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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers
Autoren: J. D. Robb
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fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläums bei der Polizei überreicht worden war.
    Ein weiteres Ritual, überlegte Eve. Ein weiteres Symbol.
    »Ich bin so froh, dass du hier bist«, murmelte Sally.
    »Er wird mir fehlen. Er wird uns allen fehlen.« Feeney tätschelte ihr unbeholfen die Hand. Vor lauter Trauer brachte er kaum einen Ton heraus. Doch als er das Gefühl herunterschluckte, legte es sich kalt und schwer wie Blei auf seinen Magen. »Du weißt, falls es irgendetwas gibt, was ich…«
    »Ich weiß.« Sie bedachte ihn mit einem leichten Lächeln, drückte ihm tröstend die Hand und wandte sich an Eve. »Ich weiß es zu schätzen, dass auch Sie gekommen sind, Dallas.«
    »Er war ein guter Mann. Ein solider Polizist.«
    »Ja, das war er.« Da sie wusste, dass dies ein hohes Lob war, zwang sich Sally erneut zu einem Lächeln. »Es hat ihn mit Stolz erfüllt, den Menschen zu dienen und sie zu beschützen. Commander Whitney, seine Frau und Chief Tibble sind ebenfalls gekommen. Genau wie so viele andere.« Ihr Blick wanderte blind durch den überfüllten Saal. »So viele. Er war ihnen wichtig. Frank war ihnen wichtig.«
    »Natürlich war er das, Sally.« Feeney trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Du, ah, weißt, dass es einen Fonds für die Hinterbliebenen von Polizisten gibt.«
    Abermals lächelnd tätschelte sie ihm begütigend die Hand. »Wir kommen zurecht. Keine Sorge. Dallas, ich glaube, Sie haben meine Familie noch nicht kennen gelernt. Lieutenant Dallas, meine Tochter Brenda.«
    Brenda war eine klein gewachsene, rundliche Person mit dunklen Haaren, dunklen Augen und einem etwas schweren Kinn. Sie kam nach ihrem Vater.
    »Mein Sohn Curtis.«
    Schlank, schmalgliedrig, mit weichen Händen, und trockenen, jedoch aufgrund der Trauer etwas trüben Augen.
    »Meine Enkel.«
    Das jüngste der fünf Kinder war ein Junge von ungefähr acht Jahren mit einer von Sommersprossen übersäten, ein wenig platten Nase. Er bedachte Eve mit einem nachdenklichen Blick. »Warum tragen Sie denn noch Ihre Knarre?«
    Leicht verlegen zog sie ihre Jacke über das Halfter. »Ich bin direkt vom Revier hierher gekommen. Ich hatte keine Zeit, um nach Hause zu fahren und mir etwas anderes anzuziehen.«
    »Pete.« Curtis bedachte Eve mit einem entschuldigenden Blick. »Sei bitte nicht so aufdringlich.«
    »Wenn sich die Menschen mehr auf ihre persönlichen und spirituellen Kräfte besinnen würden, wären Waffen gar nicht nötig. Ich bin Alice«, stellte sich eine schlanke Blondine vor. Sie war eine wahre Schönheit, mit weichen, verträumten blauen Augen, einem vollen, ungeschminkten Mund und glattem, langem Haar, das sich wie ein schimmernder Vorhang über die Schultern ihres weich fließenden schwarzen Trauergewands ergoss. Um den Hals trug sie eine lange, dünne Silberkette mit einem schwarzen, in Silber eingefassten Stein.
    »Alice, du bist eine echte Spinnerin.«
    Sie warf einen kühlen Blick über ihre Schulter in Richtung eines zirka sechzehnjährigen Jungen. Ihre Hände jedoch flatterten aufgeregt wie zwei elegante Vögel, die ihr Nest bewachten, um den schwarzen Stein.
    »Mein Bruder Jamie«, erklärte sie mit seidiger Stimme. »Er bildet sich ein, dass man, wenn er einen beleidigt, auf ihn reagiert. Mein Großvater hat viel von Ihnen gesprochen, Lieutenant Dallas.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt.«
    »Ihr Mann ist heute Abend nicht da?«
    Eve zog eine Braue in die Höhe. Neben der Trauer empfand das junge Mädchen eine deutlich erkennbare Nervosität. Außerdem sandte es jede Menge, wenn auch undeutlicher, Signale an sie aus. Es ging ihr um etwas Bestimmtes, dachte Eve. Doch was konnte das sein?
    »Nein, leider nicht.« Sie wandte sich wieder an Sally. »Er lässt Ihnen sein Mitgefühl ausrichten, Mrs. Wojinski. Leider ist er zurzeit beruflich unterwegs, sonst wäre er bestimmt heute Abend hier. «
    »Sicher braucht man eine Menge Konzentration und Energie«, mischte sich Alice erneut in das Gespräch, »um eine Beziehung zu einem Mann wie Roarke aufrechterhalten und gleichzeitig einen anstrengenden, schwierigen, ja sogar gefährlichen Beruf wie den Ihren ausüben zu können. Mein Großvater hat oft gesagt, wenn Sie sich einmal in eine Sache verbissen haben, lassen Sie nicht mehr los. Würden Sie sagen, dass das richtig ist, Lieutenant?«
    »Wenn man loslässt, besteht die Gefahr, dass man verliert. Und ich verliere äußerst ungern.« Sie hielt Alices eigenartigem Blick ein paar Sekunden lang stand, ging jedoch
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