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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
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zierten und den er wohl nicht einmal ein Zoll hätte anheben können, erregte hierbei sein Interesse weit weniger als die schöne Truhe, die mit Bronze und Messing beschlagen war und die gleich daneben stand. Abermals trat ein Grinsen auf sein Gesicht, als er seine Dietriche zum Einsatz brachte, und es dauerte nicht lange, da sprang der Deckel der Schatulle knarzend auf und gab den Blick auf ein ganz besonderes Kleinod frei. Es war dies der Kriegsgürtel, der einst Borgin den Großen geschmückt hatte, und er war ohne Frage der am aufwändigsten gearbeitete Gürtel, den das kleine Geschöpf jemals in seinem Leben gesehen hatte. Vor allem aber sprang ihm das Juwel ins Auge, das an seiner Schnalle verankert war. Es handelte sich dabei um ein Tigereisen von rötlich-goldener Farbe, das die Zwerge den
dibil-nâla
nannten.
    Nicht zu fassen, dass die Zwerge diesen Edelstein vor langer Zeit geraubt oder gestohlen hatten und ihn nun so unvorsichtig verwahrten – vor allem, da der Stein eine so entsetzlich mächtige und zerstörerische Magie barg, dass sie ganz Arthilien früher oder später zerstören konnte! Deshalb war es ohne Frage besser, ihn lieber früher als später unschädlich zu machen!
    Dies hatte ihm zumindest sein Auftraggeber so erzählt, und er hatte dabei sehr überzeugend und ernstlich besorgt geklungen.
Die Zwerge meinen es vielleicht nicht einmal böse, doch der Stein wird immer mehr Macht über sie erlangen und schließlich für sie und alle anderen Lebewesen zum Verhängnis werden! Manche muss man zu ihrem Glück eben leider zwingen, aber man wird uns noch sehr dankbar dafür sein ...,
hatte man ihm gesagt, und das klang recht vernünftig, wie er fand.
    Der nächtliche Dieb entnahm der Truhe den Gürtel und setzte sich damit auf den Thron, um in Ruhe daran arbeiten zu können. Er zückte einen Dolch aus seinem eigenen, viel schmaleren Gürtel und begann damit, das Tigereisen aus seiner Fassung zu lösen. Das ging schwerer, als er vermutet hatte. Das Ding saß verflixt tief und steckte so fest, dass es letztlich nur mit roher Gewalt ging. Immerhin konnte er den Edelstein wohl kaum beschädigen (was eigentlich auchegal war, da er ja ohnehin zerstört werden sollte), und der Gürtel – na ja, die Zwerge würden für ihren Herrscher schon einen neuen finden.
    Plötzlich, als er seinen Dolch zum x-ten Mal wie einen Hebel angesetzt und mit ihm einen kraftvollen Ruck getan hatte, sprang das Juwel aus seiner Fassung wie ein Pfeil vom Bogen. Die Freude darüber dauerte jedoch noch keinen Wimpernschlag an, denn das blöde Dinge flog in einem hohen Bogen davon und prallte ausgerechnet gegen einen Trinkkelch, der auf der rechten Tischhälfte stand. Dummerweise standen in einer Reihe unmittelbar daneben zwei weitere Kelche und dann ein größerer Trinkpokal. Ganz am Rand der Tafel stand außerdem ein großer Kandelaber, und mit einem sich wie bei einem Glockenspiel mehrfach fortsetzenden
plong!
verloren zunächst die drei Kelche, danach der Pokal und schließlich der Leuchter ihr Gleichgewicht, als jeder der Gegenstände gegen seinen Nachbarn stieß. Das kleine Geschöpf staunte noch kurz über den Domino-Effekt, den es bei anderer Gelegenheit (wenn es nicht gerade in den Thronsaal Zwergenauens einbrach und das wichtigste Heiligtum der Zwerge stehlen wollte) wohl höchst lustig und interessant gefunden hätte, dann stürzte es sich mit aller zu Gebote stehenden Schnelligkeit auf den Fußboden, überschlug und verdrehte sich dabei und hielt schließlich den Kandelaber in Händen, der über die Tischkante gekippt war. Kaum ein paar Zoll hatten gefehlt, und der Leuchter wäre mit einem lauten, metallischen Scheppern auf die Steindielen geknallt und hätte damit für genau diejenige Eigenwerbung gesorgt, die es jetzt so gar nicht gebrauchen konnte.
    Behutsam stellte der Besucher den Kandelaber und die umgestürzten Trinkgefäße ordentlich auf die Tafel zurück und nahm den dibil-nâla wieder an sich. Für kurze Zeit betrachtete er das kleine Ding, doch verstand es nicht, was daran so magisch sein sollte. Ein Edelstein war es, ohne Frage, aber wirklich gefährlich sah es gar nicht aus, zumindest nicht so wie ein Schwert, ein Speer oder eine Axt, an denen man sich leicht verletzten konnte.
    Das kleine Wesen war noch immer freudig und erleichtert über seine anhaltende Glückssträhne und die knapp gelungene Rettungsaktion, als es ihm einen Fussel Staub in die Nase wehte. Kurz kämpfte es an gegen den Drang, laut zu
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