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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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des Lebens.«
    »Hier heißt es immer, sie seien Gastons böse Geister, sie gäben ihm nichts wie schlechte Ratschläge.«
    »Oh, die gibt er sich ganz allein. Sagen wir, seine Favoriten setzen nur immer noch eins drauf.«
    »Richelieu will Puylaurens zum Herzog machen, hört man. Ist das nicht paradox?«
    »Er hat es schon getan. Nur wird er ihm den Herzog wohl wieder aberkennen. Richelieu hatte gehofft, wenn er Puylaurens mit Gunst überhäufe, werde dieser Gaston zur Scheidung überreden. Ein so großer Genius Richelieu auch ist, hierin irre er. Da er selbst das
gentil sesso
verschmäht, kann er nicht begreifen, wie sehr ein Mann an einer Frau hängen kann, wie das bei Gaston der Fall ist.«
    »Puylaurens hat also seinen Auftrag nicht erfüllt.«
    »Falls er es überhaupt versucht hat.«
    »Und was macht Richelieu nun?«
    »Er wird ihn kaltstellen.«
    »Könnt Ihr mir ein Wort über die Stimmung des Königs sagen?«
    »Als tugendhafter und sogar ein bißchen zu tugendstrenger Mann ist Ludwig von seinen Untertanen enttäuscht, und weil er den Glauben, sie ändern zu können, verloren hat, verfällt er oft in Schwermut. Ihn hat tief enttäuscht, daß sein Feldzug gegen den Kleiderluxus am Hof so offensichtlich fehlgeschlagen ist. Im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg hat er seinen Adel zu den Waffen gerufen, sein Ruf fand leider geringen Widerhall,unsere schönen Edelherren ziehen die Muße und Freuden des Landlebens dem gefährlichen Waffenwerk vor. Ihre Verweigerung hat den König schwer enttäuscht, bitterlich beklagte er den ›Leichtsinn‹ der Franzosen und drohte in seinem Zorn, den Adligen ihren Adel abzusprechen, weil sie ihn nicht mehr verdienten.«
    »Meint er das ernst?« fragte, die Brauen wölbend, Fogacer.
    »Nein. Wie könnte er Titel aberkennen, die von seinen Vorgängern auf Frankreichs Thron, womöglich von seinem eigenen Vater, verliehen wurden?«
    »Und noch eine Enttäuschung bedrückt unseren armen König: Einem Edikt zum Trotz, das ihm am Herzen liegt und das er Jahr für Jahr erneuert, hat einer seiner Musketiere einen gewissen Daubigny im Duell getötet. Unverzüglich wurden besagter Musketier und seine Sekundanten ins Gefängnis geworfen.«
    »Werden sie den Kopf verlieren?«
    »Wahrscheinlich nicht. Der König wird es für die Sekundanten mit einem Aufenthalt in der Bastille bewenden lassen, und der Musketier wird aus seinem Elitecorps verjagt.«
    »Monseigneur«, fuhr Fogacer fort, »was ist nach Eurer Ansicht zur Stunde Ludwigs größte Sorge?«
    »Die Kaiserlichen und die Ostgrenze, aber selbstverständlich die Nordgrenze ebenfalls. Deshalb hat Ludwig ja Lothringen sozusagen annektiert und die elsässischen Städte, auf ihre Bitten hin, besetzt und verstärkt. Und schließlich hat er Speyer eingenommen, das seit 1294 kaiserliche Reichsstadt ist.«
    »Und was macht der Kaiser?«
    »Der Kaiser wartet auf seine Stunde.«
    »Hat Speyer für Ludwig denn eine so große strategische Bedeutung?«
    »Zweifellos. Dank Speyer braucht er nur über den Rhein zu marschieren, und er ist in Deutschland.«
    »Noch eine Frage, mein lieber Herzog«, sagte Fogacer, »eine letzte, aber vielleicht die delikateste: Wie steht es mit Ludwigs Liebe zu Mademoiselle de Hautefort?«
    »Wenn ich zur Häme neigte, würde ich sagen, er liebt sie wie einen Engel aus Himmelshöhen. Aber den König in diesem Punkt zu verspotten, wie es die Zierpuppen vom Hofe tun, liegt mir fern. Sagen wir also, wie es ist. Er liebt dieses Mädchen wie einen Engel aus Himmelshöhen, ohne es anzurühren. Erwagt ja kaum, wenn er mit ihr redet, sich ihr auf einen halben Klafter zu nähern. Dabei ist sie seine große Liebe! Er, der Luxus immer verachtet hat, der über die großspurige Lebensführung des Kardinals höhnt, der alles tut, um die Prunksucht der Höflinge einzudämmen – auf einmal kleidet er sich mit äußerster Eleganz, ohne auf die Kosten zu sehen. Jeden Tag, den Gott werden läßt, besucht er die Schöne. Er wird eifersüchtig, wenn hohe Herren Mademoiselle de Hautefort den Hof machen. Er beauftragt Dichter, ihre Schönheit zu besingen, und was völlig unerhört ist, er ist so in sie verliebt, daß er darüber seine erste und einzige Leidenschaft vergessen hat: Er hat die Jagd nahezu aufgegeben, seit ›das Mädchen‹ in sein Leben getreten ist.«
    »Mein lieber Herzog, Ihr sagt ›das Mädchen‹? Ist das nicht etwas respektlos?«
    »Ganz und gar nicht. Ludwig selbst nennt sie so, und in seinem Sinn hat das zu
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