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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet
Autoren: Alfred Bekker
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dasteht..."
    Moeller zuckte die Achseln.
    "Ist denn etwas Ehrenrühriges dabei, wenn ein Verrückter versucht, einen umzubringen?"
    "Das nicht. Aber würden Sie sich gerne danebenstellen, um von ihm ein Auto zu kaufen und dabei die Kugel abbekommen, die eigentlich für ihn bestimmt war?"
    Moeller mußte unwillkürlich lachen.
    "Nun, so kann man die Sache natürlich auch sehen."
    "Na, sehen Sie!" Feller atmete tief durch. "Tja, wenn wir hier nicht mehr gebraucht werden..."
    "Sie können gehen, wenn Sie wollen."
    "Auf Wiedersehen. Oder vielleicht besser: nicht auf Wiedersehen."
    *
    "Du warst großartig, Schatz!" sagte Martin Feller während der Fahrt nach Hause.
    Er hatte das Radio angestellt und trommelte zum Rhythmus der Musik auf dem Steuerrad herum.
    Carola schwieg.
    Er sagte: "Die haben uns aus der Hand gefressen wie zahme Tauben, was?"
    "Hm", machte sie abweisend.
    "Du sagst ja gar nichts!"
    "Es hat mir auch im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen, Martin."
    "Was? Wovon sprichst du, bitte schön?"
    Sie wandte den Kopf und musterte ihn kühl von der Seite.
    "Von deiner Kaltblütigkeit. Das bringst du mit einer... ja, Routine. Routine, das ist das richtige Wort!"
    "Nun mach aber mal halblang..."
    "Der Mann auf dem zweiten Foto! Das war einer deiner Opfer, nicht wahr? Ein 'Auftrag', wie du das so blumig ausgedrückt hast!"
    "Hör, mal, Carola, müssen wir denn wirklich jetzt darüber reden. Ich meine..."
    "Und ich meine, daß ich ein Recht habe, jetzt von dir die Wahrheit zu hören! Ich habe für dich geschwiegen, ich habe ein falsches Protokoll unterschrieben..." Und dann brachte Carola alles auf den Punkt. "Du warst kein Spion, Martin. Du warst ein Killer."
    "Carola..."
    "Du brauchst es nicht abzustreiten. Der Mann mit dem Motorradhelm hat es mir gesagt. Erichsen. Du hast seine Eltern umgebracht."
    "Herrgott, nochmal!" schimpfte Martin und schlug die Handballen gegen das Lenkrad.
    Carola war unerbittlich.
    "Erinnerst du dich an einen vierjährigen Jungen, der euch beobachtet hat, kurz nachdem du seine Eltern über den Jordan geschickt hast? Und Norbert war wohl auch dabei..."
    Eisige Stille.
    Carola fuhr fort: "Ich wette das Schießeisen, das du da mit dir herumträgst ist noch die Tatwaffe von damals. Ordentlich bist du ja! Alles hebst du auf!"
    Eine Pause entstand. Das Schweigen wirkte drückend. Martin holte zweimal Luft, um etwas zu sagen.
    "Gut", brachte er schließlich heraus. "Du weißt es also."
    "Es ist also wirklich wahr?"
    Er lachte verzweifelt.
    "Hast du daran denn noch gezweifelt?"
    "Nein. Nicht wirklich."
    "Na, also!"
    "Vielleicht habe ich gehofft, daß es nicht wahr ist."
    Er zuckte die Schultern.
    "Was gibt's dazu noch zu sagen?" meinte er resignierend.
    "Ich weiß auch nicht!" murmelte sie und sah dabei aus dem Seitenfenster.
    Er spürte in seinem Innersten, daß er sie verloren hatte.
    Jetzt, genau in diesem Augenblick.
    Er mußte schlucken.
    Und dann fing er an zu reden. Gedämpft, tonlos und fast verzweifelt.
    "Wenn ich's ungeschehen machen könnte, würde ich es tun. Bestimmt! Aber das geht nunmal nicht! Und damals brauchte ich Geld, saß auch sonst ziemlich tief in der Schei-
    ße! Und bevor DU jetzt hier jetzt deine moralisch saubere, makellos weiße Weste zum Fenster hinaushängst, solltest du dir vielleicht mal eins vor Augen führen: Es hat dir all die Jahre nichts ausgemacht, von den Erträgen dieser 'Aufträge'
    zu leben."
    "Ich habe es bis jetzt ja auch nicht gewußt", erwiderte sie. "Aber jetzt, jetzt weiß ich bescheid. Und das ändert alles!"
    "Was meinst du damit?"
    Er fragte, obwohl er die Antwort im Grunde schon wußte.
    "Das... muß ich mir noch überlegen", log sie.
    "Überlegen? Willst du mich etwa nach all den Jahren hochgehen lassen?"
    Carola schüttelte den Kopf.
    "Keine Sorge! Ich habe ja schließlich für dich die Ahnungslose gespielt und diesem Moeller eine überzeugende Show geliefert. Das hast du selbst gesagt!"
    "Ja..."
    "Über diesen Punkt brauchst du dir also keine Sorgen machen."
    "Und warum geht es dann?"
    "Ob ich mit dir zusammen bleiben kann!"
    Endlich war es also heraus.
    "Verstehe...", murmelte er, obwohl das nicht stimmte. Er verstand kein bißchen, sondern war nur traurig und wütend.
    Der Motor heulte auf. Carola klammerte sich unwillkürlich an ihren Sitz, als Martin die Kurve so rasant nahm, daß er auf die andere Straßenseite kam.
    Ein entgegenkommender Mercedes antwortete mit der Lichthupe.
    "Paß doch auf!" rief sie. "Wie fährst du denn!
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