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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens
Autoren: Leslie Parrish
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wolle sie nicht weiter anstrengen und sie hätten später noch genug Zeit zum Reden, wenn sie beide wieder gesund wären. Körperlich und, wie sie hoffte, auch emotional. Letzteres dauerte vielleicht etwas länger, zumindest für Philip.
    Sobald er weg war, winkte sie Jeremy näher heran. Er kam zu ihr und gab ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. Offensichtlich sorgte er sich wegen Philips Besuch.
    »Ja. Traurig.«
    »Ich auch. Ein echt mieses Weihnachten.«
    Sie schnappte leicht nach Luft. Das hatte sie ja völlig vergessen. »Heute?«
    »Jepp. Fröhliche Weihnachten, Veronica Sloan.«
    Fröhlich war es ganz sicher nicht, und es war mit Sicherheit sogar das seltsamste Weihnachten, das sie je erlebt hatte, aber Jeremy war da, hielt ihr die Hand und lächelte sie an, während er seine einzigartige Wärme und Zärtlichkeit ausstrahlte, nur für sie. All das bekräftigte seine verrückten Worte von vor zwei Tagen.
    Dass er sie liebte.
Er
liebte
sie
.
    »Fröhliche Weihnachten«, flüsterte sie.
    »Willst du dein Geschenk haben?«
    Sie nickte.
    Er griff in seine Gesäßtasche und holte ein Papier hervor. »Du bist auf freiem Fuße.«
    Ihr breites Lächeln kam von ganz allein. Sie konnte es kaum abwarten, nach Hause zu kommen und sich in ihrem eigenen Bett zu erholen, worin sie tatsächlich schlafen konnte und sich wohlfühlte. »Endlich.«
    »Du musst dich trotzdem noch schonen«, mahnte er und holte eine Tasche mit sauberer Wäsche, die ihre Mom ihr hergebracht hatte. Das wurde bei ihr langsam zu einer schlechten Angewohnheit, und sie musste ihr das dringend wieder abgewöhnen. »Der Arzt sagt, du darfst nicht so viel sprechen. Deine Stimmbänder wurden verletzt.«
    Genau wie eine Arterie. Aber was zählte das schon?
    »Ich muss …«
    »Hast du nicht zugehört? Nicht sprechen!«
    Mit schmalen Augen funkelte sie ihn an.
    »Mit der Nummer von der stahlharten Powerfrau kommst du diesmal nicht durch. Ich werde mich um dich kümmern, ob es dir gefällt oder nicht.«
    Es gefiel ihr. Wirklich. Das wollte sie ihm auch mitteilen, wenn er sie nur ließe.
    »Will sagen …«
    »Nein.«
    »Verdammt noch mal. Liebe dich, Sykes. Du Penner.«
    Er verstummte und sah zu ihr herunter, in der einen Hand die Reisetasche, in der anderen ihren BH . Lange schauten sie einander in die Augen. Sie hätte vielleicht noch mehr sagen können, aber in diesem Moment hätte sie selbst dann geschwiegen, wenn ihre Stimmbänder unversehrt gewesen wären.
    Denn manchmal war der einfachste Weg, etwas zu sagen, der beste.
    Das bewies er mit vier aufrichtigen Worten.
    »Ich liebe dich auch.«
    Sie lächelte, genau wie er. Und obwohl ihre nagende Unsicherheit nie verschwinden würde, bevor sie nicht herausfand, was genau als Nächstes passieren würde – und ob sie wirklich mit einer tickenden Zeitbombe im Schädel herumlief –, wusste sie, dass sie sich allem stellen konnte, solange sie diesen Mann an ihrer Seite hatte.
    »Na, dann schaffen wir dich mal nach Hause.«

Epilog
    Memorandum
    Streng vertraulich
    An: R. Valencia, Direktor des National Department of Law Enforcement ( NDLE )
    Von: M. Berger, National Science Officer der Regierung Lawton
    Betr.: OEP -Projekt
    Sehr geehrter Herr Direktor,
    wie versprochen habe ich Ihre Anliegen und Vorschläge bezüglich des Optical Evidence Program ( OEP ) dem Präsidenten vorgetragen. Nach reiflicher Überlegung und ausführlicher Recherche fühlte ich mich gezwungen, ihm entgegen Ihres Ratschlags zu empfehlen, das Programm mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Mit dem Tod von Dr. Tate und Dr. Cavanaugh ist das Experiment bereits gescheitert. Ihr verachtenswertes Vorgehen und die fatalen Nebenwirkungen des Geräts können meiner Meinung nach nur eine einzige Konsequenz haben: dass wir sofort alle notwendigen Schritte unternehmen, um das Projekt abzuwickeln und, so weit wie möglich, Hinweise auf seine Existenz zu verbergen.
    Ihre Haltung dazu ist mir bekannt. Ich teile Ihre Sorge um die Tausende von Amerikanern, einschließlich Hunderter Strafverfolgungsbeamter, die dieses Gerät in ihrem Kopf tragen. Doch ich bin auch höchst beunruhigt. Selbst wenn die Probanden, deren Untersuchungsergebnisse Farbenblindheit anzeigen, jetzt zur genaueren Beobachtung stationär behandelt werden, wissen wir nicht, ob das Projekt nicht noch andere Schwächen aufweist, die sich erst noch zeigen werden.
    Uns allen steht ein schreckliches Geduldsspiel bevor, bis wir hierüber mehr
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