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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht
Autoren: Charlotte MacLeod
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interessierte es nicht die Bohne.
    »Hat Professor Ungley das Clubhaus vor
oder nach Ihnen verlassen?« fragte er.
    Mrs. Pommell dachte nach. »Ich bin mir
fast sicher, daß wir alle so ziemlich zur selben Zeit gegangen sind. Ich glaube
mich vage erinnern zu können, daß Mr. Lutt hinter uns abgeschlossen hat, aber
so ganz genau weiß ich es auch nicht mehr.«
    »Mr. Lutt hat also die Schlüssel?«
    »Eigentlich haben wir alle einen
Schlüssel. Das heißt, ich persönlich habe keinen, aber mein Mann hat einen, und
irgendwie ist er inzwischen an meinem Schlüsselbund gelandet. Mr. Pommell muß
aus geschäftlichen Gründen immer so viele Schlüssel mit sich herumtragen, daß
ich die nicht so wichtigen bekomme. Sie wissen, wie das mit Bankiers immer so
ist.«
    Und falls einer mit dieser Information
nicht allzuviel anzufangen wußte, war sie todsicher bereit, ihn auf der Stelle
darüber aufzuklären. Betsy Lomax preßte die Lippen noch mehr zusammen und
glättete erneut ihre Handschuhe.
    »Und wie war das mit Professor Ungley?«
wollte Ottermole wissen. »Hatte der normalerweise auch einen Schlüssel bei
sich?«
    »Das nehme ich doch sehr an. Das heißt —
ach herrje, jetzt erinnere ich mich wieder. Er hat seinen Schlüsselbund
herausgenommen, weil er uns ein reizendes kleines Federmesser aus Gold zeigen
wollte, das daran befestigt war. Dann legte er den Schlüsselbund zu den anderen
Federmessern auf den Tisch. Jetzt frage ich mich natürlich, ob er nicht
vielleicht vergessen hat, ihn wieder einzustecken, bevor er ging. Wenn Sie einen
Moment Zeit haben, kann ich eben schnell —«
    Mrs. Pommell kramte in ihrer
eindrucksvollen Handtasche und förderte schließlich einen Schlüsselbund mit
phantasievollen Plastikbommeln zutage. »Mal sehen, ob — nein, das ist der
Generalschlüssel. Ach, hier ist er ja. Möchten Sie mich vielleicht ins Haus
begleiten, Herr Polizeichef? Es verstößt zwar gegen die Regeln, Nichtmitglieder
an besichtigungsfreien Tagen in das Gebäude zu lassen, doch in einer derartigen
Situation denke ich —«
    »Ach, schon in Ordnung«, sagte
Ottermole, aber Mrs. Pommell war schon in das Haus gestürzt und hatte, offenbar
in einem Anflug von Geistesabwesenheit, die Tür sofort hinter sich zugezogen,
wodurch sich jedoch Betsy Lomax nicht eine Sekunde täuschen ließ.
    »Ich habe sie schon gefunden«, rief
Mrs. Pommell, »genau an der Stelle, wo ich sie auch vermutet hatte.«
    Das Clubhaus war sowieso nicht viel
größer als ein Brotkasten. Bevor Mrs. Pommell ihren Satz zu Ende gesprochen
hatte, war sie bereits wieder draußen und hielt den Schlüsselbund, an dem auch
das goldene Federmesser hing, in der Hand.
    »Sehen Sie, das ist das Messer, das er
uns gezeigt hat. Es hat einem Großonkel von ihm gehört, daher glaube ich auch
nicht, daß die Erben es der Sammlung unseres Museums stiften werden, aber an so
etwas sollte man vielleicht im Moment noch gar nicht denken, nicht wahr? Der
arme, liebe Professor Ungley. Er wird uns so schrecklich fehlen!«
    Als sie nach einem frischen Taschentuch
suchte, streckte Fred Ottermole seine Hand nach den Schlüsseln aus. »Darf ich
die Schlüssel für den Augenblick an mich nehmen, Mrs. Pommell? Ich nehme an,
sein Anwalt wird danach fragen.«
    »Was ist eigentlich mit dem
Spazierstock?« fragte Doktor Melchett, der immer noch sehr von dem silbernen
Fuchs beeindruckt schien.
    »Soll ich ihn nicht mitnehmen und in
seine Wohnung legen?« schlug Mrs. Lomax vor. »Auf diese Weise sind alle seine
Habseligkeiten zusammen, und seine Erben, wer immer sie auch sein mögen, haben
nichts, über das sie sich aufregen können, wenn es ums Aufteilen geht.«
    »Gute Idee.« Fred Ottermole gab ihr den
Stock und betrachtete die Sache damit als erledigt.
    Vielleicht hatte der alte Kauz
tatsächlich ein allzu menschliches Bedürfnis verspürt, in das Gebäude
zurückgewollt und dann erst gemerkt, daß er die Schlüssel nicht bei sich hatte.
Vielleicht war es ihm aber auch lediglich einige Sekunden zu spät eingefallen,
daß er die Schlüssel und das schöne goldene Federmesser hatte liegenlassen, und
er war um das Gebäude in der Hoffnung herumgegangen, ein offenes Fenster oder etwas
Ähnliches zu finden, so daß er ins Haus klettern und seine Sachen holen konnte.
Beides war gleich wahrscheinlich. Ottermole vertrat jedenfalls den offiziellen
Standpunkt, daß Dr. Melchett »Tod durch Unfall« auf den Totenschein schreiben
und Harry Goulson sich an die Aufbahrung machen konnte.
    Mrs. Pommell
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