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Der Kleine Prinz (German Edition)

Der Kleine Prinz (German Edition)

Titel: Der Kleine Prinz (German Edition)
Autoren: Antoine de Saint-Exupéry
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Schwermut.
    »Was machst du da?«, fragte er den Säufer, den er stumm vor einer Reihe leerer und einer Reihe voller Flaschen sitzend antraf.
    »Ich trinke«, antwortete der Säufer mit düsterer Miene.
    »Warum trinkst du?«, fragte ihn der kleine Prinz.
    »Um zu vergessen«, antwortete der Säufer.
    »Um was zu vergessen?«, erkundigte sich der kleine Prinz, der ihn schon bedauerte.
    »Um zu vergessen, dass ich mich schäme«, gestand der Säufer und senkte den Kopf.
    »Weshalb schämst du dich?«, fragte der kleine Prinz, der den Wunsch hatte, ihm zu helfen.
    »Weil ich saufe!«, endete der Säufer und verschloss sich endgültig in sein Schweigen.
    Und der kleine Prinz verschwand bestürzt.
    Die großen Leute sind entschieden sehr, sehr wunderlich, sagte er zu sich auf seiner Reise.

XIII
    Der vierte Planet war der des Geschäftsmannes. Dieser Mann war so beschäftigt, dass er bei der Ankunft des kleinen Prinzen nicht einmal den Kopf hob.
    »Guten Tag«, sagte dieser zu ihm. »Ihre Zigarette ist ausgegangen.«
    »Drei und zwei ist fünf. Fünf und sieben ist zwölf. Zwölf und drei ist fünfzehn. Guten Tag. Fünfzehn und sieben ist zweiundzwanzig. Zweiundzwanzig und sechs ist achtundzwanzig. Keine Zeit, sie wieder anzuzünden. Sechsundzwanzig und fünf ist einunddreißig. Uff! Das macht also fünfhunderteine Million sechshundertzweiundzwanzigtausendsiebenhunderteinunddreißig.«
    »Fünfhundert Millionen wovon?«
    »Wie? Du bist immer noch da? Fünfhunderteine Million von … ich weiß nicht mehr … ich habe so viel Arbeit! Ich bin ein ernsthafter Mann, ich gebe mich nicht mit Kindereien ab. Zwei und fünf ist sieben …«
    »Fünfhunderteine Million wovon?«, wiederholte der kleine Prinz, der niemals in seinem Leben auf eine Frage verzichtete, die er einmal gestellt hatte.

    Der Geschäftsmann hob den Kopf.
    »In den vierundfünfzig Jahren, die ich auf diesem Planeten da wohne, bin ich nur dreimal gestört worden. Das erste Mal war es vor zweiundzwanzig Jahren ein Maikäfer, der von weiß Gott wo heruntergefallen war. Er machte einen schrecklichen Lärm, und ich habe in einer Addition vier Fehler gemacht. Das zweite Mal, vor elf Jahren, war es ein Anfall von Rheumatismus. Es fehlt mir an Bewegung. Ich habe nicht Zeit herumzubummeln. Ich bin ein ernsthafter Mann. Und das ist nun das dritte Mal! Ich sagte also, fünfhunderteine Million …«
    »Millionen wovon?«
    Der Geschäftsmann begriff, dass es keine Aussicht auf Frieden gab:
    »Millionen von diesen kleinen Dingern, die man manchmal am Himmel sieht.«
    »Fliegen?«
    »Aber nein, kleine Dinger, die glänzen.«
    »Bienen?«
    »Aber nein. Kleine goldene Dinger, von denen die Nichtstuer träumerisch werden. Ich bin ein ernsthafter Mann. Ich habe keine Zeit für Träumereien.«
    »Ach, die Sterne?«
    »Dann sind es wohl die Sterne.«
    »Und was machst du mit fünfhundert Millionen Sternen?«
    »Fünfhunderteine Million sechshundertzweiundzwanzigtausendsiebenhunderteinunddreißig. Ich bin ein ernsthafter Mann, ich nehme es genau.«
    »Und was machst du mit diesen Sternen?«
    »Was ich damit mache?«
    »Ja.«
    »Nichts. Ich besitze sie.«
    »Du besitzt die Sterne?«
    »Ja.«
    »Aber ich habe schon einen König gesehen, der …«
    »Die Könige besitzen nicht, sie ›regieren über‹. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Und was hast du davon, die Sterne zu besitzen?«
    »Das macht mich reich.«
    »Und was hast du vom Reichsein?«
    »Weitere Sterne kaufen, wenn jemand welche findet.«
    Der da, sagte sich der kleine Prinz, denkt ein bisschen wie mein Säufer.
    Indessen stellte er noch weitere Fragen:
    »Wie kann man die Sterne besitzen?«
    »Wem gehören sie?«, erwiderte mürrisch der Geschäftsmann.
    »Ich weiß nicht. Niemandem.«
    »Dann gehören sie mir, ich habe als Erster daran gedacht.«
    »Das genügt?«
    »Gewiss. Wenn du einen Diamanten findest, der niemandem gehört, dann ist er dein. Wenn du eine Insel findest, die niemandem gehört, so ist sie dein. Wenn du als Erster einen Einfall hast und du lässt ihn patentieren, so ist er dein. Und ich, ich besitze die Sterne, da niemand vor mir daran gedacht hat, sie zu besitzen.«
    »Das ist wahr«, sagte der kleine Prinz. »Und was machst du damit?«
    »Ich verwalte sie. Ich zähle sie und zähle sie wieder«, sagte der Geschäftsmann. »Das ist nicht leicht. Aber ich bin ein ernsthafter Mann.«
    Der kleine Prinz war noch nicht zufrieden.
    »Wenn ich einen Seidenschal habe, kann ich ihn um meinen Hals wickeln
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