Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs
Autoren: Kate White
Vom Netzwerk:
Hall jemals geschrieben hat, ist eine reine Erfindung.
    Glücklicherweise akzeptierte Phoebes Verlag ihre Version der Ereignisse – oder schien das zumindest zu tun –, nachdem die heulende Rechercheassistentin ihren Fehler vor einem Konferenzraum voller Führungskräfte zugegeben hatte. Sie sagten, sie hätten sich verpflichtet, mit Phoebe zu arbeiten, und dass sie allen Grund dazu hätten, zu glauben, dass die Dinge sich in Wohlgefallen auflösen würden, so wie das bei Autoren wie Doris Kearns Goodwin der Fall gewesen war, die sich in ihrer Position befunden hatte. Doch sie wollten mit der Taschenbuchausgabe des Buches warten, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. In der Zwischenzeit blieb die Presse – besonders Zeitungen wie die New York Post und Webseiten wie Gawker – dabei. Reporter hatten sogar vor ihrem Apartmentgebäude gecampt, um ihr Fragen entgegenzuschleudern, wenn sie kam und ging, als hätte sie ein riesiges Schneeballsystem geleitet oder ihren Ehemann mit einem Eispickel ins Herz gestochen. Binnen kurzer Zeit waren ihre geschätzten Gigs – TV-Auftritte wie in der Today Show und bei Entertainment Tonight und ihr eigener Blog auf Daily Beast – auf Eis gelegt oder waren ganz eingestellt worden.
    Ihr Pitbull von einer Agentin, Miranda, war unverblümt, aber mitfühlend gewesen. Schließlich zählte sie auf die hohen Vorschüsse und hatte selbst ein Interesse daran, dass Phoebe rasch wieder auf die Beine kam.
    »Du wirst das heil überstehen, Phoebe, mach dir keine Sorgen. Du bist eine der zähsten Frauen, die ich kenne.«
    War das ein Kompliment, hatte Phoebe sich gefragt.
    »Warum fährst du nicht irgendwo hin, wo du dich eine Weile entspannen kannst?«, war Miranda fortgefahren. »Cabo zum Beispiel. Da würde ich hingehen. Und du kannst das Exposé für das nächste Buch fertig machen, während du dort bist.«
    Ja klar, Cabo, hatte Phoebe gedacht. Dank der gestiegenen Ausgaben, die sie hatte, weil sie nun ihr Apartment alleine bezahlen musste, und der Tatsache, dass die Taschenbuchausgabe auf Eis lag, hätte sie Glück, wenn sie einen Ausflug nach Tijuana machen konnte. Sicher, sie hatte über die Jahre eine nette Summe angespart, aber es wäre dumm, das jetzt anzuzapfen. Und was noch dazukam, was sie nicht gewagt hatte, Miranda zu sagen: Sie hatte keine Ahnung, wovon ihr nächstes Buch handeln sollte.
    Und dann hatte ihre alte Freundin Glenda Johns angerufen und einen Plan gehabt. Sie schlug vor, dass Phoebe ein paar Sachbuch-Schreibkurse für eine Professorin übernehmen sollte, die entschieden hatte, ihre Rückkehr in den Job nach der Geburt ihres Kindes aufzuschieben. Es schien ihr vollkommen sinnvoll zu sein. Phoebe konnte ihre Wohnung untervermieten und in einer schläfrigen Stadt in Pennsylvania, abseits der neugierigen Blicke der Presse, wieder zu sich kommen. Und mit einem klaren Kopf konnte sie sich darauf konzentrieren, worum es in ihrem nächsten Buch gehen sollte.
    Als der Kellner kam, bestellte sie gegrilltes Huhn mit Rosmarin, eines der wenigen Gerichte auf Tony’s Karte, das nicht bis zur Nasenspitze in Sauce unterging. Während des Essens machte sie sich ein paar mentale Notizen zu ihren Kursen in der kommenden Woche. Ein- oder zweimal kehrten ihre Gedanken zu dem vermissten Mädchen zurück. Lass es ihr bitte gut gehen, dachte sie. Später, während sie beim Kaffee verweilte, schickte Tony ihr einen Teller mit Zabaione und Erdbeeren. Es war köstlich, und sie aß alles auf, wobei sie sich fragte, ob all der Zucker ihr helfen würde, sich weniger missmutig zu fühlen – oder die Sache vielleicht noch verschlimmerte.
    »Gute Nacht, Tony«, sagte sie, nachdem sie ihre Rechnung bezahlt hatte und um die Ecke im Speisesaal bog. Er stand am Gastgeberpult mit dem Reservierungsbuch, gleich rechts neben der Bar. »Die Zabaione war göttlich.«
    »Für Sie nehme ich meinen feinsten Marsala.«
    »Das konnte ich schmecken – danke.«
    Es waren drei Leute an der Bar – ein Paar mittleren Alters und ein einzelner Typ mit welligem, dunkelbraunem Haar, der direkt mit dem Rücken zu ihr saß. Als sie sich von Tony verabschiedete, drehte der Typ seinen Kopf in ihre Richtung. Sie sah in seinen Augen, dass er sie erkannte, und verstand nicht, warum. Dann wurde ihr klar: Es war Duncan Shaw. Er hatte in den drei Tagen, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, seinen Schnauzer und Bart abrasiert.
    Instinktiv klappte ihre Mund auf, vor Schreck darüber, ihn hier zu sehen, und wegen der Veränderung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher