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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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Ärmel.
    „Walter!“, schrie Allie und sprang. Sie landete unsanft auf dem Bahnsteig und ihr rechter Knöchel knickte um. Sie rollte und purzelte und sah nur noch eine wild durcheinandergewürfelte Folge von Himmel und Holz und Schmerz.
    „Allie! Allie!“
    Sie kam mit der Wange auf dem Holzbahnsteig zum Liegen und ächzte. Ihr tat alles weh.
    „Allie! Was ist denn in dich gefahren?“ Walt kam herbeigerannt und fiel sofort auf die Knie.
    Allie rollte herum und versuchte sich aufzurichten. „Ich habe dich auch ange...“
    „Geht es dir gut? Allie, bist du verrückt?“ Er suchte ihren Körper nach Verletzungen ab, stützte ihren Rücken mit dem Arm ab und half ihr, sich hinzusetzen. „Wo tut es weh?“
    „Walt, ich habe dich angelogen.“
    Er sah ihr prüfend in die Augen. „Bist du mit dem Kopf aufgeknallt?“ Vorsichtig drückte er sie nach vorn und begutachtete ihren Hinterkopf.
    Allie achtete nicht auf den stechenden Schmerz in ihrem Knöchel und das taube Gefühl in ihrer Hüfte. „Walt, hör mir bitte zu. Ich habe dich angelogen.“
    „Was redest du denn da? Ich bin derjenige, der gelogen hat. Sag schon, wo tut es weh?“
    „Ich aber auch. Ich habe dich auch angelogen.“ Sie packte ihn an der Schulter. „Erinnerst du dich an letztes Jahr? Ich habe kein Sterbenswörtchen über Baxter verloren.“
    Walt seufzte. „Doch nur aus Versehen.“
    „Am Anfang vielleicht. Ich dachte, du wüsstest Bescheid. Aber als wir getanzt haben und ich merkte, dass du dich zu mir hingezogen fühltest, war mir klar, dass du nichts von Baxter wusstest. Und trotzdem habe ich den Mund gehalten. Du hast recht. Schweigen ist keine Lösung, wenn man damit eine Lüge verlängert.“
    „Das ist doch nicht dasselbe.“
    Allie klammerte sich an die kräftige Schulter, die ihr an jenem Abend so imponiert hatte. „Doch, das ist es. Weißt du, warum ich nichts gesagt habe? Aus Stolz – ich wollte keinen Aufruhr verursachen und negativ auffallen. Und aus Egoismus – ich wollte einfach im Arm des wundervollsten Mannes auf der Welt bleiben. Ich wollte dort bleiben, wo ich mich zum ersten Mal in meinem Leben hübsch und begehrt gefühlt habe.“
    Walt sah sie einen langen Augenblick schweigend an. „Allie, hör bitte auf.“
    „Ich habe dich ausreden lassen. Jetzt bin ich dran.“ Sie legte ihm eine Hand an die Wange. Die unmittelbare Nähe zu dem Mann, den sie liebte, ihr intensiver Blickkontakt, die Ehrlichkeit – all das beschwingte sie. „Ich habe dich auch angelogen, als ich dir das Ende meiner Verlobung verschwiegen habe.“
    „Das ist doch keine ...“
    „Doch, ist es. Ich habe zugelassen, dass du mit etwas kämpfen musstest, was so überhaupt nicht mehr stimmte. Ich habe keine Rücksicht auf deine Gefühle genommen.“
    „Aber du wusstest doch gar nicht, wie sehr ich dich ...“
    „Das ändert nichts daran. Wenn ich ehrlich gewesen wäre, hättest du das mit Emily niemals erfinden müssen.“
    Walt sah sie eindringlich an. „Das ist keinerlei Entschuldigung dafür.“
    „Nein, aber wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, hättest du nicht gelogen. Bitte Walt, vergib mir.“
    „Allie ...“ Seine Stimme klang belegt.
    „Bitte.“ Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Auch wenn es hinten sehr kurz geschnitten war, fühlte es sich noch weicher und voller an als im Traum. „Bitte, vergib mir.“
    Walt umarmte sie fest. „Natürlich vergebe ich dir, aber ...“
    „Und ich vergebe dir.“ Sie schmiegte ihr Gesicht in seine Halsbeuge und atmete den Duft von Seife, Aftershave und Wolle ein. Ohne jeden Vorbehalt ließ sie sich in das Gefühl der Vergebung, Liebe und Freude fallen.
    „Hör auf. Du solltest das nicht tun“, sagte er und umarmte sie noch fester. „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt. Ich bin ein Krüppel. Ein Krüppel, Allie. Und ich kann dir niemals das bieten, was du gewohnt bist.“
    „Bitte sag das nicht. Mein Liebster, sag nicht so etwas.“ Allie schnappte erschrocken nach Luft. Sie hatte ihn gerade Liebster genannt. Aber es stimmte doch. „Und was das Bieten betrifft: Mein Erbe habe ich hinter mir gelassen. Ich brauche kein Geld. Ich brauche nur Gott in meinem Leben. Na ja, und wenn ich dann noch dich haben könnte ... das würde mir völlig reichen.“ Sie küsste ihn sanft auf den Hals, kurz unterhalb seines Ohrs, wo die Haut weich und warm war. Ein wohliges Brummen zeigte ihr, dass sie wieder einen Nerv getroffen hatte, aber dieses Mal einen guten.
    „Ich liebe dich so sehr, aber
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