Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
verharrten sie plötzlich beide, und das aus gutem Grund. Zwischen zwei ausladenden Besenginstern hindurch sahen sie bis auf den niedergetretenen Hauptweg (eine richtige Straße gab es in dieser Gegend ja nicht), der etwas westlich ihrer Position nach Süden führte. Zwei einsame Reiter trabten dort in aller Seelenruhe durch das fahle Mondlicht, und als wären ihre dunklen, nur schemenhaft erkennbaren und in schwarzen Roben steckenden Gestalten nicht bereits unheimlich genug, schien sich von ihnen in gleichförmigen Wellen eine klirrende Kälte auszubreiten. Fredi und Hermeline wurden ganz angststarr, als die unnatürliche Froststarre (selbst bei Nacht herrschten im Grenzgebiet zwischen den beiden Kontinenten im Sommer normalerweise heiße Temperaturen) über sie kroch, und sie fühlten sich, als würden sie in einen Nebel hinabsteigen, der in einem tiefen, winterverschneiten Tal lagerte.
    Unwillkürlich kämpfte Fredi gegen den Bann an, der ihn festhielt, und machte einen Schritt nach hinten. Dummerweise traten seine kleinen, filzbeschuhten Mucklinfüße auf einen morschen Zweig, und obwohl man ihn nicht gerade als Schwergewicht bezeichnen konnte (nicht einmal für einen seiner Art – Tante Petronella meinte immer, ein Mucklin, der nicht mindestens fünf große Stücke ihres Kuchens zum Nachmittagstee aß, müsse ja zwangsläufig abmagern), knackte das Holz vernehmlich. Ein Hund, dem man versehentlich auf den Schwanz getreten hatte, konnte wohl kaum in ein größeres Getöse ausbrechen – so mochte es einem inmitten der atemlosen Stille jedenfalls vorkommen.
    Die beiden fremdartigen Reiter zügelten augenblicklich ihre Pferde, sahen in die Richtung, in der Fredi und Hermeline sich hinter den gespensterhaften Armen der Ginster versteckt hielten, und legten ihre Köpfe schief, so als ob sie mit sehr scharfen Ohren lauschten. Dabei wurde es noch kälter, wenn das überhaupt noch möglich war, und es war eine Kälte, die den armen Mucklins bei jedem ihrer flachen Atemzüge bis tief in die Kehlen drang und an ihren Lungen zerrte. Ein schleichendes Gefühl der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihnen aus, denn sie waren sich nun vollkommen sicher, dass die beiden Fremden sie längst bemerkt hatten und jeden Augenblick dazu ansetzen würden, ihnen nachzustellen und sie für immer mundtot zu machen.
    Ich war so ungeschickt, dass ich uns verraten habe! Und damit habe ich nicht nur mich, sondern auch Hermeline und vielleicht alle anderen zum Tod verurteilt! Was bin ich nur für ein Unglücksrabe und ein Narr!,
dachte Fredi und schloss die Augen, während er ergeben darauf wartete, dass sich die Hufe oder die Stiefeltritte der Reiter näherten und der angstvollen Ungewissheit endlich ein Ende bereiten würden. Alles jedoch, was er in der Grabesstille der weiten, nach Westen hin offenen Landschaft hörte, war weiterhin der rasselnde Atem der beiden Kreaturen auf den Pferden, deren Antlitz ebenso schwarz war wie sie selbst.
    Dann setzte sich das Getrampel der Reittiere endlich fort, doch eher betulich, und es kam auch nicht näher, sondern entfernte sich allmählich ebenso wie die unbeschreibliche Winterkälte und verlor sich schließlich in der Ferne.
    „Wir müssen sofort los und Neimo und Faramon warnen!“, sagte Hermeline und zerschnitt damit das eisige Schweigen. „Wer immer diese Burschen auch waren – ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einem Mucklin oder einem Elben allzu freundlich gesonnen sind.“
    „Jaaa“, antwortete Fredi langsam und versuchte mit mäßigem Erfolg, seine Anspannung abzustreifen, „sieht mir vielmehr so aus, als handele es sich um Freunde der Piraten, die etwas Übles im Schilde führen.“
    Die abnehmende Mondsichel hatte gerade den höchsten Punkt ihrer nächtlichen Wanderschaft über den Horizont erklommen, als Lotan, Sigurd, Cord, Alva und Pandialo eine Bewegung in ihrer Nähe gewahrten. Sie alle wappneten sich für den Fall, dass ihnen eine Gefahr drohte, bis der lemurische Thronerbe, der bäuchlings auf einem erhöhten, flachen Felsen lag, schließlich Entwarnung gab.
    „Ein Elb und drei kleine Nervensägen im Anmarsch“, rief er mit gedämpfter Stimme nach unten, woraufhin Lotan an der Spitze seines langen Stabes ein mattes Leuchten hervorrief, um ihren zurückkehrenden Gefährten den eigenen Standort zu bedeuten.
    Faramon wirkte nicht so, als ob er sich gerade sonderlich angestrengt hätte, die drei Mucklins jedoch, die schließlich viel kürzere Beine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher