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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
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daß wir Pech hatten.
    Ich ging schneller, übersprang die beiden letzten Stufen, leuchtete gegen die Tür und sah die offene Luke in ihrer oberen Hälfte, die groß genug war, daß ein Mensch sich hindurchzwängen konnte. Ich leuchtete in das Verlies hinein.
    Kurz zuvor hatte ich festgestellt, daß mein Herz plötzlich schneller klopfte. Meine Lippen waren trocken geworden, auf der Zunge spürte ich den schlechten Geschmack.
    Ich sah den Sessel.
    Ich sah den Schmutz, und ich sah den Toten!
    In diesem schrecklichen Augenblick fror ich regelrecht ein. Leider mußte ich in meinem Job des öfteren Leichen sehen, ihr Anblick hatte mich das eine oder andere Mal geschockt, doch was ich hier sah, drehte mir fast den Magen um.
    Dieser Verginius hatte den Mann nicht einfach umgebracht, er hatte regelrecht gewütet. Ich möchte mir eine Beschreibung ersparen. Ich leuchtete über den Toten hinweg, gegen die Mauer, die nur zum Teil dort noch stand, denn sie war eingebrochen worden, und im Licht der Lampe öffnete sich ein Tunnel.
    Ein Huchtweg!
    Ich hatte mit meinem Körper den anderen beiden die Sicht versperrt.
    Father Driscoll war neugierig, er wollte ebenfalls einen Blick hineinwerfen. Ich drehte mich um. Als er mein blasses Gesicht sah, preßte er für einen Moment die Lippen zusammen. »Ist es so schlimm?«
    »Noch schlimmer.«
    »Alberti.«
    »Ja.«
    »Was ist mit Verginius?«
    »Verschwunden. Er hat den hinteren Teil der Verlieswand eingebrochen. Dahinter liegt ein alter Tunnel und…«
    »Es ist der Gang ins Zentrum«, erklärte uns Wallraven. »Durch ihn gelangt man in die Nähe der privaten Räume des Papstes. Der Tunnel besteht schon seit Jahrhunderten, aber bisher hat niemand ihn entdeckt. Nur in sehr alten Aufzeichnungen wurde er erwähnt.«
    »Da müssen wir hin. Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Driscoll.
    Es war leicht, denn wir konnten die Tür von dieser, der Außenseite, öffnen.
    »Ich gehe nicht mit!« Wallraven hatte abwehrend die Hände erhoben.
    »Das können Sie nicht von mir verlangen.«
    »Werden wir auch nicht.« Driscoll war bereits damit beschäftigt, den Riegel zu lösen. Dann zerrte er die Tür auf.
    »Wollen Sie ihm wirklich nach…?«
    Wallraven erhielt keine Antwort auf seine Frage, denn wir hatten das Verlies bereits betreten. Zwischen den Wänden herrschte ein Geruch, bei dem unsere Mägen revoltierten, und Driscoll bedankte sich bei mir, daß ich ihn gewarnt hatte.
    Ich leuchtete in den Tunnel.
    Er war mit einer dichten Schwärze gefüllt. Wir kannten uns beide nicht in den Räumen des Vatikans aus. Deshalb konnte es durchaus sein, daß dieser Tunnel in einem der Keller endete, von wo aus jemand leicht hinauf in die Privaträume des Papstes steigen konnte.
    »Gehen wir?« fragte ich.
    Driscoll nickte nur.
    ***
    Suko und Father Ignatius standen auf dem Gehsteig vor dem Haus und hielten ihre Gesichter in den Wind. Er brachte keinen guten Geruch mit.
    Es schien fast so, als wäre die Stadt dabei, allmählich zu verfaulen.
    Eine Erklärung fanden sie dafür nicht. Oder waren es die alten Mauern, die den Geruch ausströmten?
    Ignatius wollte als erster gehen. Er war der Meinung, daß er in seiner Kutte einem Fremden gegenüber mehr Vertrauen einflößen würde, und Suko stimmte zu.
    Die Tür war nicht verschlossen. Sie konnten sie aufdrücken, aber es kam ihnen niemand entgegen. Dicht hinter der Schwelle blieben sie stehen, witternd wie zwei Raubtiere, denn die herrschende Stille gefiel ihnen überhaupt nicht.
    »Das ist nicht normal«, murmelte Ignatius. »Nicht in einem Haus wie diesem. Da stimmt etwas nicht. Wenn das ein Asyl für Obdachlose ist, wäre hier mehr los.«
    »Sie können auch ausgeflogen sein«, murmelte Suko. »Tagsüber ist die Stadt die Beute.«
    Ignatius ging weiter. Er hatte die Bude des Hausmeisters oder Türhüters entdeckt. Auch sie war leer. Kein Mensch zeigte sich in der unteren Etage. Auch aus den oberen Fluren vernahmen sie keine Stimmen.
    Dieses Gebäude war zu einem Totenhaus geworden.
    »Ob Verginius den Weg hierher gefunden hat?« murmelte Ignatius.
    »Und dann?«
    »Niemand von uns kennt ihn, Suko. Wir müssen damit rechnen, daß er eine Bestie ist.«
    Der Inspektor schaute Ignatius etwas länger an, als versuchte er, die Gedanken des Fathers zu lesen. »Ich will es nicht aussprechen, Ignatius, aber ich denke, daß wir beide die gleichen Gedanken gehabt haben. Oder irre ich mich da?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Es kann also Tote geben.«
    »Ich rechne
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