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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis
Autoren: Brigitte Riebe
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diese miesen Verräter, und bring sie zur Strecke, genauso wie sie uns damals gnadenlos zur Strecke gebracht haben. Verdient haben sie es allemal!«
    Ein Hoffnungsschimmer, immerhin.
    Und vielleicht sogar mehr als das, falls das Glück ihn nicht für immer vergessen hatte.
    Nefer fluchte, weil die nachlässig gebundenen Binsen des Besens sich im feuchten Zustand aufzulösen begannen und den Schmutz auf dem Boden mehr verteilten als zusammenfegten. War das vielleicht die passende Arbeit für einen Mann, der einmal zu den größten Hoffnungen im Lebenshaus* gehört hatte?
    Allein an das zu denken, was er für immer verloren hatte, genügte, um alle Kraft aus seinem Körper schwinden zu lassen. Schwach und mutlos fühlte Nefer sich in solchen Augenblicken, vor der Zeit gealtert, beschwert von einer unsichtbaren Bürde, die er auch jetzt noch nicht ablegen konnte, nicht nach all den Jahren, die seit seiner Erniedrigung vergangen waren. Eines nur hielt ihn dann aufrecht, und er versuchte, diese Vision auch jetzt wieder heraufzubeschwören, obwohl es immer schwieriger wurde, je mehr Zeit verstrich: der Gedanke an Rache.
    War da nicht draußen ein Geräusch gewesen? Oder spielten ihm bloß seine Ohren einen Streich?

    Nefer stellte den Besen beiseite und ging zur Tür. Es dauerte, bis seine Augen sich einigermaßen an das Dunkel gewöhnt hatten; es war Neumond und die Nacht so schwarz wie das Innere eines Grabes.
    Niemand zu sehen, weit und breit.
    »Hast du noch einen anständigen Schluck für einen guten Freund?« Nefer schrak zusammen, während der andere breit zu grinsen begann. Wie ein Geist stand er plötzlich vor ihm, ein recht korpulenter Geist allerdings, deutlich schwammiger als bei ihrer ersten Begegnung. »Mein Boot hab ich ein ganzes Stück weiter unten am Ufer festgemacht. Ganz nach deinen Wünschen. Musst also nicht gleich wieder loszetern wie beim letzten Mal! Deine Frau ist doch sicherlich nicht mehr hier, oder?«
    Der Mann drängte sich dreist an ihm vorbei in die Schenke, packte einen Hocker, stellte ihn zurück auf den Boden und setzte sich. Dann erst ließ er den stoffumwickelten Packen, den er unter dem Arm getragen hatte, auf den Tisch fallen.
    »Dass du dich auch mal wieder blicken lässt«, murmelte Nefer und stellte widerwillig Krug und Becher vor ihn hin. Er konnte nur hoffen, dass Taheb bereits schlief. Zum Glück wohnten sie jetzt in dem kleinen, zweistöckigen Haus, das einige Schritte entfernt lag, und nicht mehr in den engen, niedrigen Räumen direkt über der Schenke, wo an Ruhe niemals zu denken gewesen war. »Und spät dran bist du auch, Ipi. Ich war schon am Zuschließen.«
    »Hab schließlich noch was anderes zu tun, von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit, falls du dich vielleicht daran erinnerst? Außerdem kann es bei unserem Geschäft doch gar nicht spät genug sein. Oder wäre es dir
lieber, ich würde tagsüber hier auftauchen und dein feiner Polizistensohn könnte uns zusammen sehen?«
    »Lass gefälligst Ani aus dem Spiel«, zischte Nefer. »Wie oft hab ich dir das schon gesagt?«
    »Ach, ich hör es immer wieder gerne.« Sein Spott war beißend. »Ein bisschen Spaß wird wohl noch erlaubt sein, bei der Plackerei, die du von uns erwartest!«
    »Du machst dir ja nicht gerade die Hände dabei schmutzig!«
    »Einer muss sagen, wo es langgeht. Und du kannst den Göttern danken, dass ich es bin«, entgegnete Ipi.
    »Als ob ihr es um meinetwillen tun würdet!«, raunzte Nefer. »Ohne meine kostbaren Lagepläne könntet ihr euer Vorhaben ohnehin vergessen.Aber was bringt mir das? Immer nur warten, warten, warten - ich bin es so leid!«
    »Was, wenn wir endlich fündig geworden wären?« Ipi schien jedes einzelne Wort zu genießen.
    »Das hast du schon mehrmals behauptet. Und es war immer gelogen. Hör also lieber auf mit deinen fadenscheinigen Versprechungen. Ich glaube nur an das, was ich sehe.« Er deutete auf seinen Kopf. »Mit diesen meinen Augen!«
    Ipi steckte seine lange Nase in den Krug, als gäbe es im Augenblick nichts Wichtigeres, wich aber schnell angewidert zurück. »Diese Plörre kannst du selber saufen, du verdammter Geizhals!«, rief er. »Wenn du nicht augenblicklich einen anständigen Wein rausrückst, bist du mich schneller los, als du bis drei zählen kannst.«
    Nefer begann, vor sich hin zu grummeln, ging aber doch nach nebenan und kam mit dem Gewünschten zurück. Ipi trank gierig, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.

    »Und neugierig
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