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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens
Autoren: Leslie Parrish
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Er legte es auf den Boden, griff wieder hinein und holte Klemmen hervor.
    Tod durch Stromschlag.
    Angelo dachte, dass ihn jeder Widerstand verlassen hätte. Doch als sein Peiniger jetzt auf ihn zuging, fing er an, sich auf dem Stuhl zu winden und an den Ketten zu zerren. Instinktiv klammerte er sich an das Leben, obwohl er sich eben noch danach gesehnt hatte, dem Schmerz zu entkommen.
    »Das könnte jetzt ein wenig unangenehm werden«, warnte ihn der Mann vor, als er die Klemmen an den metallenen Armlehnen und Beinen des Stuhles befestigte, auf dem Angelo nackt und blutverschmiert saß. »Ich habe gehört, dass es nicht gerade die schnellste Todesart ist. Aber angemessen, wie ich finde. Und selbst du musst zugeben, mehr als diesen Stuhl hast du nicht verdient.«
    Der Psychopath beugte sich nach vorn, musterte ihn, warf einen letzten, langen Blick in Angelos verunstaltetes Gesicht. Wenn Angelo noch Zähne gehabt hätte, hätte er versucht, ihm diese lächelnden Lippen abzubeißen.
    »Jetzt bist du kein schöner Anblick mehr, nicht wahr?«
    Er brachte lediglich ein Stöhnen hervor.
    »Aber trotzdem sehenswert. Oh ja, in der Tat, du wirst auf jeden Fall einiges an Aufmerksamkeit erregen. Jetzt hübsch lächeln … Zeit für die Nahaufnahme.«

1
    Washington, D.C.
    13. Dezember 2022
    Nie krochen die Geisteskranken und Kleinkriminellen so massenhaft aus ihren Löchern wie zur Weihnachtszeit.
    Fröhliche Weihnachten, her mit dem Portemonnaie!
    Frohes Fest, ich bin so einsam, also bringe ich mich um.
    Feliz Navidad, du hast mir nicht das richtige Geschenk besorgt, und dafür gibt’s jetzt Prügel.
    Frohes neues Jahr, die Welt ist scheiße, also blase ich einfach mal jemandem das Licht aus.
    Obwohl sich in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten so einiges drastisch geändert hatte, war der Dezember immer noch, genau wie früher, der Monat der Exzesse. Überteuerte Geschäfte schmückten sich mit Glanz und Glitter und versuchten die Kunden zu überzeugen, dass ihre Lieben ohne das neueste Hightechgerät einfach nicht leben konnten. Oder, seit der Nostalgiewahn herrschte, ohne den neuesten
Low
tech-Rückschritt in die alten Zeiten – wie zum Beispiel ein richtiges Telefon mit Schnur, die in der Wand steckte.
    Fünfjährige bekamen per E-Mail personalisierte Werbung für das neueste Bildschirmspiel auf ihre Palms. Spendensammler wetteiferten mit Verkäufern um all die locker sitzenden Dollars. Weihnachtslieder dudelten bis zum Abwinken in jedem Geschäft im Land. Auf Schritt und Tritt verfolgten einen lächelnde Gesichter, gute Wünsche und die Bilderbuchidylle vom trauten Familienglück.
    Die Weihnachtszeit.
Ho ho ho
und dieser ganze Scheiß.
    Veronica Sloan, Detective des District of Columbia Police Departments, graute es vor alldem. Für sie bedeutete der Dezember mehr Arbeit und tonnenweise Stress. In den Geschäften wurden Geschenke gestohlen, den Spendensammlern wurden die Sammelbüchsen geklaut, dauernd wurden dieselben zehn Lieder von jedem zweitklassigen Sänger des letzten Jahrhunderts rauf- und runtergesungen, und wegen übermäßigem Alkoholgenuss brachen Familienstreitigkeiten aus.
    Sicher, sie würde das ganze Programm über sich ergehen lassen. Sie würde mit ihrer Mom einkaufen gehen, das Wichtelgeschenk für die Weihnachtsfeier im Revier besorgen und sich Plätzchen in den Mund stopfen. Sie würde dafür sorgen, dass ihr Partner – der immer noch krankgeschrieben war und sich an seine neue künstliche Hand zu gewöhnen versuchte – eine anständige Festtagsmahlzeit bekam, einschließlich des obligatorischen Eggnog, allerdings mit viel Ei und wenig Punsch.
    Ihr Partner, Mark Daniels, war ziemlich niedergeschlagen gewesen, als die Ärzte seine richtige Hand schließlich aufgegeben hatten, die nach der Replantation im Juli nicht wieder an sein Handgelenk angewachsen war. Davor hatte er recht erfolgreich seiner Alkoholsucht widerstanden. Anscheinend brauchte man bloß von einem Irren verstümmelt und angeschossen werden, um sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen – selbst wenn man Daniels hieß.
    Doch als die Hand nochmals abgenommen und durch eine Prothese ersetzt werden musste, hatte er beinahe wieder angefangen zu trinken. Ronnie hatte sich selbst der Aufgabe gewidmet, ihn durch die Zwölf Schritte zu führen, und dafür gekämpft, dass er der Versuchung nicht erlag. Ein Rückfall wäre echt beschissen, und die Feiertage waren der klassische Zeitpunkt dafür. Sie waren weiß Gott auch schwer
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