnen hatte sich in den letzten Stunden gefestigt.
    Je näher er an sein Ziel herangekommen war, um so stärker war es geworden, und zwischendurch, wenn der Aufprall des magischen Sturms besonders groß gewesen war, hatte auch die Narbe auf seiner Stirn wie ein querlaufender Glühfaden aufgeleuchtet.
    Der Wald war sein Freund.
    Jeder Baum gefiel ihm, jedes Stück Unterholz war für ihn wie ein kleines Wunder. Dieser weiche Untergrund, der seine Schritte so stark dämpfte, daß hin und wieder nur ein leises Rascheln zu hören war, wenn er sich durch feuchtes Laub bewegte.
    Der Nebel umtanzte ihn als ein nie abreißendes Gespinst. Er hatte sich über und in den Wald hineingedrückt. Mal war er dichter, mal dünner.
    Mal wolkig, mal glatter.
    Es wehte kaum Wind. Geräusche erstarben sehr schnell, weil der Dunst sie dämpfte.
    Onopko blieb stehen. Seine Augenlider bewegten sich flatternd. Etwas hatte ihn gestört. Es war für ihn nicht sichtbar gewesen, aber die Ruhe des Waldes war schon unterbrochen worden, und zwar eine Ruhe, die er nur als solche ansah.
    Eine Botschaft?
    Nein – oder…?
    Er dachte an die beiden Russen, die auf seiner Liste standen. Zwischen ihnen und ihm existierte das Band, daran gab es nichts mehr zu rütteln.
    Und er war auch ziemlich nahe an sie herangekommen. Es konnte durchaus sein, daß sie ihn gespürt hatten.
    Er schüttelte den Kopf.
    So ist es nicht, dachte er, so ist es auf keinen Fall. Es ist etwas anderes.
    Onopko erstarrte und hob den Blick an. Nebel, wohin er schaute, aber vor ihm, so glaubte er zumindest, zeigte sich die weiße Wand erhellt. Als läge etwas dahinter, das duchschimmern wollte, es aber nicht ganz schaffte.
    Licht?
    Das war durchaus möglich, denn der Hotelbau befand sich nicht mehr weit entfernt. Er ging weiter.
    Vorsichtiger, noch vorsichtiger. Ihn überkam der Eindruck, von einem Feind belauert zu werden. In seinem Kopf zuckten die Schmerzen auf, als wäre das neue Gehirn eine zentrale Sonne, von der die Stiche in alle Richtungen abgeschickt wurden.
    Wieder stoppte er seine Schritte. Unter ihm war der Boden feucht. Die Schuhe sanken ein. Der Nebel hing wie ein großes Tuch um seinen Körper. Er war klamm und naß und fühlte sich im Nacken an wie ein feuchter Schal.
    Was hatte ihn gestört?
    Onopko holte sein Beutemesser hervor. Er hatte den Wunsch, es tun zu müssen, und er war eine Person, die immer ihren Gefühlen folgte. Das Messer zählte, das Messer würde seinen Feinden Respekt beibringen.
    Noch immer tuckerte es in seinem Kopf. Er konnte diese Schmerzen auch deshalb nicht ignorieren, weil sie sich verstärkten, je weiter er sich nach vorn bewegte, auf den Waldrand zu.
    Das Hotel war noch immer nicht zu sehen. Die Bäume und der Nebel nahmen ihm die Sicht. Seltsamerweise interessierte er sich auch nicht mehr für diesen Bau, denn die Gefahr, so hatte er zumindest festgestellt, erreichte ihn aus einer anderen Richtung.
    Er
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