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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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und undurchsichtig wurde.
    Ich legte die Hand an die Scheibe. Die Luft um mich herum war mild, doch die Kälte des Fensters biss mir sofort in die Haut. Ich hauchte heftig aufs Glas, bis sich ein kleines Loch bildete, durch das ich einen Blick auf die trübe Außenwelt werfen konnte.
    War ich in einer Art Hölle gefangen? Hatte die Ankunft des Teufels mehr Schaden angerichtet, als selbst der Spook geahnt hatte, und ein zeitloses frostiges Reich geschaffen, in dem er für immer herrschen würde? Würde es jemals sicher genug sein, das Zimmer zu verlassen?
    Ich fühlte mich niedergeschlagen und müde, und mein Mund war wie ausgetrocknet, denn ich hatte kein Wasser mitgenommen. Was für ein Narr war ich gewesen! Ich hätte daran denken und mich besser vorbereiten sollen. Wenn ich längere Zeit in Mamas Zuflucht verbringen musste, dann brauchte ich Wasser und Nahrung. Aber es war alles so schnell gegangen. Seit ich mit dem Spook nach Pendle gekommen war, hatte eine Bedrohung die andere gejagt, eine Gefahr die andere. Da hatte ich einfach keine Gelegenheit dazu gehabt.
    Eine Weile lief ich auf und ab, vor und zurück, von Wand zu Wand. Etwas anderes, als herumzustapfen, konnte ich nicht tun. Dabei bekam ich schließlich schreckliche Kopfschmerzen. So etwas war für mich ungewöhnlich, aber diese Schmerzen waren wirklich schlimm.
    Es war, als ob ein großes Gewicht auf meinem Kopf lastete, und es pochte mit jedem panischen Herzschlag immer schmerzhafter.
    Wie lange konnte ich das aushalten? Selbst wenn tatsächlich Zeit verging, war das mit nichts vergleichbar, was ich je zuvor erlebt hatte. Und so machte sich ein neuer finsterer Gedanke in meinem Kopf breit ...
    Meine Mutter hatte zwar den Raum gesichert, sodass der Teufel nicht eindringen konnte. Aber das konnte nicht verhindern, was er draußen anrichten mochte. Er hatte die Welt verändert - zumindest die Welt, die ich von meinem Fenster aus sehen konnte. Alles außerhalb des Zimmers, der Hof, das Haus, die Bäume, Menschen und Tiere - befanden sich in seinem Griff. Würde ich den Raum je wieder verlassen können? Vielleicht würde die Welt da draußen ja erst wieder normal werden, wenn ich hinausging?
    Düstere Gedanken kamen mir, auch wenn ich mich bemühte, sie zurückzudrängen. Was nutzte das alles? Wir wurden geboren, lebten ein paar Jahre, wurden alt und starben dann. Alle Menschen hier im Land und in der weiten Welt lebten ihr kurzes Leben, bevor sie sich im Grab zur Ruhe legten. Wozu das alles? Mein Vater war tot. Er hatte sein ganzes Leben lang hart gearbeitet, und doch hatte seine Lebensreise nur ein einziges Ziel gehabt: das Grab. Dorthin gelangten wir alle. Ins Grab. In die Erde, um von den Würmern gefressen zu werden. Vor mir war der arme Billy Bradley der Lehrling des Spooks gewesen. Ein Boggart hatte ihm die Finger abgebissen und er war am Schock und durch den Blutverlust gestorben. Und wo war er jetzt? In einem Grab. Nicht einmal auf einem Friedhof. Er war außerhalb begraben worden, weil die Kirche der Meinung war, dass er nicht besser war als eine bösartige Hexe. Das würde auch mein Schicksal sein. Ein Grab in ungeheiligtem Boden.
    Der arme Pater Stocks war noch nicht einmal beerdigt worden. Er lag tot auf dem Bett in Read Hall, wo sein Körper auf den Laken verweste. Sein ganzes Leben lang hatte er sich darum bemüht, das Richtige zu tun, genau wie mein Vater. Vielleicht war es besser, es hinter mich zu bringen. Ich sollte hinausgehen. Wenn ich erst tot war, war alles zu Ende. Dann müsste ich mir um nichts mehr Sorgen machen. Keine Qualen, keine Kopfschmerzen mehr.
    Alles war besser, als in diesem Zimmer eingesperrt zu bleiben, bis ich verhungerte oder verdurstete. Es war besser, jetzt gleich hinauszugehen und es hinter mich zu bringen ...
    Schon ging ich auf die Tür zu und griff nach dem Schlüssel, als ich eine plötzliche Kälte verspürte. Es war eine Warnung: Etwas, was nicht von dieser Welt war, befand sich ganz in der Nähe. In der Ecke, die am weitesten von Tür und Fenster entfernt war, begann sich eine glänzende Lichtsäule zu bilden.
    Ich wich zurück. War es ein Geist oder etwas aus der Dunkelheit? Ich sah, wie sich Stiefel materialisierten und dann eine schwarze Soutane. Das war ein Priester! Schnell bildete sich ein Kopf, der mich unsicher ansah. Es war der Geist von Pater Stocks!
    Oder etwa nicht? Mir waren schon Wesen begegnet, die ihre Gestalt verändern konnten. War das vielleicht der Teufel, der die Gestalt von Pater Stocks
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