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Der kleine Nadomir

Der kleine Nadomir

Titel: Der kleine Nadomir
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sich aus der Reichweite der wild um sich schlagenden Pranken zu bringen. Der Bär wehrte sich verzweifelt. Er schlug einen der Speere zur Seite, der Jäger rutschte aus, und da war auch schon der Bär über ihm. Seine gewaltigen Kiefer verbissen sich im Unterarm des Mannes, der einen lauten Schrei ausstieß. Doch schon waren die anderen Jäger heran und stachen auf das Tier ein, das daraufhin von seinem Opfer abließ.
    Tordos linke Hand verkrallte sich im Fellumhang des Verwundeten. Er riss ihn zurück.
    Keiner der Jäger begab sich in die Reichweite der gefährlichen Zähne und Krallen. Stach einer auf der linken Seite zu, bekam das Biest auch schon einen Stich in die andere Seite. Innerhalb weniger Augenblicke blutete der Bär aus unzähligen Wunden.
    Wenig später ließen die Jäger von ihm ab, wichen ein paar Schritte zur Seite und warteten. Ein tiefes Brummen entrang sich der Kehle des Bären, der sich mühsam vorwärts bewegte. Nach ein paar Schritten brach er lautlos zusammen.
    Tordo kam vorsichtig näher. Er stieß seine Speerspitze in die rechte Flanke des Bären, der sich aber nicht mehr bewegte. »Der Herr der Berge ist tot«, sagte Tordo, kniete nieder, presste die Lippen auf eine der Halswunden des Bären und trank gierig das warme Blut. Er glaubte ganz deutlich zu spüren, wie die Kraft des Bären auf ihn überging.
    Nach ihm tranken die anderen Jäger vom Blut.
    Tordo bestimmte fünf Männer, die vor der Höhle wachen sollten, darunter auch den verletzten Nokko. Sie sollten die Pferde einfangen. Er selbst wollte mit vier Männern in die Höhle gehen.
    Den Speer nahm er in die linke Hand, in der rechten hielt er die schwere Steinaxt. Gebückt betrat er die Öffnung und stapfte in die Höhle.
    Der kleine Mann, der den Bären mit dem Zauberast aus der Höhle vertrieben hatte, tanzte um das Feuer herum. »Beim Kleinen Nadomir«, jubelte der Alte, »ich bin ein mächtiger Zauberer. Hast du gesehen, wie ich den Bären vertrieben habe, Nottr?«
    Der Mann, der vor dem Feuer saß und Tordo den Rücken zukehrte, antwortete nicht.
    »Ich werde ein mächtiger Magier werden, Nottr. Das kannst du mir glauben, so wahr der Kleine Nadomir mein Schutzgeist ist. Ich werde...«
    *
    Sadagar blickte zum Höhleneingang und brach mitten im Satz ab. Fünf düster aussehende Wilde standen dort, die Speere waren auf ihn gerichtet. Die fünf standen wie Statuen da und starrten ihn an.
    »Nottr«, hauchte Sadagar mit versagender Stimme, »wir haben Besuch bekommen.«
    Nottr bewegte sich nicht. »Seid willkommen, Fremde«, sagte Sadagar schnell. »Nehmt Platz und wärmt euch!«
    Einer der Wilden trat zwei Schritte vor. Die blutverschmierte Lanzenspitze zeigte genau auf Sadagars Herz. Er sagte etwas, das Sadagar nicht verstehen konnte.
    »Ich verstehe dich nicht, Fremder.«
    »Tordo«, sagte der Wilde und klopfte sich mit der Steinaxt an die Brust.
    »Hm, du bist Tordo«, stellte der Steinmann fest. »Verzeih mir, aber ich verstehe dich äußerst schlecht. Ich bin Sadagar, ein mächtiger Zauberer.« Er zeigte mit der rechten Hand auf sich und sagte nochmals: »Sadagar!«
    »...adagar?«
    »Sadagar.«
    Tordo versuchte es nochmals. »…adagar!« Er konnte kein »S« aussprechen.
    »Ist schon gut, alter Freund, dann nenne mich eben Adagar. Ich bin ein mächtiger Zauberer, ein großer Schamane.«
    Sadagar hatte sich etwas von dem Schrecken erholt, den ihm der Anblick der fünf verwegen aussehenden Wilden bereitet hatte. Ihre Ähnlichkeit mit Nottr war unverkennbar. Nach den primitiven Waffen zu schließen, hatte dieser Bergstamm kaum Kontakte zu den Flachlandbewohnern.
    »Wer ist das?« fragte Tbrdo und zeigte auf Nottr.
    Langsam gewöhnte sich Sadagar an die Sprechweise Tordos, und er konnte den fast unverständlichen Gorgan-Dialekt mehr erraten als verstehen.
    »Das ist mein treuer Diener«, antwortete er. »Sein Name ist Nottr, und ich brauche ihn, um meine Zauberkräfte einsetzen zu können.« Sadagar hatte ganz langsam gesprochen und jedes Wort deutlich betont. Der Wilde schien ihn verstanden zu haben.
    Tordo schritt auf das Feuer zu und blickte Nottr an, der noch immer in die Flammen stierte. Er versetzte Nottr einen Tritt in den Rücken, doch der Lorvaner reagierte nicht.
    »Sieh mich an, Nottr!« brummte Tordo verärgert. Seine Hand krampfte sich stärker um die Steinaxt, die er langsam zum Hieb erhob.
    »Nottr!« rief Sadagar. Er befürchtete, dass der Wilde seinen Freund erschlagen werde.
    Endlich bewegte sich Nottr. Er hob
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