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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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nicht notwendig, zu tun, was du getan hast … Es paßt nicht in die Zeit, und du bekommst dafür keine Zusatzpunkte. Dies ist das rationale Jahrhundert. Keine Geister. Keine Wunder. Keine übernatürlichen Erscheinungen.“
    „Mit freundlicher Empfehlung von International Computers“, meinte Paul versonnen.
    „Genau“, sagte Kern.
    Nach dem Mittagessen ging Paul hinauf in die wissenschaftliche Bibliothek des Patentamtes, um einige alte britische Patente nachzulesen. Durch die Fenster des Bibliotheksraumes sah man die Straße, die Crystal Plaza Apartments und den Swimmingpool des Crystal Plaza. Es war niemand im Wasser, aber ein paar Leute – hauptsächlich Frauen – lagen auf Strandliegen rund um den Pool und sonnten sich. Eine dieser Gestalten zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Es war Sheila. Sie lag auf ihrem straffen Bauch, und das Oberteil ihres Bikinis war offen. Sie las in irgendeiner Akte. Welche Patentakte konnte denn das Interesse dieses seltsamen Wesens, dieser diabolischen Mischung von Hirn und Fleisch, erregt haben? Aber natürlich! Das Überschneidungsverfahren Serane gegen Scheide! Er sah jetzt, daß sie einen Visor vor die Augen geklappt hatte, den er als Holobetrachter erkannte. Sie schien auf das Holoprint in der Akte zu starren. Er konnte nicht erkennen, was es war. Uriahs leeres Kiloglas?
    Sheila hob den Kopf. Irgend etwas war dort unten passiert. Sie nahm den Holobetrachter ab, ihre Hände streiften mit einer geschickten Tastbewegung über ihren Rücken, schlossen das Bikini-Oberteil, und sie rollte herum. Jemand hatte sie gerufen. Sie setzte sich auf und lächelte. Um Gottes willen, es war David King. Paul starrte mit weit aufgerissenen Augen hinunter, während King Sheila aufhalf und ihre Sachen für sie zum Pooleingang des Crystal Plaza Apartments trug. Sie verschwanden im Haus. Paul stieß einen leisen Pfiff aus. Sein Kiefer klappte herunter, während er sich in wilden Schlußfolgerungen erging.
    So lagen die Dinge also.
    Er stellte den Band mit den britischen Patenten ins Regal zurück und machte sich auf den Rückweg zum Marriott.

 
24
Der C&O-Kanal
     
     
     
    Am späten Abend holte er Mary von der U-Bahnstation Crystal City ab, brachte sie ins Marriott und wartete dann in der Cocktailbar.
    „Hast du gewonnen?“ wollte sie wissen. „Erzähl mir alles.“
    Er lächelte und dachte an Abrams, lebendig und wohlauf, und an die beiden Gestalten am Swimming Pool. „Wer weiß? Die Entscheidung erfahren wir in ein paar Wochen.“
    „Also brauchst du meine moralische Unterstützung gar nicht?“
    „Oh doch.“
    „Was machen wir morgen?“
    „Es gibt viele Möglichkeiten in Washington. Was möchtest du tun?“
    „Was hast du denn gern getan, als du hier wohntest?“
    „Meistens bin ich nur spazierengegangen.“
    „Mit Sheila?“
    „Mit Sheila nicht oft.“ Er betrachtete sie gedankenversunken. „Ich habe eine gute Idee – falls das Wetter sich hält. Warten wir bis morgen früh. Wir reden beim Frühstück darüber.“
    „Schön.“
    Am Samstagmorgen war es klar und immer noch warm. Sie trafen sich in der Cafeteria, und Paul offenbarte ihr seinen Plan. Er wollte mit Mary am alten C&O-Kanal Spazierengehen – dazu hatte er Sheila in den Jahren, in denen sie zusammen in Washington gewesen waren, niemals überreden können. Sheila war nicht besonders gern spazierengegangen. Sie vertrat die Ansicht, daß Gott Taxis und die Metro geschaffen habe, damit man sie benutze, vor allem für Reisen, die über zwei Blocks hinausführten. Daß jemand zum puren Vergnügen einen langen Fußmarsch machen konnte, war ihr völlig unbegreiflich.
    Er würde aus der Küche des Marriott ein Lunchpaket und eine Einweg-Thermosflasche besorgen. Sie würden mit der Cabin-John-Metro nach Georgetown fahren, von dort zum Leinpfad des Kanals hinunterwandern und auf halber Strecke des Leinpfades zu Mittag essen.
    Zu seiner großen Erleichterung war Mary sogleich von diesem verrückten, blasenträchtigen Plan begeistert, und so machten sie sich auf den Weg.
    Wie sich zeigte, hatten sie den Kanal fast für sich allein. Auf der ersten Hälfte der Strecke begegnete ihnen nicht einmal das motorisierte Ausflugsboot, der Canal Clipper.
    Es war ein feucht-warmer Tag, und Mary trug eine leichte Polyesterbluse mit kurzen Ärmeln und einen tunika-artigen Plaidrock. Das Kostüm war blaukariert, und die Bluse war vorn mit kleinen, blauen Magnetknöpfen geschlossen. Sie hatte ihr dunkles Haar in einem seltsamen Schwung
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