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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten
Autoren: H. G. Wells
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Küste"
    Nehmen Sie Platz und essen Sie eine Kleinigkeit" forderte Holmes ihn auf, "Es ist genug da. Ich mache uns noch eine Kanne Tee."
    Hopkins schlang das Essen hungrig in sich hinein.
    "Und nun berichten Sie mir, was ich nicht erraten habe. Wo waren Sie genau, und was haben Sie gesehen?"
    "Ich floh mit den Massen aus der Stadt", berichtete Hopkins. "Ich hatte ein Fahrrad, aber es war dennoch eine Strapaze - ein hektisches Durcheinander, wie von Ratten, die ein brennendes Haus verlassen."
    Er zog die breiten Schultern hoch, wie um ein Frösteln zu verbergen.
    "Ich erreichte dienstags die Küste. Am Strand, bei der Mündung des Blackwater, hatte sich bereits eine dichte Menschenmenge eingefunden. Einige der Leute warteten seit Montag nacht. Am Mittwoch wurden die ersten Flüchtlinge auf Schiffe gebracht. Dann kamen die Marsbewohner."
    "Was sahen Sie von den Fremden?"
    "Ich hatte einen Kirchturm erklommen, um sie zu beobachten. Drei rückten mit ihren Maschinen an. Sie wateten ins Wasser hinaus, um den Schiffen mit den Flüchtlingen den Weg abzuschneiden, aber dann tauchte ein gepanzertes Torpedoboot auf und griff in den Kampf ein. Es war ein mutiges Unterfangen, Mister Holmes."
    "Ohne Zweifel - aber brachte es auch Erfolg?"
    "Das Boot detonierte, doch es vernichtete zwei der Maschinen, und als der Kampf vorbei war, befanden sich die Schiffe so weit draußen, daß ihnen das dritte Ungeheuer nicht mehr folgen konnte. Es stieß Schwarzen Rauch aus, und dann kam eine Flugmaschine und unterstützte es dabei. Ganze Schwaden sanken nieder." Hopkins nahm einen Schluck Tee. "Das Zeug ist so schwer, daß es sich dicht am Boden ablagert, und ich befand mich hoch oben auf dem Kirchturm. Ich verließ meinen Platz erst, als sich der Rauch verzogen hatte. Um mich waren Hunderte von Toten." Sein Gesicht wirkte verzerrt. Holmes goß ihm noch etwas Tee nach.
    "Ich begab mich unter Ausnutzung jeglicher Deckung wieder landeinwärts. Hin und wieder rastete ich in einem Versteck. Einmal schlief ich in einer Scheune. Das Essen stahl ich mir zusammen. Am Spätnachmittag des Donnerstags fand ich das Pferd, gesattelt und aufgezäumt, aber keine Menschenseele in der Nähe. Ich schwang mich auf und ritt so lange, bis das Tier schaumbedeckt war. Noch vor Morgengrauen erreichten wir Great Illford. Ich ließ das Tier in einem Vorgarten und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück." Er starrte seine Tasse mit leeren Augen an. "Mister Holmes, was sollen wir tun?"
    "Vorerst einmal ruhig bleiben", erwiderte Holmes. "lch war im Norden und kam gestern erst zurück. Was ich von den Marsbewohnern bisher sah, ist erschreckend, aber allmächtig sind sie auch nicht. Ich habe bereits einige Einzelheiten über ihre Waffen in Erfahrung gebracht. Und ihre Verteidigung weist durchaus Lücken auf."
    "Können wir hier in London bleiben?"
    "Vermutlich. Wenn wir umsichtig zu Werke gehen, gelingt es uns vielleicht sogar, die Fremden zu beobachten. Aber im Moment, Hopkins, schlage ich vor, daß Sie sich erst einmal in meinem Badezimmer frisch machen und auf dem Sofa hier den nötigen Schlaf nachholen."Die Ruhe von Holmes wirkte ansteckend. Der Inspektor rasierte und wusch sich gründlich, dann legte er sich auf das Sofa und war im Nu eingeschlafen. Holmes dachte nach und machte sich dann und wann Notizen.
    Nach einer Weile kleidete er sich an und verließ das Haus. Nichts rührte sich. Er huschte zum Camden House gleich neben Dolamore's Wein- und Spirituosenhandlung, das der Nummer 221b gegenüberlag. Das Gebäude stand seit der Verhaftung von Colonel Sebastian Moran im Jahre 1894 leer, aber die Tür war offen. Holmes erklomm vier Treppen und dann eine Leiter zum Dach. Er kroch vorsichtig hinaus und beugte sich über das Geländer.
    Im Norden sah er die grünen Wipfel von Regent's Park. Die sonst so belebten Straßen lagen völlig verlassen da. Jenseits der Bäume erhob sich der Primrose Hill. Metall glitzerte in der Sonne, und etwas bewegte sich, vermutlich eine der dreibeinigen Maschinen. Er spähte hierhin und dorthin. In der Nähe deutete nichts auf den Feind hin. Er verließ das Dach wieder und kehrte in seine Wohnung zurück.
    Sieben Zylinder waren gelandet, bevor er Donnithorpe verließ - und vermutlich ein achter Donnerstag nacht. Zwei weitere standen noch aus, alles in allem fünfzig Marsbewohner minus die drei, welche den Tod gefunden hatten. Dazu kamen die Waffen. Aber sicher hatten sie ihre Schwierigkeiten, so weit von ihrem Heimatplaneten entfernt den
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