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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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oder nicht?“
    „Das stand in dem Brief?“ Ihm wurde schlagartig heiß.
    Sie schluchzte und hielt sich die Augen zu. „Oh nein. Ich dachte, du wüsstest Bescheid. Ich dachte ... Aber das andere wusstest du doch auch – das mit Baxter, mit der Hochzeit und das mit meinen Eltern.“
    „Das habe ich von Betty. Den Brief, den ... den habe ich weggeworfen.“ Er ging auf Allie zu – er musste ihr unbedingt näher sein. „Ich dachte, du hättest lauter so mitleidigen Kram geschrieben, und das konnte ich einfach nicht ertragen. Du ... du liebst mich?“
    Sie nickte und wischte sich die Tränen von der Wange.
    Überschwänglich vor Freude streckte er die Hand nach ihr aus, zog sie dann aber wieder zurück. „Und du liebst mich trotzdem? Obwohl du jetzt meinen ... meinen Arm gesehen hast?“
    Allie sah ihn wütend und verletzt an. „Deinen Arm? Für wie oberflächlich hältst du mich? Erst sagst du, du liebst mich, aber dann stellst du mir so eine Frage? Wie gut kennst du mich überhaupt?“
    Mist. Musste er in jedes Fettnäpfchen treten?
    „Dein Arm ist mir egal. Aber mir ist nicht egal, ob du ehrlich zu mir bist.“
    Walt sah sie an. Er liebte alles an ihr – die Verletzlichkeit in ihren Augen, die Entschlossenheit in ihrer Kopfhaltung, die Ehrlichkeit in ihren Worten. Und sie liebte ihn. Aber es half nichts.
    „Also?“, fragte Allie.
    „Was soll ich sagen? Ich könnte jetzt argumentieren, dass ich nur gelogen habe, weil ich dich liebe. Was ja auch stimmt, aber das macht es nicht besser. Ich könnte versuchen dir zu beweisen, dass ich mich geändert habe: Immerhin habe ich dir gerade schonungslos alles gebeichtet. Aber ich will mich nicht herausreden. Ich kann nur die Konsequenzen akzeptieren und hoffen, dass du mir vergibst.“
    Allies Lippen bebten.
    „Ich kann keinen Mann lieben, dem ich nicht vertrauen kann.“
    Der Satz legte sich wie eine tonnenschwere Last auf sein Herz. „Weißt du, ich habe meiner Crew mal gesagt: ,Unehrlichkeit hat immer ihren Preis.‘ Und jetzt weiß ich auch, wie verdammt hoch der sein kann.“

Kapitel 49
    Ein langer Pfiff ertönte und Allie löste ihren Blick von Walts enttäuschtem Gesicht. Endlich, die Rettung. Walts Augen verdunkelten sich, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. „Ist das nicht seltsam? Ich liebe dich und du liebst mich, aber was zwischen uns steht, ist größer als Baxter und Emily zusammen – mangelndes Vertrauen. Es tut mir so leid.“
    „Schon gut.“ Allie kramte ihren Fahrschein hervor. „Ich bin froh, dass ich das jetzt herausgefunden habe. Das ist immerhin besser, als wenn ich noch mehr Zeit damit vergeudet hätte, dir hinterherzuschmachten.“
    Ein Zucken in seinem Gesicht verriet ihr, dass sie einen Nerv getroffen hatte. Gut. Er hatte es auch nicht anders verdient. Wie konnte er sie dermaßen anlügen, für seine Lügen benutzen und dann auch noch zweimal ihre Gefühle mit Füßen treten? Sie ging um ihn herum zu ihrem Waggon.
    „Mach’s gut, Allie.“
    Der traurige Ton in seiner Stimme ließ ihr Herz bluten, aber sie drehte sich nicht um. „Mach’s gut“, sagte sie so kühl wie möglich.
    Der Schaffner lochte ihren Fahrschein und beäugte ihr Kleid. Bei einer Hochzeit mochte es elegant aussehen, aber im Zug wirkte es wie eine Verkleidung. Allie ließ sich nichts anmerken und ging erhobenen Hauptes den Gang hinunter. Wenigstens war der Zug nicht überfüllt. Sie war die Einzige, die hier zugestiegen war, also würde auch die Weiterfahrt nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    „Bitte sehr, Miss“, sagte ein Unteroffizier und bot ihr seinen Sitzplatz an.
    „Vielen Dank.“
    „Sie sehen aus, als kämen Sie von einem Ball. Na, wie wäre es mit uns beiden?“
    „Nein, danke.“ Sie setzte sich und wagte einen Blick aus dem Fenster. Walt stand allein auf dem Bahnsteig.
    Er setzte sich auf eine Bank, legte die Mütze neben sich und senkte den Kopf. Dann gingen seine Augen zu und seine Lippen bewegten sich. War das jetzt noch so ein Trick, um sich ihre Vergebung zu erschleichen?
    Darauf würde sie nicht hereinfallen. Er hatte es ja selbst gesagt: Er war ein Lügner und nicht vertrauenswürdig.
    In ein paar Stunden würde sie in San Francisco sein und weit weg von diesem Egoisten, dem sein Stolz wichtiger war als die Gefühle der Frau, die er zu lieben vorgab.
    „Er liebt mich.“ Ein tiefer Seufzer kam direkt aus ihrem Herzen. Wie oft hatte sie davon geträumt, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Nur waren sie in ihren Träumen stets in
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