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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
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kennen?«
    »Ja.«
    »Wo finden wir es?«
    »Am Vatikan. Nicht in der Mitte. Ein Obdachlosenasyl, das ist sein Versteck.«
    »Schon immer gewesen?«
    »Ja.«
    »Starb dort Alberti?« fragte Suko.
    Wallraven nickte.
    »Und was ist mit Ambrizzi?«
    Als mein Freund den Namen erwähnt, schrak Wallraven zusammen. »Er war nicht dabei.«
    »Aber es gibt ihn?«
    »Leider.«
    »Wer ist Ambrizzi?« fragte Driscoll. »Ich habe ihn erlebt, ich bin ihm entkommen, als er mich töten wollte. Sie kennen ihn besser, Wallraven, das glaube ich.«
    Der Angesprochene wischte sich einen Schweißfilm von der Oberlippe.
    »Ambrizzi ist ein Teufel. Er ist ein gefährlicher Dämon. Ein Geist, der morden will.«
    »Woher kommt er?«
    Wallraven senkte den Kopf. »Man sagt, daß er damals beschworen wurde, als man Verginius aus dem Verkehr zog. Ambrizzi ist sein Aufpasser. Sein teuflischer Schutzengel. Er – er – so sagt man, wurde von Luzifer zu ihm geschickt. Er ist ein Schattenmann. Er kam aus dem Reich der Finsternis. Ambrizzi wird ihm den Weg weisen. Er wird immer bei ihm sein, wenn Verginius ihn braucht.«
    »Und Alberti wurde nicht von Ambrizzi getötet?«
    »Nein, der Knochenmönch lebt. Er kann es auch selbst tun. Er hat all die Jahre gelebt. Er hat sich über Alberti gebeugt.« Wallraven schüttelte sich plötzlich, als ihn die Erinnerung übermannte. »Er hat sich über Alberti gebeugt. Ich sah ihn, als er sich wieder aufrichtete. Sein Mund – sein Mund – er war blutig, ganz blutig…«
    Mehr wollte er nicht sagen, und es war im Prinzip auch nicht nötig. Wir hatten genau zugehört. Wichtig war jetzt für uns nur, daß wir den Ort fanden, wo sich Verginius aufhielt. Wenn er noch da war, wo Alberti gestorben war.
    »Wir werden hinfahren!« entschied ich, und ich störte mich nicht daran, daß Wallraven zusammenzuckte. »Sie werden uns führen, Mister!«
    »Nein, ich gehe nicht mehr zu ihm!«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, sagte Suko. »Sie können sich in der Nähe verstecken, bis alles vorbei ist.«
    Wallraven senkte den Kopf.
    ***
    Vor ihm lag der Tote, und der Knochenmönch hob seine Hände an und schaute auf das Blut, das seine Handflächen bedeckte. Über sein Gesicht huschte kein Lächeln, es gab überhaupt nichts, was sich dort bewegte. Es war stan, als wäre die Haut noch glatter gezogen worden.
    Verginius hatte es getan, und er hatte seine Sache gut gemacht. Er fühlte sich wohl, er freute sich, er war endlich nahe am Ziel seiner Wünsche. Langsam drehte er sich herum.
    Seine Bewegungen Ovaren noch tappend und ungleichmäßig. Er ging zur Tür und schaute durch die Luke. Der andere war längst weg. Sicher, er hätte ihn ebenfalls gern getötet, aber das mußte er auf später verschieben. Es würde ihm leichtfallen, wenn er erst einmal den Thron bestiegen hatte. Dann stand ihm die Welt offen, da brauchte er nur noch seinen Arm auszustrecken und hineinzugreifen.
    Ja, es ging ihm gut. Das Blut hatte dafür gesorgt. Es kochte in ihm. Es war sein Lebenssaft.
    Hinter seinem Sessel blieb er stehen. Die Kerze brannte in seiner Nähe.
    Sie leuchtete den bleichen Totenschädel an, der auf der Oberseite der Lehne seinen Platz gefunden hatte. Über das Gesicht des Knochenmönchs glitt ein Schimmer, als er seine Arme ausstreckte und den Schädel mit beiden Händen umfaßte, als wäre er ein kostbares Juwel. Der Knochenmönch hielt ihn so, daß er in das ›Gesicht‹ schauen konnte, und er bewegte dabei seine Lippen. Für einen unbedarften Zuschauer sah es so aus, als wäre er dabei, mit dem Schädel zu reden, und tatsächlich geschah etwas mit diesem Totenkopf.
    Noch klemmte er zwischen den Handflächen als eine kompakte Masse, aber das änderte sich schnell, denn der Schädel weichte zwischen den Händen einfach auf.
    Er war wie sehr dehnbares Gummi. Es genügte ein schwacher Druck der Hände, um ihn zusammenzuquetschen. Der Knochenmönch schaute zu, in seinen leeren Augenhöhlen leuchtete plötzlich ein fernes Licht, als würde eine unheimliche Kraft aus unauslotbaren Tiefen nach oben steigen. Und der Schädel verging. Plötzlich löste er sich auf.
    Ein Schatten fuhr gegen die Decke, tanzte dort für einen Moment auf der Stelle, bevor er sich in Bewegung setzte und sich in die Tiefe drehte.
    Dabei änderte er wieder seine Gestalt, die plötzlich menschliche Formen annahm, aber noch immer nicht fest wurde.
    Es war eine geisterhafte Erscheinung, die sich durch das Licht drehte und dorthin tanzte, wo es im Verlies am dunkelsten
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