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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern
Autoren: Vonda McIntyre
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sie, wenn sie sich hinlegt?«
    »Erwachsene schlafen nicht im Liegen.«
    Der Wyrwolf hob seinen Kopf und sah Leia an.
    »Gehen Sie«, sagte Dr. Hyos freundlich. »Ruhen Sie sich aus.«
     
    Leia warf sich mit einem Ausruf der Verzweiflung auf ihr Bett. Wie hatte sie diesen furchtbaren, nicht enden wollenden Tag überlebt? Ihre Muskeln taten weh und waren so verkrampft, daß sie die Verspannung nicht lösen konnte. Wie schon so oft in der Vergangenheit bedauerte sie, daß ihre Pflichten sie davon abhielten, die Jedi-Kräfte zu studieren.
    Ich wette, Luke sagt ganz einfach zu seinem Körper, ›Schluß, keine Steifheit mehr‹, dachte sie neidisch. Oder er sagt zu sich selbst, ich fühle keinerlei Schmerzen, und er spürt sie nicht.
    Wie kann ich bis morgen warten, um etwas von den Kidnappern zu hören?
    Sie glaubte den Versicherungen des Haushofmeisters, daß es bei einem Entführungscoup nicht darum ging, die Opfer zu verletzen. Und doch glaubte sie, daß sich ihre Kinder in Todesgefahr befanden. Wenn sich die Kidnapper auf irgendeine Weise mit jemandem verbündet hatten, der der dunklen Seite angehörte…
    So mußte es sein. Der Haushofmeister und Dr. Hyos, der Leia Bewunderung entgegenbrachte, betrachteten Coupkidnapper als ehrenhaft. Aber die Entführer von Leias Kindern waren skrupellos und grausam: Sie hatten Chewbacca und die Kammerjungfrau verletzt, als sie bereits bewußtlos und hilflos waren.
    Die Druckbombe! dachte Leia. Sie wurde nicht zur Explosion gebracht, um die Entführung zu erleichtern – sie wurde zur Explosion gebracht, um Beweise zu vernichten. Beweise dafür, daß sich jemand der dunklen Seite bediente…
    Sie legte sich auf den Rücken und ließ den Tränen freien Lauf. Über ihr leuchtete die lichtdurchlässige Steindecke in perlmuttfarbenem Glanz. Ihre zarten, komplizierten Gravuren waren für sie ebenso rätselhaft wie für alle anderen. Die zeitgenössische Gesellschaft von Munto Codru benutzte die uralten Schlösser als Provinzhauptstädte oder mied sie als verwunschene Orte. Aber eine frühere Zivilisation hatte diese labyrinthartigen Paläste erbaut. Die Zivilisation hatte ihre Geschichte an Steinwände geschrieben, die so dünn gemeißelt waren, daß sie aussahen wie vom Wasser ausgewaschenes Glas. Die Zivilisation war verschwunden und hatte nur ihre Schlösser und ihre nicht entzifferbaren Geschichten hinterlassen.
    Die Gravuren verschwammen hinter Leias heißen Tränen.
    In dem äußeren Zimmer von Leias Apartment schlug die Klingel an. Mühsam erhob sich Leia.
    Vielleicht gibt es eine Nachricht! dachte sie. Sie eilte aus dem Schlafzimmer. Im Türeingang stand Mr. Iyon.
    »Haben Sie etwas gehört?«
    »Nein, Madam«, sagte er. »Bitte, ich versichere Ihnen, daß sie sich am Morgen melden werden.«
    »Bis dahin könnten sie überall sein!«
    »Nein, sie werden in der Nähe sein.«
    »Sie sind nicht in der Nähe«, beharrte Leia. »Sir, wir haben lange genug gewartet. Inzwischen sind sie mit Sicherheit entflohen.«
    »Aber, Madam, eine Flucht ist nicht erforderlich. Es ist bequemer, in der Nähe zu bleiben. Besonders mit kleinen Kindern. Sie könnten sich sogar im Schloß befinden.«
    »Im Schloß? Wie könnten sie? Sie sind nicht hier!«
    »Welches bessere Versteck gäbe es als eins gleich neben unseren Ohren? Das Schloß ist Tausende von Jahren alt. Seine Keller und Tunnel erstrecken sich bis tief in den Boden… sogar bis in den Berg…«
    »Ich wüßte es! Begreifen Sie das nicht? Ich wüßte es, wenn sie in der Nähe wären. Wir müssen anfangen, sie zu suchen.«
    Mr. Iyon blickte sie sehr ernst an. Sanft nahm er ihren Arm und führte sie zu einem Sessel. Als Leia Platz genommen hatte, setzte er sich ihr gegenüber auf die Kante der weichen Couch.
    »Wenn Sie es befehlen, Madam, werde ich gehorchen.«
    »Ich befehle es!«
    »Aber ich möchte sicher sein, daß Sie ganz genau verstehen, was Sie verlangen.«
    »Ich…« Sie zögerte. »Sie wollten mir noch mehr erzählen.«
    Er nickte langsam und blickte auf die kunstvollen Teppichmuster.
    »Wenn irgend etwas die Verhandlungen stört«, sagte er, »verlieren alle das Gesicht. Die Kidnapper werden gezwungen sein, sich schadlos zu halten.«
    »Indem sie die Kinder verletzen?«
    »Sie würden ihre eigenen Ziele opfern, wenn sie jemandem von edlem Geblüt etwas antäten.« Er unterbrach sich, fuhr dann eindringlich fort. »Aber wenn Sie Verhandlungen verweigern, könnten sich die Kidnapper bemüßigt fühlen, etwas zu opfern – um ihre
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