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Der Kleine Prinz (German Edition)

Der Kleine Prinz (German Edition)

Titel: Der Kleine Prinz (German Edition)
Autoren: Antoine de Saint-Exupéry
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eine Stunde von den andern Stunden. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit den Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanz gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.«
    So machte der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und als die Stunde des Abschieds nahe war:
    »Ach!«, sagte der Fuchs, »ich werde weinen.«
    »Das ist deine Schuld«, sagte der kleine Prinz, »ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, dass ich dich zähme …«
    »Gewiss«, sagte der Fuchs.
    »Aber nun wirst du weinen!«, sagte der kleine Prinz.
    »Bestimmt«, sagte der Fuchs.
    »So hast du also nichts gewonnen!«
    »Ich habe«, sagte der Fuchs, »die Farbe des Weizens gewonnen.«
    Dann fügte er hinzu:
    »Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken.«
    Der kleine Prinz ging, die Rosen wieder zu sehen.
    »Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts«, sagte er zu ihnen. »Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzig in der Welt.«
    Und die Rosen waren sehr beschämt.
    »Ihr seid schön, aber ihr seid leer«, sagte er noch. »Man kann für euch nicht sterben. Gewiss, ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose sei euch ähnlich. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist.«
    Und er kam zum Fuchs zurück.
    »Adieu«, sagte er …
    »Adieu«, sagte der Fuchs. »Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«
    »Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
    »Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.«
    »Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe …«, sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
    »Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen«, sagte der Fuchs. »Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich …«
    »Ich bin für meine Rose verantwortlich …«, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

XXII
    »Guten Tag«, sagte der kleine Prinz.
    »Guten Tag«, sagte der Weichensteller.
    »Was machst du da?«, sagte der kleine Prinz.
    »Ich sortiere die Reisenden nach Tausenderpaketen«, sagte der Weichensteller. »Ich schicke die Züge, die sie fortbringen, bald nach rechts, bald nach links.«
    Und ein lichterfunkelnder Schnellzug, grollend wie der Donner, machte das Weichenstellerhäuschen erzittern.
    »Sie haben es sehr eilig«, sagte der kleine Prinz. »Wohin wollen sie?«
    »Der Mann von der Lokomotive weiß es selbst nicht«, sagte der Weichensteller.
    Und ein zweiter blitzender Schnellzug donnerte vorbei, in entgegengesetzter Richtung.
    »Sie kommen schon zurück?«, fragte der kleine Prinz …
    »Das sind nicht die Gleichen«, sagte der Weichensteller. »Das wechselt.«
    »Waren sie nicht zufrieden dort, wo sie waren?«
    »Man ist nie zufrieden dort, wo man ist«, sagte der Weichensteller.
    Und es rollte der Donner eines dritten funkelnden Schnellzuges vorbei.
    »Verfolgen diese die ersten Reisenden?«, fragte der kleine Prinz.
    »Sie verfolgen gar nichts«, sagte der Weichensteller. »Sie schlafen da drinnen oder sie gähnen auch. Nur die Kinder drücken ihre Nasen gegen die Fensterscheiben.«
    »Nur die Kinder wissen, wohin sie wollen«, sagte der kleine Prinz. »Sie wenden ihre Zeit an eine Puppe aus Stoff-Fetzen und die Puppe wird ihnen sehr wertvoll, und wenn man sie ihnen wegnimmt, weinen sie …«
    »Sie haben es gut«, sagte der Weichensteller.

XXIII
    »Guten Tag«, sagte der kleine Prinz.
    »Guten Tag«, sagte der
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