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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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ein. Ein Duft wie damals in jener Nacht, als er mit fünfzehn Jahren gemeinsam mit Dandi eine Parfümerie auf der Appia Nuova ausgeraubt hatte. Dandi war völlig außer sich geraten: Ah, hier ziehe ich ein, ah, wie gut es hier riecht! Libano, bei uns im Viertel sind die Abflüsse verstopft, angeblich werden sie nicht repariert, weil wir illegal dort wohnen … findest du das richtig? Nein, das ist nicht richtig, Libano. Es ist nicht richtig, dass Gold auf der einen Seite und Scheiße auf der anderen liegt, hatte Libano geantwortet und den Jutesack bis zum Rand gefüllt, und Dandi hatte gelacht und sich über ihn lustig gemacht, du denkst immer nur an die Arbeit, und als schließlich der Augenblick gekommen war zu verduften, weil bald die Streife kommen würde und sie schon die Sirene des privaten Wachdienstes hörten, war Dandi plötzlich nicht mehr da gewesen. Wo steckte er bloß? Um Himmels willen, der Verrückte hatte sich in die Badewanne gelegt, planschte schaumbedeckt und trällerte ein Liedchen, das irgendwie so klang: Ich bin der König von Rom … Ach Dandi, hatte Libano lachend gesagt, dem König von Rom fehlt nur noch ein Quietscheentchen.
    – Tja, so sieht man sich wieder.
    – Was habt ihr im
Open Gate
gemacht?, fragte er und behielt ihre Hand in der seinen.
    – Nichts. Wir sind nur zufällig vorbeigekommen. Dann ist dieser Typ auf Sandro losgegangen … keine Ahnung warum.
    Libanese beobachtete heimlich den Jungen. Er sah aus wie ein Typ aus der römischen Innenstadt, mit einem verlorenen Blick.
    – Ich könnte mir schon einen Grund vorstellen, sagte er, milde lächelnd, und ließ Giadas Hand los.
    – Schon gut, gab der Junge zu, wir wollten ein wenig Stoff kaufen.
    – Was für einen Stoff?
    – Jemand hätte uns ein bisschen Shit bringen sollen.
    – Giamesbonde, fügte das Mädchen hinzu.
    – Den kenne ich, seufzte Libano, es gibt was Besseres … ist aber teuer.
    – Geld ist kein Problem, sagte sie entschlossen.
    Das glaube ich dir, dachte Libanese, das glaube ich dir, man braucht dich ja nur anzusehen. Wo bist du auf die Welt gekommen, Giada, du Jade? Im Fürstenpalast? Im Quirinal? Oder im Glanz einer Diamantenrose?
    – Hast du was dabei, Libanese?
    – Morgen. Ich kann dir was nach Hause bringen.
    – Treffen wir uns lieber in der
Orchidea
.
    – Was ist das? Ein Blumenladen?

IX.
    Te la ricordi Lella quella ricca
    La moje de Proietti er cravattaro …
*
    Die
Orchidea
war ein Vorstadtlokal, in dem es angeblich „Musik, Poesie und alternative Küche“ gab. Libanese hatte sich von Puma ein Fläschchen Öl vom Schwarzen Afghanen besorgt: das Beste, was es gerade auf dem Markt gab. Puma hatte ihn angefleht: Verkauf es ja nicht unter eineinhalb, die Hälfte kannst du behalten, der Rest gehört mir.
    Libanese hoffte jedoch, mindestes drei rauszuschlagen. Der Duft seiner Göttin hatte den Preis bestimmt.
    Der Duft nach Reichtum.
    Giada kam zu spät. Libanese saß schon beim dritten Bier und hörte sich zum dritten Mal den Schlager von der reichen Lella an. Auf der improvisierten Bühne stand ein Freak mit langem, traurigem Gesicht und dünner Stimme. Die Band bestand aus ein paar jungen Leuten, die nach der letzten Mode gekleidet waren. Die Burschen hatten lange schmutzige Haare, die Mädchen lange sexy Haare, sie trugen lange Röcke, lange Lederjacken, hatten ein breites Lächeln und stanken nach Shit. Die Söhnchen aus gutem Hause machten sich einen Spaß daraus, dem Rauschgiftdezernat eine lange Nase zu drehen. Ein Genrebild, ein Szene-Lokal für die Mitglieder der sogenannten „Bewegung“. Schön und gut. In Libanos Augen waren sie allerdings ziemlich fertig, mehr Zombies als Junkies.
E daje co sta Lella, che le calze però non se levava.
*
    In Wahrheit litt er jedoch unter ihrer Gleichgültigkeit. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie ihn offen angegriffen hätten. Es kam ihm vor, als ob nicht er, Libano, am hintersten Tisch mit dem Rücken zur Wand säße, an einem strategischen Ort, wo er die Tür beobachten konnte, damit er das Kommen des Mädchens nicht übersah, sondern ein Double, das im Film den wahren Schauspieler ersetzte. Oder ein Vakuum. Libano war unsichtbar. Ein Typ, der aussah wie Zorro, mit einem schmalen Schnurrbart und Schweißflecken unter den Achseln, hatte ihm unfreundlich eine Bierflasche hingeknallt, und wenn er versuchte irgendeinen Blick aufzufangen, sahen die anderen unweigerlich weg. Vor allem die Mädchen, die Mädels. Wegen seiner schwarzen Lederjacke und dem
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