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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
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der Verlegenheit befunden hatten, ihr eigenes Leben zu retten. Nun aber, da sie es aus Kull-Falûm herausgeschafft hatten, brachen sie am Rande der beinahe senkrecht aufsteigenden schwarzen Berge zusammen und ließen sich auf dem kargen, steinigen Untergrund nieder.
    „Ich kannte Lemdred seit vielen Jahren“, sagte Sigurd zu Lotan, der neben ihm saß. „Wir haben uns viele gegenseitigen Besuche abgestattet und hatten so manche gemeinsame Erlebnisse. Er hat mir die Ostmark und viele andere Teile von Rhodrim, dem Land meiner Väter, gezeigt, und seine Familie hat mich immer mehr wie einen Sohn als einen Gast behandelt. Ich gebe zu, dass ich während der letzten Zeit ein paar Mal sauer auf ihn war, da er unbedingt auf mich aufpassen wollte und mich manchmal wie ein kleines Kind behandelt hat. Und doch werde ich einfach alles an ihm vermissen, denn er war mein bester Freund und mein Bruder, denn ich habe mich ihm ebenso eng verbunden gefühlt wie meiner eigenen Schwester.“
    Alva, die die Szene beobachtete, erkannte verwundert, dass sich in den Augen des Prinzen feuchte Ränder bildeten. Die Selbstgefälligkeit und Geringschätzung, die sie ansonsten so sehr an ihm verabscheute, waren aus ihm geschwunden. Dass ein scheinbar so knallharter, jede Situation lässig beherrschender Mann wie er plötzlich Gefühle zeigte, verwirrte sie zugegebenermaßen ein wenig. Andererseits konnte sie nicht umhin, dafür Bewunderung zu empfinden. Und mit einem Mal war ihr der lemurische Adelsspross nicht mehr ganz so unsympathisch.
    „Wir alle werden ihn vermissen, und wir werden sein Andenken mit allem, was uns zur Verfügung steht, in Ehren behalten. Es heißt, dass jemand weiterlebt, solange er nicht vergessen ist; und nicht nur wir werden dafür Sorge tragen, dass dies mit Lemdred so bald nicht geschieht, sondern auch der Eine hat bekanntermaßen ein unvergleichliches Gedächtnis. Trauer hat insofern etwas Gutes an sich, denn sie gemahnt einen an die Bürde, die Erinnerung an jemanden in sich zu tragen. Letztendlich jedoch müssen wir alle – sogar wir Zauberer – akzeptieren, dass das Leben ein Wechselspiel von Geburt und Vergehen ist, das gespeist wird vom Blut aller Sterblichen“, sagte Lotan der Heiler.
    Sigurd nickte. Wie er feststellte, hatte der alte, in unscheinbares Grau gehüllte Zauberer wieder einmal ein weiteres seiner vielen Gesichter aufgesetzt, denn seinen Worten haftete nichts von der Wirrnis und der Albernheit an, wie dies manchmal bei ihm der Fall war. Vielmehr entfalteten sie eine überaus treffende, mitfühlende und tröstliche Wirkung.
    Ein mildes, warmes Licht bestrich am nächsten Morgen die Landschaft, zeichnete die harten Konturen der dunklen Berge sanfter und tat sein Übriges hinzu, dass die Gefährten sich ein wenig mutiger und lebhafter fühlten. Fredi, der Mucklin mit dem rotblonden, krausen Haar und den Sommersprossen um die Nase, hatte sich seine Schläfrigkeit als erster aus den Kleidern geschüttelt und bereitete das Essen für die anderen zu. Wie sich bei früherer Gelegenheit schon gezeigt hatte, waren Mucklins in Sachen Nahrungsbeschaffung und Kochen nämlich äußerst gut zu gebrauchen. Nicht weit entfernt floss ein klarer Bach, der wohl ein Stück weiter nördlich vom Barno abzweigte und der als Lieferant für frisches Wasser ausgezeichnet geeignet war. Zu ihm war Fredi pfeifend hingeschlendert, und als er von seinem kleinen Ausflug munter hüpfend zurückkam, hatte er nicht nur gefüllte Wasserflaschen und Brennholz dabei, um über dem Feuer Teewasser zu erhitzen, sondern außerdem ein paar knackig frische Beeren und Früchte, die er imHandumdrehen ausfindig gemacht hatte.
    „Es ist nun an der Zeit, zu entscheiden, wie unser weiterer Weg aussehen soll“, sagte Faramon, der Sohn von Thingor, dem Hohen Herren der Nolori, als es nach dem Frühstück daran ging, eine dringend notwendige Unterredung zu führen. „Einerseits können wir feststellen, dass die Gemeinschaft trotz aller schlimmen Verluste, die wir erlebt haben, ihren Zweck erfüllt hat. Dies soll heißen, dass ich nun, da wir das simbelya pennín wieder in Händen halten, in der Lage wäre, es zu meinem Volk zurück zu bringen. Und wir würden sicherlich Mittel und Wege finden, um auch den Zwergen ihr Eigen, den dibil-nâla, zurück zu geben, ohne ihnen jede Einzelheit über sein Verschwinden zu enthüllen.
    Andererseits ist mir wohl bewusst, dass nicht alle von uns der Ansicht sind, dass unser Auftrag, mit dem wir ausgezogen
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