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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern
Autoren: Vonda McIntyre
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Ernsthaftigkeit zu demonstrieren.«
    Leia konnte nicht verstehen, was er meinte. Wie konnten die Kidnapper etwas opfern, wenn ihnen ihre eigenen Traditionen verbaten, ihren Kindern etwas anzutun?
    »Ihr Wyrwolf«, sagte sie. »Sie befürchten, daß sie Ihren Wyrwolf zum Opfer machen.«
    Mr. Iyon hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. Er sagte nichts.
    »Aber es sind keine Coup-Kidnapper!« sagte Leia. »Verstehen Sie es denn nicht? Es ist niemand von Munto Codru beteiligt!«
    »Sind Sie sicher, Madam?«
    Sie war sich sicher, war sich sicher gewesen… Aber sie war so müde und gramgebeugt, so versucht, daran zu glauben, daß sich am Morgen alles klären würde, daß die Kinder in Sicherheit wären.
    Ich werde jetzt noch nicht antworten, dachte sie. Ein paar Minuten kann ich darüber nachdenken, was Haushofmeister Iyon gesagt hat.
    Mr. Iyon klatschte in seine beiden linken Hände. Einer seiner Bediensteten trat ein, mit einem Tablett, auf dem eine zarte antike Teekanne aus Stein, eine Teetasse und eine Schale mit Gebäck standen. Licht schien durch die Seiten der Teekanne, flüssiges Gold, das sich sanft zwischen Gravuren bewegte, die dem gleichen Jahrgang wie das Schloß angehörten.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen etwas Tee zu bringen. Er beruhigt.«
    Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Einen Augenblick zuvor hätte sie schwören können, daß sie nie wieder etwas essen würde, aber der trockene Mund wurde ihr plötzlich wäßrig und ihr Magen knurrte höchst unfein, als sie den aromatischen Tee und das feine Nußgebäck roch.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Iyon«, sagte Leia, dankbar für die Unterbrechung. »Aber Sie haben für sich selbst keine Tasse mitgebracht. Da steht noch eine, auf dem Büfett.«
    »Ich habe bereits gegessen, Madam.«
    »Ich bestehe darauf«, sagte Leia, reflexartig plötzlich argwöhnisch und gleichzeitig peinlich berührt von der eigenen Reaktion.
    Der Bedienstete holte eine weitere Tasse, goß den Tee ein und zog sich zurück. Leia griff nach ihrer Tasse und einem Keks.
    »Dies sind die besten Kekse des Chefs«, sagte sie. »Haben Sie sie schon probiert?« Sie biß in einen hinein, im Vertrauen darauf, daß der Küchenchef ebensowenig jemandem die Möglichkeit geben würde, sich an seinem Rezept zu vergehen, wie er auf die Idee käme, sich bei einem Staatsbankett von Kronleuchter zu Kronleuchter zu schwingen. Der Keks zerschmolz in ihrem Mund. Er hinterließ ein süßes, würziges Aroma und milderte ihren Hunger ein bißchen.
    »Ich kann kein Gebäck essen, Madam.« Er seufzte. »Aber ich werde eine Tasse Tee mit Ihnen trinken.« Er trank seine Tasse mit einem Schluck aus.
    Leia war überrascht, aber immer noch argwöhnisch und stellte sich die Frage, ob sie einen Fehler gemacht hatte, als sie den Keks aß. Während sie an ihrem Tee nippte, wunderte sie sich über ihre Fähigkeit, überhaupt irgendeine Alltagstätigkeit zu verrichten, ihr war mehr danach, mit dem Blaster in der Hand durch die Gegend zu laufen und den Feind zu jagen.
    In den alten Zeiten, dachte sie, wußten wir, wer der Feind war.
    »Es ist gut, daß Sie die neueste coruscantische Mode mit nach Munto Codru bringen«, sagte der Haushofmeister in dem Bemühen, das Thema zu wechseln. »Neuigkeiten sind so lange unterwegs, so weit entfernt vom Regierungszentrum…«
    »Was…?« Sie erinnerte sich daran, was sie anhatte: eine Wanderhose, ein weiches Lederhemd und schwere Stiefel. Sie fing an, ihm zu erklären, daß sie nicht imstande gewesen war, ein weiteres modisches Hofgewand anzuziehen. Dann fragte sie sich, ob er sie wegen ihrer Kleiderwahl vielleicht auf subtile Art und Weise tadeln wollte.
    Aber er meinte es vollkommen ernst. Leia errötete. Sie suchte nach einer Erklärung, ohne den Verdacht aufkommen zu lassen, daß sie sich über ihn lustig machen wollte.
    »Es ist nicht gerade der letzte Schrei«, sagte sie und nippte abermals an ihrem Tee. »Aber es ist bequem und…« Sie zuckte die Achseln.
    Mr. Iyon gähnte. Seine dünnen Lippen legten die kräftigen Zähne frei. Ruckartig machte er den Mund wieder zu.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Madam!«
    Leia nahm seine Entschuldigung mit einem Nicken an und gähnte dann ebenfalls.
    »Wir hätten Pfeffertee trinken sollen«, sagte sie, »nicht diesen hier. So köstlich er auch ist.«
    Krampfhaft versuchte sich Leia an die Frage zu erinnern, die er ihr gestellt hatte. Mr. Iyon hatte gesagt, daß die Kinder in der Nähe sein müßten. Leia bezweifelte, daß
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