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Der Kleine Prinz (German Edition)

Der Kleine Prinz (German Edition)

Titel: Der Kleine Prinz (German Edition)
Autoren: Antoine de Saint-Exupéry
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der Anzünder. »Guten Tag.«
    Und er löschte seine Lampe aus.
    Der, sagte sich der kleine Prinz, während er seine Reise fortsetzte, der wird von allen andern verachtet werden, vom König, vom Eitlen, vom Säufer, vom Geschäftsmann. Dabei ist er der Einzige, den ich nicht lächerlich finde. Vielleicht deswegen, weil er sich mit anderen Dingen beschäftigt statt mit sich selbst.
    Er stieß einen Seufzer des Bedauerns aus und sagte sich noch:
    Der ist der Einzige, den ich zu meinem Freund hätte machen können. Aber sein Planet ist wirklich zu klein. Es ist kein Platz für zwei …
    Was sich der kleine Prinz nicht einzugestehen wagte, war, dass er diesem gesegneten Planeten nachtrauerte, besonders der tausendvierhundertvierzig Sonnenuntergänge wegen, in vierundzwanzig Stunden!

XV
    Der sechste Planet war zehnmal so groß. Er war von einem alten Herrn bewohnt, der ungeheure Bücher schrieb.

    »Da schau! Ein Forscher!«, rief er, als er den kleinen Prinzen sah.
    Der kleine Prinz setzte sich an den Tisch und verschnaufte ein wenig. Er war schon so viel gereist!
    »Woher kommst du?«, fragte ihn der alte Herr.
    »Was ist das für ein dickes Buch?«, sagte der kleine Prinz. »Was machen Sie da?«
    »Ich bin Geograf«, sagte der alte Herr.
    »Was ist das, ›ein Geograf‹?«
    »Das ist ein Gelehrter, der weiß, wo sich die Meere, die Ströme, die Städte, die Berge und die Wüsten befinden.«
    »Das ist sehr interessant«, sagte der kleine Prinz. »Endlich ein richtiger Beruf!«
    Und er warf einen Blick um sich auf den Planeten des Geografen. Er hatte noch nie einen so majestätischen Planeten gesehen.
    »Er ist sehr schön, Euer Planet. Gibt es da auch Ozeane?«
    »Das kann ich nicht wissen«, sagte der Geograf.
    »Ach!« Der kleine Prinz war enttäuscht. »Und Berge?«
    »Das kann ich auch nicht wissen«, sagte der Geograf.
    »Aber Ihr seid Geograf! – Und Städte und Flüsse und Wüsten?«
    »Auch das kann ich nicht wissen.«
    »Aber Ihr seid doch Geograf!«
    »Richtig«, sagte der Geograf, »aber ich bin nicht Forscher. Es fehlt uns gänzlich an Forschern. Nicht der Geograf geht die Städte, die Ströme, die Berge, die Meere, die Ozeane und die Wüsten zählen. Der Geograf ist zu wichtig, um herumzustreunen. Er verlässt seinen Schreibtisch nicht. Aber er empfängt die Forscher. Er befragt sie und schreibt sich ihre Eindrücke auf. Und wenn ihm die Notizen eines Forschers beachtenswert erscheinen, lässt der Geograf über dessen Moralität eine amtliche Untersuchung anstellen.«
    »Warum das?«
    »Weil ein Forscher, der lügt, in den Geografiebüchern Katastrophen herbeiführen würde. Und auch ein Forscher, der zu viel trinkt.«
    »Wie das?«, fragte der kleine Prinz.
    »Weil die Säufer doppelt sehen. Der Geograf würde dann zwei Berge einzeichnen, wo nur ein einziger vorhanden ist.«
    »Ich kenne einen«, sagte der kleine Prinz, »der wäre ein schlechter Forscher.«
    »Das ist möglich. Doch wenn die Moralität des Forschers gut zu sein scheint, macht man eine Untersuchung über seine Entdeckung.«
    »Geht man nachsehen?«
    »Nein. Das ist zu umständlich. Aber man verlangt vom Forscher, dass er Beweise liefert. Wenn es sich zum Beispiel um die Entdeckung eines großen Berges handelt, verlangt man, dass er große Steine mitbringt.«
    Plötzlich ereiferte sich der Geograf.
    »Und du, du kommst von weit her! Du bist ein Forscher! Du wirst mir deinen Planeten beschreiben!«
    Und der Geograf schlug sein Registrierbuch auf und spitzte seinen Bleistift.
    Zuerst notiert man die Erzählungen der Forscher mit Bleistift. Um sie mit Tinte aufzuschreiben, wartet man, bis der Forscher Beweise geliefert hat.
    »Nun?«, fragte der Geograf.
    »Oh, bei mir zu Hause«, sagte der kleine Prinz, »ist nicht viel los, da ist es ganz klein. Ich habe drei Vulkane. Zwei Vulkane in Tätigkeit und einen erloschenen. Aber man kann nie wissen.«
    »Man weiß nie«, sagte der Geograf.
    »Ich habe auch eine Blume.«
    »Wir schreiben die Blumen nicht auf«, sagte der Geograf.
    »Warum das? Sie sind das Schönste!«
    »Weil die Blumen vergänglich sind.«
    »Was heißt ›vergänglich‹?«
    »Die Geografiebücher«, entgegnete der Geograf, »sind die wertvollsten von allen Büchern. Sie veralten nie. Es ist sehr selten, dass ein Berg seinen Platz wechselt. Es ist sehr selten, dass ein Ozean seine Wasser ausleert. Wir schreiben die ewigen Dinge auf.«
    »Aber die erloschenen Vulkane können wieder aufwachen«, unterbrach der kleine Prinz.
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