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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS
Autoren: S. Landauer
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Moment wollte sie einfach mehr … Mehr von seiner unglaublichen Stimme, von seiner berauschenden Nähe. Mehr Zeit, bevor sie wieder ins Publikum zurückmusste. Zu Lugo.
    Also nickte sie, und LeNormand streckte ihr wieder die Hand hin. Sina nahm sie und schlenderte mit ihm zu einem Tisch.
    „Wir haben gesehen, dass wahre Magie eine scheinbar feste Oberfläche mühelos durchdringen kann. Jetzt werde ich Ihnen zeigen, meine Damen und Herren, dass noch nicht einmal eine Berührung nötig ist, um hinter die Oberfläche zu schauen. Wir haben hier …“ Er klappte die Tischplatte schräg nach oben und arretierte sie, sodass jetzt für alle zu sehen war, was darauf lag. „… fünf wunderschöne antike Pistolen. Mein Großvater hat sie mir vererbt, und sie sind absolut identisch, bis auf eine Kleinigkeit: Bei vier dieser Pistolen steckt eine Kugel im Lauf, nur bei einer nicht. Ich werde jetzt allein durch mein magisches Auge die ungeladene Pistole finden und meine reizende Assistentin bitten, sie auf mich zu richten. Und damit Sie alle ganz sicher sein können, dass die Pistolen nicht gekennzeichnet sind, werde ich mir zuerst die Augen verbinden lassen.“
    Da nirgendwo ein Tuch zu sehen war, erwartete Sina, dass LeNormand es wie bei einem Taschenspielertrick aus dem Ärmel ziehen würde. Doch er streckte nur die Hand aus. Nach ein paar Sekunden wurde das Publikum erneut unruhig, dann hörte Sina ein kollektives „Ah“ und „Oh“.
    Sie erkannte zuerst nicht, was die Zuschauer beeindruckte. Doch dann nahm sie einen leichten Luftzug wahr, und im nächsten Moment schwebte ein rotes Seidentuch auf die Bühne. Es sah aus wie ein Manta-Rochen und bewegte sich sogar leicht, als hätte es Flügel.
    „Würden Sie …?“ LeNormand sah sie an und deutete auf das Tuch.
    Sina griff danach und erlebte eine weitere Überraschung … Das Tuch wich vor ihr zurück, flatterte wie ein erschreckter Vogel wieder ein Stück nach oben.
    „Sachte, sachte. Strecken Sie die Hand aus, so.“
    Er machte es vor, und obwohl es ihr ein bisschen albern vorkam, hielt Sina die Hand so, als sollte tatsächlich ein Vogel darauf landen. Das Tuch umkreiste sie ein paar Mal, und allmählich bekam sie das Gefühl, es wäre wirklich lebendig. Sie konnte auch, sosehr sie sich anstrengte, nirgends einen Faden oder etwas anderes entdecken, das die Bewegungen des Tuchs hätte steuern können.
    Schließlich hielt es einen Moment über ihrer ausgestreckten Hand inne, ließ sich dann langsam darauf nieder und faltete ordentlich die Flügel. Erst nach Sekunden, in denen Sina sich immer unwirklicher vorkam, wurde das Tuch schlaff und hing dann ganz normal über ihren Handrücken.
    So unauffällig wie möglich atmete sie aus, als sie auf einmal merkte, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
    LeNormand nahm auf einem Sessel Platz, der auf einmal hinter ihm stand. Wie war der jetzt wieder dahin gekommen?
    „Wenn Sie mir jetzt bitte die Augen verbinden würden?“
    Etwas misstrauisch nahm Sina das rote Seidentuch in beide Hände und war fast überrascht, dass es sich kühl und glatt anfühlte. Sie trat hinter den Sessel, straffte den Stoff, legte ihn LeNormand über die Augen und machte hinter seinem Kopf einen doppelten Knoten. Ihm wieder so nahe zu sein, ihn beinah berühren zu können, war so verführerisch. Ihr Herz schlug schneller.
    Nimm dich zusammen, sagte sie sich. Die halbe Stadt sieht dir zu. Und Lugo.
    Hastig trat sie einen Schritt zurück und wartete auf weitere Anweisungen.
    „Würden Sie jetzt eine der Pistolen nehmen? Irgendeine.“
    Zögernd trat Sina an den Tisch. Die Pistolen hingen auf Messingnägeln, sodass sie auf der schräg gestellten Tischplatte nicht verrutschen konnten, und sahen tatsächlich völlig gleich aus – dunkles Metall mit einem Griff, der mit kunstvollen Perlmutt-Intarsien verziert war. Sie waren in einem Fünfeck angeordnet. Und es gab keinerlei Hinweis darauf, welche die ungeladene war.
    Hatte sie etwa etwas überhört? War es ihre Aufgabe, die ungefährliche Waffe herauszusuchen?
    „Irgendeine“, wiederholte er halblaut. Und wieder hörte sie seine Stimme, die nur zu ihr sprach: Keine Sorge, es ist alles gut.
    Kurz entschlossen griff Sina nach der Waffe rechts unten. Sie war überraschend schwer, doch der glatte, kühle Griff fühlte sich angenehm an.
    „Halten Sie sie hierhin.“ LeNormand deutete auf eine Stelle etwa dreißig Zentimeter vor seiner Brust.
    Sina schluckte. Hatte er vorher gesagt, sie sollte
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