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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Lake Ithasca in Minnesota bis zu seinem Delta in Louisiana ist er eine riesige Wasserstraße, die sich mitten durch das Herz der Vereinigten Staaten zieht.
    Ungerecht aber ist die Rangordnung, die man zwischen den beiden Flüssen hergestellt hat. Verfolgen wir einmal einen Regentropfen, der am Lake Ithasca in den Oberlauf des Mississippi fällt. Dieser Tropfen wandert 3779 Kilometer und gelangt dann in die salzigen Untiefen des Golfes von Mexiko. Fällt jedoch ein Regentropfen in Montana in eine Quelle am östlichen Abhang der Rocky Mountains, treibt er zunächst mehr als 3700 Kilometer im Missouri, bis er am Zusammenfluss mit dem Mississippi angelangt ist; von dort sind es dann noch einmal 2270 Kilometer bis zum Golf - eine Gesamtstrecke von fast 6000 Kilometern. Länger sind nur der Nil und der Amazonas. Legt man also die Länge zugrunde, sollte man eigentlich den Missouri als Hauptfluss und den Mississippi als Nebenfluss bezeichnen.
    Der Missouri ist auch in anderer Hinsicht ein erstaunlicher Fluss. Soweit ich weiß, hat er es sich als Einziger in kontinentalen Ausmaßen anders überlegt und seinen Zielpunkt gewechselt. Vor der letzten Eiszeit floss der Missouri nach Nordosten ins heutige Kanada, wo er in das eisige Wasser der Hudson Bay mündete. Als die Gletscher dann wie riesige Bulldozer das ganze Land neu formten, nutzte der Missouri eine Lücke und wandte sich nach Süden in Richtung der warmen Gewässer vor Mexiko, wo er nun über 3000 Kilometer von seiner ursprünglichen Mündung entfernt endete.
    Während dieser ganzen Zeit wurde der Missouri auch Zeuge dramatischer Veränderungen bei den Lebewesen, die in seinem riesigen Einzugsgebiet zu Hause waren. Vor rund 100 Millionen Jahren gehörten Montana sowie North und South Dakota zum Verbreitungsgebiet der Dinosaurier. Später folgte eine Fülle warmblütiger Tiere von Geparden über Kamele und Wollhaar-Mammuts bis zu riesigen Säbelzahnkatzen. Wir selbst erschienen erst recht spät auf der Bildfläche: Die ersten menschlichen Bewohner wanderten vermutlich vor etwa 12 000 Jahren über eine Landbrücke aus Asien ein.
    Jahrtausendelang führten diese amerikanischen Ureinwohner ein Nomadenleben. Vor etwa 2000 Jahren fingen sie dann in ihrer Mehrzahl an, Nutzpflanzen anzubauen und sesshaft zu werden. Sie bauten Dörfer aus Erdhütten, runden Bauwerken, für die ein Loch gegraben und mit einem kuppelförmigen Holzgerüst abgedeckt wurde; dieses wurde dann zum Schutz gegen den sengenden Sommer und die eisigen Winter mit Erde und Gras bedeckt. Heute würde man von »Höhlenbehausungen« sprechen. Die Indianer der großen Ebenen nannten sie einfach »Zuhause«.
    Aber die Höhlenbehausungen waren nichts Nachhaltiges. In den Prärien gab es nur wenige Bäume, und die wuchsen vorwiegend in der »untersten Etage« der Flussniederungen. Nach ungefähr einer Generation war das Flussufer viele Kilometer stromaufwärts und stromabwärts von einem Dorf abgeholzt. Die Frauen - ihre Aufgabe war es, Brennstoff und Baumaterial zu sammeln - mussten immer größere Entfernungen zu Fuß zurücklegen, um noch Holz zu finden. Schließlich ließen sie die müden Füße ruhen, und der Stamm zog am Fluss ein paar Dutzend Kilometer aufwärts oder abwärts, um sich in einem unberührten Waldstück niederzulassen. 100 Jahre später, wenn der Wald in der Flussniederung nachgewachsen war, kehrten sie dann unter Umständen zu der Stelle zurück, an der ihre Vorfahren das Dorf verlassen hatten.
    Im 18. Jahrhundert waren in den großen Ebenen des amerikanischen Mittelwestens zahlreiche Indianerstämme ansässig. Im Norden lebten und kämpften vier große Stämme: die Furcht erregenden Sioux, die Nomaden geblieben waren, sowie die sesshaften Mandan, Hidatsa und Arikara. Im heutigen mittleren South Dakota bauten die Arikara riesige Dörfer aus Erdhütten, die neben den Häusern mehrerer hundert Familien auch große Gebäude für Zeremonien umfassten.
    Dann brach mit der Ankunft der weißen Entdecker und Pelzhändler eine neue Zeitrechnung an. Unter ihnen waren Lewis und Clark, aber sie waren keineswegs die Ersten. Als das Corps of Discovery 1804 in ein Dorf der Mandan kam, traf es dort auf blonde, blauäugige Indianer, die Nachkommen einheimischer Frauen und französischer Entdecker oder Trapper.
    Auf ihrem Weg stromaufwärts in das neu erworbene Territorium von Louisiana unternahmen Lewis und Clark den Versuch, die Arikara und die Mandan in einem Dreierbündnis mit der US-Regierung gegen die
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