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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition)
Autoren: Edwin Klein
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haben. Sie ... Nein, bremste er sich. Von denen hat mich keiner berührt, bis wir im Gebäude des KGB waren. Aber wenn ich Widerstand gegen die Verhaftung geleistet haben soll ... Genau, sie haben mir die Dollar zugesteckt.
    Seine vage Rechtfertigung entpuppte sich als eine Seifenblase: Nie würde er vor Gericht mit diesem Argument durchkommen.
    Wer hat denn alles Gelegenheit gehabt, das Geld in meiner Jacke verschwinden zu lassen? Wo habe ich sie hingehängt?
    Aber je mehr er sich quälte, desto schlimmer und zugleich begreiflicher wurde eine Hypothese. Hellen hat es mir gegeben, um mir zu helfen, und nicht, um mich in Schwierigkeiten zu bringen. Da sie genau wusste, dass ich die Dollars niemals annehmen würde, hat sie es eben heimlich getan. Nur so kann es gewesen sein. Beruhigt, eine Erklärung gefunden zu haben, die auch die nächsten Stunden überstand, schlief Alexander endlich ein. Und merkte nicht den eklatanten Widerspruch, der sich ihm auftat. Warum sollte Hellen ihm amerikanische Dollars geben? Deutsche Mark hätten es doch auch getan.

    Das nächste Verhör verlief nicht so human. Zwar wieder in Selmikows Büro, aber diesmal waren noch zwei weitere Männer zugegen. Düstere Gesichter voller Misstrauen. Als Alexander in den Raum geführt wurde, deutete der eine auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, und noch bevor Alexander richtig Platz genommen hatte, schaltete der andere eine starke Lampe ein. Geblendet schloss Alexander die Augen.
    »Wer ist Hellen Birringer?« Überhastet kam die Frage, heftig zwischen den Zähnen hervorgestoßen, als wollte der Betreffende sie unbedingt loswerden.
    »Eine deutsche Dolmetscherin, Genosse ...«
    »Warum war sie in Moskau?« wollte jetzt der andere, jüngere wissen. Er schoss seine Frage so schnell ab, dass Alexander nicht die stereotype Redewendung »Genosse Major« oder was auch immer hatte anbringen können.
    »Sie übersetzte ; 11s dem Russischen ins Deutsche, Genosse ...« »Warum?«
    »Hellen war Mitglied einer Kommission, die über die Lieferung von Röhren an die Sowjetunion verhandelte.« »Was für Röhren?« »Für Erdgas.«
    »Wo soll das Erdgas herkommen?«
    »Aus Westsibirien, glaube ich.«
    Eines der düsteren Gesichter zum anderen: »Verdammt, der ist aber unheimlich gut informiert. Er muss ein Agent sein.«
    Obwohl sie leise gesprochen hatten, konnte Alexander jedes Wort verstehen.
    Der Ältere an der Lampe, er war von gedrungener Statur, sein Bauchansatz zeichnete sich deutlich unter der Jacke ab, schrie Alexander an: »Welche Kommission ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es sind alles Experten aus der Wirtschaft gewesen, die irgend etwas rückgängig machen sollten.«
    »Weshalb?«
    Alexander überlegte, dem Jüngeren dauerte das zu lange.
    »Weshalb?« wiederholte er scharf.
    »Es gibt da einen Vertrag, den Deutschland nicht erfüllt hat.«
    Das untersetzte düstere Gesicht - der Ältere der beiden trug eine Metallbrille, deren Bügel sich tief in die Schläfenhaut gedrückt hatten - nickte dem anderen zu. Alexander, der den Kopf etwas aus dem Licht drehte, bekam das mit.
    »Welchen Vertrag hat Deutschland nicht erfüllt?«
    »Röhren zu liefern.«
    »Und warum nicht"«
    Alexander hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Die Experten der Delegation, wie viele waren es?«
    »Acht oder zehn, würde ich sagen.«
    Wieder gemeinschaftliches Nicken. In den Augen des Jüngeren blitzte es, die Spur war heiß und eine Belobigung seines Vorgesetzten in greifbare Nähe gerückt.
    »Wissen Sie, welche Firmen ihre Experten abgestellt haben?«
    Alexander, erstaunt über die fast freundliche Anrede, dachte nach.
    Aber das dauerte nun dem Stämmigen zu lange. Er sprang auf, packte ihn an den Haaren und riss daran, als legte er es darauf an, deren Festigkeit zu prüfen.
    »Ich glaube, Hoesch und Mannesmann ...«
    Die beiden Frager, ihren Mienen nach waren sie sehr erstaunt über das bisher Gehörte, gaben sich aber noch längst nicht mit diesen Antworten zufrieden. Immer wieder bohrten sie weiter, wollten neue Details wissen, schrien, schlugen und schüchterten Alexander ein. Aber er könne ihnen keine genaueren Informationen liefern, dazu habe er Hellen viel zu kurz gekannt. Außerdem habe er sie nicht aushorchen wollen. Nur einem der Experten sei er persönlich begegnet, für eine oder zwei Minuten.
    »Nicht aushorchen wollen?« brüllte der Jüngere ihm ins Ohr.
    Alexander zuckte zusammen.
    »Name.«
    »Von wem?«
    »Des einen Experten.«
    »Jannings oder
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