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Der kleine Vampir feiert Weihnachten

Der kleine Vampir feiert Weihnachten

Titel: Der kleine Vampir feiert Weihnachten
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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Anna?»
    «Doch», antwortete Anna.
    Sie beugte sich zu den Paketen hinunter. Nach kurzem Suchen erhob sie sich, rot geworden, und sagte: «Auf diesem hier steht Anna.»
    Es war, wie Anton sogleich erkannte, das Paket mit den Kosmetiksachen. Andächtig strich Anna über das bunte, mit Teddybären bedruckte Einwickelpapier.
    «Wenn dein Name draufsteht, darfst du es ruhig aufmachen», ermutigte Antons Vater sie.
    Anna lächelte – ungewöhnlich schüchtern. Sie trug das Paket zum Tisch und behutsam löste sie die rote Schleife.
    Der kleine Vampir wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen. «Mach schon», zischte er. «Andere wollen sich auch ihre Geschenke angucken!»
    «Du musst nicht warten, bis Anna ihr Paket geöffnet hat», sagte Antons Mutter.
    «Nicht?», rief der kleine Vampir.
    «Nein», versicherte sie. «So streng geht es bei uns nicht zu.»
    Da gab es für den kleinen Vampir kein Halten mehr: Er stürzte sich auf die Pakete, und im Gegensatz zu Anna ging er mit den Armen voller Geschenke zum Tisch.
    «Alles für mich!», verkündete er stolz.
    «Für dich?», sagte Anton zweifelnd. Hatten sie wirklich so viel für den kleinen Vampir eingekauft? Sechs, nein, siebenverschieden große Pakete und Päckchen stellte der kleine Vampir vor sich hin.
    Natürlich machte er als Erstes das größte Paket auf – und rief enttäuscht: «Nur Streichhölzer!»
    «Eine Vorratspackung», erklärte Anton. «Die reicht für ein halbes Jahrhundert!»
    Der kleine Vampir verzog missfällig den Mund. «Und ich dachte, Weihnachten wäre das Fest der
persönlichen
Geschenke», zischte er.
    «Ist es ja auch», gab Antons Vater ihm Recht. «Am besten, du guckst mal in die übrigen Pakete!»
    Rüdiger knurrte etwas Unverständliches und begann – vermutlich aus Protest – das kleinste Päckchen auszuwickeln. «Ein Feuerzeug, wie originell!», spottete er. Seine Laune wurde noch schlechter, als er im dritten Paket die Taschenlampe entdeckte.
    Antons Mutter lachte verlegen – als hätte sie diese Geschenke ausgesucht. «Anton meinte, ihr würdet die Sachen gut gebrauchen können», sagte sie.
    «Ihr?» Der kleine Vampir warf Anton einen vernichtenden Blick zu. «Das sind auch noch – Gemeinschaftsgeschenke?»
    Anton zuckte mit den Schultern. «Wenn ich geahnt hätte, dass du dich kein bisschen freust, dann hätte ich mir das Geld gespart», entgegnete er.
    «Aber
ich
freue mich», sagte da Anna. «Ich freue mich riesig!» Und mit leuchtenden Augen hielt sie die Kosmetiktasche, den Lippenstift und die Puderdose in die Höhe. «Die Geschenke sind wunderschön!» Sie schniefte gerührt.
    «Mach doch mal das blaue Paket auf», schlug Antons Mutter dem kleinen Vampir vor.

    Unlustig öffnete der kleine Vampir das Paket – und stieß einen Schrei der Überraschung aus.
    Dann las er die Aufschrift: «Walkman»; allerdings nicht englisch, sondern deutsch ausgesprochen.
    Anton hatte Mühe, ernst zu bleiben.
    «Walken   …», murmelte der kleine Vampir. «Walken heißt doch ‹kneten›, oder?»
    «Kneten?» Jetzt musste Anton doch grinsen. «Nein! Mit dem Walkman» – und er sprach den Namen korrekt wie «wohkmän» aus – «kannst du beim Gehen Musik hören.»
    «Ehrlich?», rief der kleine Vampir. «Und   … und beim Fliegen auch?»
    «Im Flugzeug auch», bestätigte Antons Mutter.
    Der kleine Vampir war vor Freude und Aufregung rot geworden. «Zum Musikhören», sagte er und vorsichtig nahm er das Gerät aus der Verpackung heraus.
    «Und das da?», fragte er und zeigte auf die Kopfhörer.
    «Die musst du dir aufsetzen», erklärte Antons Vater.
    «Aufsetzen? Worauf denn?»
    «Na, auf deine Ohren!»
    «Und dann?»
    «Dann drückst du auf die ‹Start›-Taste und schon erklingt Musik!»
    Anna hatte sich neben den kleinen Vampir gestellt und neugierig beäugte sie den Walkman. «Ich hab schon öfter solche Apparate gesehen», sagte sie. «Aber nur in Schaufenstern», fügte sie hinzu.
    «Nur in Schaufenstern?», wiederholte Antons Mutter. «Erlauben eure Eltern nicht, dass ihr einen Walkman habt?» Betreten sah sie Anton an. «Ist es so wie mit den Spiegeln?»
    «Mit den Spiegeln?» Anna war einen Schritt zurückgewichen.
    «Ja! Anton hat erzählt, dass eure Eltern aus – nun, weltanschaulichen Gründen keine Spiegel im Haus dulden.»
    «Aus weltanschaulichen Gründen?» Anna blinzelte Rüdiger zu, und wie auf Kommando fingen beide an zu lachen.
    «Stimmt es nicht?», fragte Antons Mutter.
    «Doch, doch», sagte der kleine Vampir.
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