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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Nembo Kid zusammengetan. Er würde sie auf einer Baustelle an der Laurentina finden.
    Aber nur Nembo Kid war dort. Er trug einen Helm und schiss gerade ein paar marokkanische Maurer zusammen.
    – Ja, wen sieht man denn da? Unseren Libano! Du hast dich gut gehalten im Knast. Du hast nicht gesungen, dabei haben sie dir gewiss zugesetzt.
    – Du kennst mich ja.
    – Ja, schade nur um die Waffen … jetzt müssen wir ein neues Versteck suchen.
    – Ich denk darüber nach. Aber du wirst mir doch nicht erzählen, dass du unter die Maurer gegangen bist? Steht die Welt jetzt Kopf?
    Nembo Kid lachte herzlich. Er war ein großer Junge und hatte Hände wie Hammer. Angeblich war Terribile drauf und dran, ihn zu seiner rechten Hand zu machen. Aber Nembo Kid war okay, auch wenn er „angeblich“ ein bisschen zu sehr in die eigene Tasche arbeitete.
    – Das Baugrundstück gehört Freunden aus Sizilien, sie kontrollieren auch die Genossenschaft, die dieses Meisterwerk von einem Sozialbau errichtet. Da steckt auch Geld von Pescespada und Secco drin.
    – Secco?
    – Das ist ganz ein Schlauer, kannst mir glauben. Keiner bringt Geld so in Umlauf wie er.
    – Und was hast du mit Secco zu tun?
    – Ich hab auch was investiert. ’Ne Kleinigkeit. Fünfzig Riesen.
    Nembo wusste, wo’s langging. ’Ne Kleinigkeit, fünfzig Millionen! Libanese versteckte seinen Neid hinter einem höflichen Lächeln.
    Nembo Kid zündete sich eine Zigarette an.
    – Es hat ein wenig Ärger mit den Arbeitern gegeben, du weißt ja, wie die sind, reden dauernd von der Gewerkschaft … mit einem Wort, man musste ihnen ein wenig den Kopf waschen, deshalb bin ich hier. Übrigens, wenn du einen Job brauchst …
    Libanese ließ den Blick über den Rohbau gleiten, der wie ein hässliches Skelett mitten auf der kahlen Wiese stand. Nicht einmal ein Baum, um vor der Hitze Zuflucht zu suchen. Wenn im Sommer die Sonne vom Himmel brannte, war es hier siedend heiß. Auf einem Schild die großspurige Aufschrift: „Wohnanlage Aufgehende Sonne!“ Ja, und Tausendundeine Nacht! Bevor er, Libanese, in so einem Bienenstock oder besser gesagt in so einem Ameisenhaufen landete, denn auch Bienen haben eine gewisse Würde, bevor er so tief sank, gab er sich lieber die Kugel. Nein, er würde sich vom bedeutendsten Architekten in Rom eine Villa bauen lassen. Und vielleicht würde er dort sogar Bilder eines berühmten Malers aufhängen.
    – Nein, ich brauche keinen Job, danke. Ich suche Mario il Sardo.
    Nembo Kid musterte ihn argwöhnisch.
    – Und warum willst du ihn sehen?
    Libanese gestand ihm einen Teil der Wahrheit. Nembo Kid stand in der Verbrecherhierarchie eine Stufe über ihm, und es war nicht klug, sich in Geheimnisse zu hüllen. Das hätte zu Argwohn und Tratsch geführt. Und seine Verbindungen zur Camorra würden ohnehin bald ans Tageslicht gekommen.
    – Ich soll ihm etwas von Pasquale ’o Miracolo ausrichten.
    – Tja, da wirst du wohl noch warten müssen. Sardo ist noch gute zehn Tage im Knast. Er sitzt in der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher in Anversa.
    Libanese zuckte mit keiner Wimper. Er schluckte die Enttäuschung runter und ließ sich nichts anmerken.
    – Gut. Ein Problem weniger.
    Er verabschiedete sich von Nembo Kid und ging zu seinem Mini zurück, in dem es so heiß war wie in einem Krematoriumsofen.
    Es würde sehr, sehr schwierig werden, die verdammten dreihundert Riesen aufzutreiben.

VII.
    Ein paar Tage später traf sich ein großer Teil der römischen Unterwelt im
Open Gate,
um den Ausweisungsbescheid von René alias Trescic zu feiern, dem letzten der Marseiller Bande, der nach der Festnahme der drei B, Berenguer, Bergamelli und Bellicini, auf freiem Fuß war. Die großen Bosse hatten beim Prozess mehrjährige Gefängnisstrafen bekommen, aber Trescic war aus Mangel an Beweisen mit einem Ausweisungsbescheid davongekommen. Und er feierte so, wie es den Marseillern entsprach: mit einem sinnlosen und protzigen Fest. Komisch an der Sache war nur, dass die Marseiller genau das als „Stil“ bezeichneten. Die Marseiller, für die die Römer der letzte Dreck waren, nichts anderes als Befehlsempfänger und Sklaven. Die Marseiller, die in Libaneses Augen bloß groteske Gangster einer Schmierenkomödie waren.
    Scrocchiazeppi, der illegal in einem Sozialbau in Tufello wohnte, hatte sich eine schreckliche Bronchitis geholt, weil es dort keine Heizung gab, und so waren sie nur zu dritt: Libanese, Dandi und Bufalo. An den Türen stand eine Horde von
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