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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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Mukerjee im US-Konsulat „geimpft“ hatte.
    „Es stand tatsächlich sehr viel darüber in den Zeitungen, Mr. Abrams“, sagte Paul. „Dazu kamen der offizielle Bericht der Weltgesundheitsorganisation an die UNO und der Bericht des Nationalen Gesundheitsinstituts an den Kongreß, beide verfaßt von Dr. Mukerjee, dem Leiter des amerikanischen Novarella-Teams. Dies alles begann mit Dr. Mukerjees Versuchen an einem Tierfötus im Labor der Chemischen Betriebe Ashkettles, bei denen er cis -Trialin verwendete, das durch das hier zur Debatte stehende Verfahren synthetisiert worden war. Die Ergebnisse sprechen für sich. Im Kalkutta-Programm haben all jene, die cis -Trialin bekamen, überlebt. Jene, die nicht damit behandelt wurden, sind ausnahmslos gestorben.“
    „Irrelevant, Mr. Blandford“, grunzte King. „Haben Sie noch irgendetwas Relevantes vorzubringen?“
    „Nein, Sir.“
    „Dann ist die Verhandlung geschlossen.“
    Paul fühlte sich benommen. Daß Abrams lebte und bei dieser Anhörung sitzen konnte, hatte er Serane und Mukerjee zu verdanken – und Paul Blandford. Und Abrams wußte es.
    Abrams lächelte Paul geheimnisvoll zu, während er seinen Aktenordner zuklappte.
    Es war vorüber. Die Ausschußmitglieder erhoben sich und verließen das Podium. King eilte voraus, um für Sheila die Tür zu öffnen, und sie schenkte ihm ein so erlesenes Lächeln, daß Paul ein kurzes Aufflackern von Eifersucht empfand. Dann wandte sie sich um und schaute Paul an. Gleich darauf war sie verschwunden.
    Als Paul und Kern sich bei dem Sachbearbeiter das Protokoll abgeholt hatten, beschlossen sie, im Hot Shoppe im Stockwerk unter dem Patentamt zusammen zu essen.
    Kern hegte bezüglich dieser Überschneidung schon seit langem dunkle Vorahnungen. Er war nicht abergläubisch, aber der Fall hatte etwas Unheimliches an sich, und das spürte er deutlich. Das Band zwischen dem Ashkettles-Anwalt und seinem Erfinder war etwas, was er noch nie zuvor gesehen hatte, und er bezweifelte, daß er etwas Ähnliches je wieder erleben würde. Und das war noch nicht alles. Er hatte den Verdacht, daß er nur an der Oberfläche kratzen würde, wenn er dieses Band verstände. Diese Sache mit der Asche. O Gott! Der bloße Gedanke daran trieb ihn die Wände hoch. Wie sollte er gegen eine solche Aussage ankommen? Das konnte er nicht. Aber er war ein Profi. Er würde niemals zulassen, daß Blandford ihm seine Befürchtungen anmerkte. Ganz im Gegenteil. Er würde seinem Anwaltsbruder bis zum bitteren Ende hart zusetzen.
    Während sie aßen, schaute Kern voller Mitgefühl zu Paul auf. „Ich glaube dir, Paul, aber sie werden dir nicht glauben. Niemand, der sich dieses Protokoll ansieht, wird deiner Aussage glauben. Sie ist einfach zu irrwitzig. Und weshalb ich dir glaube, kann ich eigentlich auch nicht sagen. Ich vermute, es liegt an Serane. Er muß ein toller Bursche sein. Diesen Eindruck habe ich, wenn ich ihm zuhöre. Es ist leicht, ihn zu mögen. Ich glaube, daß es euch leichtgefallen ist, mit ihm zu arbeiten, zusätzliche Leistungen zu erbringen, meine ich, wie du es getan hast. Ein äußerst inspirierender Mann. Und seine Freunde würden so etwas für ihn tun. Aber das werden unsere drei Freunde im Ausschuß nicht verstehen können, denn sie kennen nur das kalte Protokoll. Ein Gefühl davon, wie er Leute dazu inspirierte, solche Dinge zu tun, wird sich ihnen nicht vermitteln. Also werden sie dir nicht glauben. Oh, sie werden selbstverständlich nicht sagen, daß sie dir nicht glauben. Sie werden ihre Entscheidung anders begründen, etwa mit der inadäquaten Identifikation der Reagenzien oder der Produkte oder damit, daß du versäumt hast, alle fünf Minuten die Temperatur abzulesen – oder mit irgendeinem anderen Grund. Aber der wirkliche Grund wird sein, daß sie dich für einen phantastischen Lügner halten. Schade.“
    „Tja“, sagte Paul.
    Kern redete nachdenklich weiter. „Die ganze Sache ist …“ – er suchte nach einem passenden Ausdruck – „… gotisch … mittelalterlich. Sie gehört tief in die Vergangenheit, zu Mönchen, Heiligen, wundertätigen Reliquien und Bußwallfahrten. Paul, du kommst um tausend Jahre zu spät. Wenn du dies im Jahre 1006 getan hättest, hätten sie dich heiliggesprochen, oder sie hätten dich auf dem Scheiterhaufen verbrannt – oder beides. Aber du mußt begreifen: Dies ist das einundzwanzigste Jahrhundert, das Zeitalter der totalen Aufklärung. Das Zeitalter der computerverstärkten Intelligenz. Es war
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