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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben
Autoren: Philipp Espen
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rüstete offensichtlich eine bewaffnete Truppe aus, die zu Pferd mit unbekanntem Ziel verschwand. Dass sie sich tatsächlich einschifften, ist unwahrscheinlich, der Zeuge hatte dies auch nur gehört. Die achtzehn Galeeren wären zweifellos aufgefallen, eine solche Flotte war Aufsehen erregend. Zur Finanzierung des Vorhabens hatte Hugues de Pairaud seinen Schatz, vielleicht den Inhalt seines Bankguthabens im Temple von Paris, den Mitverschwörern übergeben. Er wurde an einen ebenfalls unbekannten Ort gebracht.
    Das Vorhaben scheiterte offensichtlich. Es ist zu erwarten, dass die Verschwörer vorhatten, den König noch vor der Vollstreckung des Haftbefehls zu ermorden, um diesem zuvorzukommen. Wahrscheinlich hätte der Tod des Monarchen das Vorgehen gegen den Orden zu einem Ende gebracht. Nach der Verhaftung konnte der Anschlag allerdings nur noch wenig Sinn haben, denn dann wäre der Verdacht sofort auf die Templer gefallen.
    Unvorstellbar ist ein solcher Plan innerhalb des Ordens nicht. Immerhin waren die Tempelritter auch schon im Heiligen Land in einen Mordanschlag verwickelt gewesen. Als sich die Verhandlungen des Königs von Jerusalem mit dem Alten vom Berge, dem Kopf des muslimischen Assassinen-Ordens, für die Templer ungünstig zu entwickeln drohten, tötete ein Templer den Gesandten der Assassinen. Diese Episode zeigt deutlich, dass die Templer bei der Lösung solcher Probleme nicht zimperlich waren. Und wenn es um die Existenz des Ordens selbst ging, dann war sicherlich jedes Mittel recht. Allerdings ist bei dem vermuteten Mordkomplott gegen Philipp IV. zu bedenken, dass Hugues de Pairaud während des Prozesses gegen die Templer eine ganze Reihe ungeheuerlicher Verbrechen angelastet wurden. Immer wieder wurde er von den Zeugen bezichtigt. Und so wäre es auch nicht völlig auszuschließen, dass die Notiz nur ein weiterer weit hergeholter, aber plausibel erscheinender Anklagepunkt sein sollte, um gegen den Visitator vorzugehen.

Das Ausland – Zuflucht für französische Templer
     
     
     
    Ziel der flüchtigen Tempelritter konnten letztendlich nur Gebiete sein, in denen der französische König keinen oder nur wenig Einfluss hatte. So bot sich zweifellos neben den englischen Besitzungen um Bordeaux auch das Herzogtum Bretagne als nahe gelegenes Rückzugsgebiet an. Imbert Blanc wurde in England verhaftet, wo er noch eine Rolle im dort gegen die Templer geführten Prozess spielen sollte.
    Das Herzogtum Bretagne war als »Sprungbrett« nach England sicherlich ein in Frage kommendes Ziel in der ersten Zeit der Flucht. Auch existierte hier bis zur Auflösung des Ordens ein dichtes Netzwerk von Ordenshäusern und anderen Besitzungen und damit auch von Personen, die dem Orden verbunden waren. Schon seit dem Jahr 1141 waren die Templer in Nantes ansässig. In diesem Jahr hatte Herzog Conan III. von der Bretagne dem Orden in der Stadt einen Standort für ein Ordenshaus angewiesen, das er von der Gewalt der weltlichen Gerichte sowie von allen Abgaben freistellte. Darüber hinaus gewährte er dem Orden 100 Solidi jährlich aus den ihm zustehenden Einkünften der Stadt sowie Abgabenfreiheit im Bereich seiner Herrschaft für alle Güter im Besitz des Templerordens [Morice, I, Sp. 583]. Als Herzog Conan IV. die Privilegien des Ordens im Jahr 1160 bestätigte, nennt die zu diesem Zweck ausgestellte Urkunde fast 60 Orte, in denen sich Templerbesitz befand [Morice, I, Sp. 638; s. a. Havemann, 1846, S. 151, 152]. Wie eine weitere Urkunde aus dem Jahr 1222 zeigt, hatten die Templer zu diesem Zeitpunkt eine Burg in Nantes [Morice, I, Sp. 850; s. a. Havemann, 1846, S. 152]. Es war also ein sehr umfangreicher Besitz, der auch befestigte Plätze umfasste, der den Templern im Herzogtum Bretagne zur Verfügung stand.
    Am Beginn des 13. Jahrhunderts war Peter Mauclerc, der dem französischen Königshaus entstammte, zum Herzog der Bretagne erhoben worden. Doch war er bestrebt, seine Herrschaft von Frankreich unabhängig zu halten, was ihn bis in den offenen Aufstand trieb. Er musste schließlich zugunsten seines Sohnes Johann I. abdanken, der in der Bretagne bis 1286 als Herzog herrschte. König Philipp IV von Frankreich erhob schließlich den nachfolgenden Herzog, Johann II. (1286-1305), in den Rang eines Pairs. Als Gegengabe für diese Rangaufwertung erwartete der König allerdings nicht nur die Huldigung durch den Herzog, sondern auch Unterstützung bei seinen militärischen Vorhaben sowie die Anerkennung der Oberhoheit des
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