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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Autoren: Michael Slade
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abzuwenden.
    »Hey, Moment mal, Lady. Sie sehen gar nicht gut aus.«
    »Verpiss dich«, sagte die Frau und sah sich über die Schulter um.
    »Fehlt Ihnen was, Lady? Ich kann Ihnen helfen. Ich brauche Sie für einen Freund. Der legt noch etwas Stoff drauf.«
    »Nein!«, sagte die Frau – und dann setzten die Krämpfe wieder ein, nur diesmal schlimmer.
    Zehn Sekunden später stieg sie in den Wagen. Der Fahrer lenkte sein Fahrzeug wieder vom Bordstein weg und sie fuhren davon, in die Nacht hinein.
    11:45 Uhr
    Die Ahornbäume begannen, ihre Farbe zu wechseln. Am Morgen hatte es die Regenwolken landeinwärts geweht und jetzt waren die Blätter draußen, jenseits der Glasscheiben des Gewächshauses, eine einzige Farbenpracht. Rote, gelbe und orangerote Töne hoben sich scharf vor dem Hintergrund der English Bay ab, deren blaugrüne Wellen zu schäumenden Brechern aufgepeitscht waren. Die helle Oktobersonne fiel schräg durch das Glas und traf auf eine Reihe von Prismen, die Regenbogen auf den Fußboden warfen. Auch an anderen Farben herrschte kein Mangel, denn es gefiel ihnen hier, den Rosen.
    Die Pflanzen wuchsen Reihe an Reihe überall in dem Gewächshaus, in tropischen Brunnen und künstlichen Gärten.
    Drüben, neben einer Tür, die ins Haus führte, war eine Sektion für die »Hybridisierung«. In dieser Abteilung stand eine einzige Pflanze mit tiefbraunen Blüten.
    Der Mann saß in einem großen, weißen Korbsessel in einer Ecke. Ein großer, schlanker Mann mit Pianistenhänden. Sein Haar war dunkel und wellig, mit Spuren von Grau an den Schläfen, seine Augen dunkel und nachdenklich. Auf seinem fein gemeißelten Kinn zeichnete sich ein leichter Bartschatten ab und seine Adlernase deutete beim ersten Eindruck auf Arroganz. Erst wenn man ihn sprechen hörte, kam seine Bescheidenheit durch.
    Der Mann saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da, einen Block und ein Klemmbrett auf dem Knie. Um ihn herum verteilt, sodass sie den Bibliothekstisch bedeckten und die Bodenfliesen verbargen, lagen einige Dutzend Bände über die Geschichte des Ersten Weltkriegs. Die Zwischenräume zwischen den Büchern waren übersät mit zerknülltem Papier.
    Der Mann war so auf das konzentriert, was er gerade schrieb, dass er gar nicht bemerkte, wie eine Frau den Raum betrat. Einen Augenblick lang stand sie neben der Tür zum Haus und betrachtete ihn. Ihre Augen waren groß und grün und funkelten lebhaft in einem makellosen Gesicht. Ihre Wangenknochen waren hoch, ihre Lippen voll, ihr Haar kastanienbraun. Sie war 20 Jahre jünger als der Mann, ungefähr Anfang der 30 und bekleidet mit einer braunen Seidenbluse sowie einem offensichtlich maßgeschneiderten grauen Kostüm, das ihre üppige Figur gut zur Geltung brachte.
    »Eh bien, Robert«, sprach sie ihn auf Französisch an. »Est-ce qu’on prendra un lunch aujourd’hui?«
    Der Mann blickte von seiner Arbeit auf und lächelte. Er legte das Klemmbrett weg. »Oui, j’aimerais bien. Combien de temps as-tu?«
    »Juste une heure«, erwiderte die Frau. »J’ai une classe de séminaire en fin de la journée.«
    Der Mann stand auf und ging zu ihr hinüber. Sie berührte seinen Arm, als sie sich zum Gehen wandten, aber der Mann hielt einen Augenblick lang inne. Er sah auf die Pflanze im Hybriden-Beet, hob eine Schere auf und schnippte eine der Knospen ab. Die Rose stammte aus einer Sorte, die er selbst gezüchtet hatte. Bis jetzt hatte sie noch keinen Namen bekommen.
    »As-tu pensé au nom que tu lui donnerais?«, fragte ihn die Frau.
    Er hielt ihr die Knospe dicht vor ihr Herz, braun auf braun, eine perfekte Übereinstimmung.
    »Genevieve«, antwortete er und gab ihr damit einen Namen.
    Über Genevieve DeClercqs Gesicht ging ein Lächeln.
    Und in diesem Augenblick kam es ihm so vor, als würde dieses Lächeln den Raum plötzlich erhellen.
    Montag, 25. Oktober, 18:30 Uhr
    Es ist allgemein bekannt, dass es aufgrund ihrer Lage nur sechs wirklich großartige Städte auf der Welt gibt. Rio de Janeiro, Sydney, Kapstadt, Hongkong und San Francisco sind fünf von ihnen. Vancouver ist die sechste.
    Der junge Mann, der an der Backbordreling des Regierungsbootes lehnte, sah zu, wie die Stadt an seiner Linken vorbeizog. Er war einen Meter achtzig groß und schlaksig, mit einem langen Gesicht, guten Zähnen und blondem Haar, das im Wind wehte.
    Das Boot befand sich auf der Rückkehr von einem Bergungseinsatz am Howe Sound. Der Sound lag ein Stück nördlich vom Hafen der Stadt, eine der Millionen
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