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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet
Autoren: Alfred Bekker
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Willst du mich umbringen?
    *
    Moeller und Simitsch fuhren nach Essen, um sich mit einem dortigen Kollegen zu treffen, der ihnen die Wohnung von Kurt Erichsen zeigen sollte.
    Simitsch fädelte sich ganz vorschriftsmäßig in den Verkehr gen Norden auf der A 45 ein.
    Vor seinem Volvo befand sich ein lahmer Lkw und so dachte Simitsch an ein Überholmanöver. Er scherte nach links aus. Gleichzeitig kam ein Mercedes mit atemberaubender Geschwindigkeit heran und mußte ziemlich abbremsen. Als er dann wenig später an Simitsch und Moeller vorbeizog, war ein wild gestikulierender, vogelzeigender Mann mit durchgeschwitztem Pilotenhemd und korrekt sitzender Krawatte zu sehen.
    "Man kann es nicht jedem recht machen", tröstete Moeller.
    Simitsch knurrte nur etwas Unverständliches vor sich hin.
    Er drehte das Autoradio an. Die Bee Gees trällerten mit ihren hohen Stimmen einen ihrer Hits. Nein, das darf doch nicht wahr sein! dachte Moeller. Das ist ja Ohrenfolter!
    Er stellte sich vor, wie Coltrane den Gesang überspielt hätte. Atemlose Läufe, Tonkaskaden ohne die geringste Pause... Moeller nickte mit dem Kopf dazu.
    Simitsch hatte sich auf die Fahrt gut vorbereitet und sich den Weg anhand einer detaillierten Straßenkarte präzise eingeprägt. Und so hatten sie keine Probleme, Erichsens Wohnung zu finden.
    Es war eine schmucklose Wohnung in einem trostlosen Betonblock. Sie enthielt kaum Möbel, dafür einige Kisten mit Zeitungsausschnitten und Papieren.
    Dazu Berge von Superhelden-Comics.
    Die Durchsuchung war ziemlich gründlich, aber zunächst auch nicht sehr erfolgreich. Nichts, was irgendwie auf das Motiv hindeuten konnte, daß diesen Erichsen dazu getrieben hatte, einen Mord zu begehen und einen weiteren zu versuchen.
    Dann fand Moeller einen Schlüssel, der hinter den Badezimmerschrank geklebt war.
    "Sieht aus wie ein Schlüssel zu einem Bankschließfach oder so etwas ähnlichem", kommentierte Simitsch.
    Moeller nickte.
    "Wird sich ja wohl herausfinden lassen, wo dieses Ding
    'reinpaßt!"
    *
    Als Carola Feller an diesem Tag das Hauptpostamt verließ, schien die Sonne. Sie hatte Feierabend, aber sie wollte noch nicht nach Hause.
    Sie ließ ihren Wagen auf dem Parkplatz am Hauptpostamt stehen und ging den schmalen Fußweg entlang, der zwischen Rathaus und Musikschule auf die Altenaer Straße führte, die bereits zur Fußgängerzone in der Innenstadt gehörte. Es war viel los. Das gute Wetter hatte die Leute aus den Häusern geholt. Cafes hatten Stühle und Sonnenschirme aufgestellt.
    Ein Straßenkünstler brachte ein Abbild der Lüdenscheider Erlöser-Kirche auf das Pflaster, das er von einer Postkarte herunterkopierte.
    Carola ließ sich von der Menge treiben, bis sie den Sternplatz erreichte. Links war etwas grün, ansonsten herrschten Stahl, Beton und Glas vor.
    "Heh, warte mal!" rief eine Frauenstimme hinter ihr und riß sie aus ihren Gedanken.
    Carola drehte sich um.
    Ihre Kollegin Ingrid kam ihr entgegen.
    "Hör mal, Carola, du läßt dich in letzter Zeit nirgends mehr sehen..."
    "Naja..."
    "Ist irgend etwas?"
    "Nein."
    "Hör mal, ich habe ein bißchen Zeit. Kommst du mit auf einen Capucchino oder ein Eis?"
    Carola sagte nicht nein.
    Im nahen Stern-Center gab es eine Eisdiele. Gleich nebenan war ein Schwimmbad, nur durch eine Glaswand getrennt. Das sorgte für eine Art Urlaubsatmosphäre. Der leichte Chlorgeruch war ein Teil davon.
    Carola hörte Ingrids Erzählungen kaum zu. Wie durch Watte hörte sie die neuesten Scheidungsgerüchte aus dem Kollegenkreis, die immer wieder durch kreischende Kinder aus dem Schwimmbad unterbrochen wurden, die sich todesmutig vom Einmeterbrett stürzten.
    "Erzähl du doch mal was", forderte Ingrid dann. "Du bist so schweigsam. Ist was?"
    Carola sah Ingrid an und fragte dann: "Sag mal, kennst du einen zuverlässigen Anwalt und Notar?"
    "Oh", machte Ingrid. "So schlimm ist es schon mit euch. Das überrascht mich aber!"
    *
    Martin Feller saß in sich gekehrt vor einer Tasse Kaffee.
    Er blickte nicht auf, als Sven in die Küche kam und sich einen Teller Cornflakes auffüllte, wobei er mindestens eine Handvoll auf dem Boden verstreute.
    "Wo ist Mama?" fragte Sven.
    "Schläft noch", murmelte Feller.
    Sven zuckte die Schultern und schüttete Milch und Zucker über die Flocken.
    "Macht sie doch sonst nie", meinte er dann mit vollem Mund.
    "Macht sie heute aber. Sie hat erst später Dienst."
    "Was ist eigentlich los mit euch? Ihr redet kaum noch miteinander, ihr scheint euch so weit wie
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