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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Autoren: Michael Slade
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sich Sir Charles Macarthy in seinem Unverstand nach Ashanti-Foo begeben, wo die Afrikaner ihn getötet, ihm den Kopf abgeschnitten und einmal im Jahr seinen Schädel durch die Straßen von Comassie getragen hatten. 1872 hatte London Wolseley Anweisung erteilt, die Rechnung zu begleichen. Blake hatte es allein seinem Instinkt zu verdanken, dass er die Schlacht von Armoafo überstanden hatte, denn die Ashanti hatten mit fünffacher Übermacht eine Welle nach der anderen gegen die Britische Kolonialarmee geworfen. Von einem Hinterhalt zum nächsten, jedes Mal in größerer Zahl, hatte Blake sein Karree angewiesen, »tief schießen, langsam schießen«, während sich ein Berg Ashanti-Leichen vor den Gewehren der Black Watch aufgetürmt hatte. Später hatte Blake Macarthys Schädel gefunden und man hatte ihm das Victoria Cross verliehen.
    So hatte dieser Mann über die Jahre die entscheidende Lektion des Soldaten gelernt: Sie besagte, dass der Instinkt der Intelligenz beistehen muss. Das war der Schlüssel zum Überleben.
    Damals hatte der Instinkt ihn beherrscht, so viel stand fest. Und auch jetzt beherrschte ihn der Instinkt.
    Blake lauschte. Als die Morgendämmerung die zackigen, mit Eis bedeckten Bergspitzen im Osten zu färben begann, kauerte er sich auf die Fersen und fröstelte im eisigen Raureif. Die Hand, die den Enfield-Revolver hielt, fing an taub zu werden.
    Wu-Wumm …
    Das Seewasser klatschte gegen den Ring aus Eis, der vom Ufer nach innen kroch.
    Wu-Wumm …
    Von weit weg war in Abständen der einsame Ruf einer Eule zu hören.
    Wu-Wumm …
    Hier und da beugte ein Windstoß die Tannen, bis ihre Äste wie Verschwörer flüsterten.
    Und dann herrschte Stille.
    Wu-Wumm …
    Beinahe völlige Stille.
    Das einzige Geräusch, das Blake hören konnte, war das Rauschen des Blutes in seinen Ohren.
    Als Wilfred Blake aufgewacht war, hatte ihn ein gnadenloser Albtraum gequält. In der Stunde, die der Morgendämmerung vorangeht, war dieser schwarze Traum zu ihm gekommen, und so wie die Spannung, die jetzt seinen ganzen Körper packte, hatte auch der Albtraum mit einem Dröhnen in seinen Ohren begonnen. Während er dort kauerte und auf den Schlag seines eigenen Herzens lauschte, begann er sich zu fragen, ob ihn vielleicht nur dieser Albtraum so plötzlich hellwach gemacht hatte. Und es waren diese Gedanken, die den Albtraum erneut näher kriechen ließen.
    Wumm … Wumm … Wumm … Tripp …
    Nicht das Pochen beunruhigt ihn. Auch nicht die Dunkelheit. Die Kugelspuren und die Messerschnitte, die die Wände zerkratzen, sind es. Denn dies ist ein Raum, der seit fast 30 Jahren in seinem Bewusstsein auf der Lauer lag. Die fensterlosen Wände – die jetzt fest verriegelte, mit Nägeln beschlagene Bohlentür – die von Hand behauenen, übereinander aufgereihten Stämme, einige davon mit Rinde, die noch wie Haut an ihnen klebt – der Lehm, der die gähnenden Lücken zwischen den Stämmen füllt: Jede Einzelheit dieses Raums ist so, wie sie damals war.
    Er weiß, es ist ein Wintermonat im Jahre 1870.
    Er weiß, dass dies der Raum in dem Fort ist, wo der Handel mit den Indianern abgewickelt wird.
    Denn dicht bei ihm stehen Säcke mit Futter und Kisten mit Munition. Zu seiner Linken, an der Wand, lehnt eine offene Kiste. Der Deckel der Kiste, heruntergerissen, liegt auf dem Boden. Darin schimmert ein rötlicher Streifen vom Kerzenlicht auf einem Gewehrlauf und daneben stehen sechs weitere Kisten, eine wie die andere. Und in jeder Kiste 20 Karabiner, insgesamt hundertund…
    Der Angriff kam ohne Warnung. Wie es oft in den Bergen geschieht, hatte der Wind umgeschlagen. Eine leichte Brise war im Westen aufgekommen, kaum stark genug, um dem Rauch eine andere Richtung zu geben oder eine Feder in die Höhe zu wirbeln. Sofort wachten zwei Hunde auf und wandten sich in jene Richtung. Die Hunde hatten fünf Meter von Blake entfernt neben dem Schlitten geschlafen.
    Den Bruchteil einer Sekunde dachte Blake: weshalb die Hunde? Sie kommen nicht in diesem Traum vor. Dann begriff er, dass dies kein Traum war und dass die Jagd ihr Ende gefunden hatte.
    Blake drehte sich um.
    Schnell. Schnell genug, um sich dem Angriff zu stellen, der jetzt durch den Schnee kam.
    Der Cree war höchstens 18 Jahre alt. Er trug die übliche Winterkleidung seines Stammes; sie bot ihm nur wenig Schutz gegen die Elemente. Ein ledernes Lendentuch hing über einen schmalen Gürtel, den er sich um die Hüften geschnürt hatte. Seine Leggings reichten vom Knöchel bis in
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