Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
überhaupt etwas anderes gehört hatte als die Gehässigkeiten seines Peinigers und seine eigenen Schreie.
    »Wie hast du das geschafft?«, keuchte er, denn er musste es einfach wissen. »Wie bist du reingekommen?«
    Der Typ, der so harmlos aussah, dass Angelo auf der Straße einfach an ihm vorbeigelaufen wäre, grinste. »Ich habe dich und deine Kumpel eine Weile beobachtet. Jeder hat so seine schlechten Angewohnheiten. Ihre bestand darin, sich jeden Abend in deinem Garten einen Schuss zu setzen.«
    Unmöglich. »Sie haben sich im Dienst zugedröhnt?«
    »Geh nicht zu hart mit ihnen ins Gericht. Sie werden es bestimmt nie wieder tun. Und auch nichts anderes mehr.«
    Sie waren also tatsächlich tot. Dieser Kerl hatte zwei seiner besten Männer getötet, seine Hunde vermutlich auch, dann den Alarm ausgeschaltet, war ins Badezimmer geschlichen und hatte ihm mitten beim Scheißen die Knarre an den Schädel gehalten. Irgendwoher wusste er von dem schalldichten Raum, denn er hatte den nackten, wutentbrannten Angelo die Treppe hinunter und durch die Tür getrieben. Der Wahnsinnige hatte seine eigenen Handschellen mitgebracht – sowohl für die Hände als auch für die Füße – und ihn an den robusten Stuhl in der Mitte des Raumes gefesselt. Ein schmutziger Lappen im Mund hatte Angelos wütende Schreie erstickt. Später, als jeder Widerstand aus ihm herausgehämmert und -geschlitzt worden war, entfernte der Fremde den Lappen wieder, um sich seinem Gesicht zu widmen. Zuerst benutzte er ein langes, dickes Rohr. Dann Angelos eigenen Schlagring vom Haken neben der Tür …
    All seine Kraft verließ ihn. Nicht einmal Drohungen konnte er mehr ausstoßen. Er sah nur noch auf einem Auge – das andere ruhte auf seinem Wangenknochen. Er spürte, wie es dort baumelte und ihm jedes Mal auf die Wange klatschte, wenn er den Kopf wegriss, um einem Hieb auszuweichen. Jeder Atemzug durch seine zerschmetterte Nase klang nach einem Röcheln, und warmes Blut sickerte ihm ungehindert übers Gesicht und den Hals hinunter und landete in schweren, klebrigen Tropfen auf seiner nackten Brust. Auf dem Fußboden hatte sich eine riesige Lache gebildet.
    Nachdem ihm das Ungeheuer die Eier abgesäbelt hatte, hatte es sich seinen Fingerspitzen zugewandt.
Schnipp, schnipp.
    Keine Kraft mehr. Sein Gehirn verabschiedete sich. Jetzt blieb ihm nur noch ein kümmerlicher Rest seiner Großmäuligkeit, die ihn im Leben so weit gebracht hatte, und der Schock darüber, was hier gerade geschah – dass er dank eines lächelnden Gringos, der wie ein Bankangestellter aussah, dem Tod ins Auge blickte.
    »Bereit für den nächsten Programmpunkt?«
    »Fick dich«, erwiderte er mit einem kehligen Stöhnen.
    »Das heißt wohl Ja. Mund auf!«
    Beim Anblick von Schere und Zange war ihm sofort klar, dass als Nächstes seine Zunge dran war. Gegen die starke Hand, die sein Kinn packte und nach unten zerrte, hatte er keine Chance.
    Tränen traten ihm in sein verbliebenes Auge, und unwillkürlich flüsterte er ein Wort, das ihm während seines gesamten Lebens nur selten über die Lippen gekommen war. »Bitte.«
    Der Mann zögerte, dann beugte er sich zu ihm herunter, bis er fast mit der Nase an seine stieß. Seine braunen Augen schimmerten erregt.
Irre.
Er schien Angelos Gesicht zu betrachten, als wolle er sich jede Narbe, jede Schramme genau einprägen.
    »Bittest du um Gnade?« Sein Atem roch nach Pfefferminz. »Wolltest du das damit sagen?«
    Angelo gelang ein winziges Nicken.
    Eine Pause. Noch ein langer Blick. Als würde er tatsächlich seine Möglichkeiten abwägen, als hätte er die Entscheidung nicht längst unwiderruflich gefällt, bevor er in Angelos Haus eingebrochen war.
    Aber Angelo wusste es besser.
    »Leute wie du begreifen gar nicht, was Gnade ist.« Der Mann richtete sich auf. »Also verdienst du auch keine Gnade.«
    Die Zange drang in seinen Mund ein; das Schaben des Metalls auf seiner Zunge ließ ihn zusammenzucken. Angelo drehte den Kopf, um sich dem Instrument zu entziehen. Der Mann packte ihn am Haar, um ihn festzuhalten, griff mit dem Werkzeug nach seiner Zungenspitze und zog – so fest, dass er seinen ganzen Kopf nach vorne zog und ihm dabei ein Büschel Haare ausriss. Das Ziehen in seiner Augenhöhle wurde stärker, und er hörte ein ganz leises Schnalzen, als auch die letzte Ader nachgab und ihm sein Augapfel auf den Schenkel fiel.
    Dann kam die Schere. Er wand sich, widersetzte sich, stemmte sich gegen den Schmerz.
    Er kam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher