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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers
Autoren: Joseph Delaney
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Ich stolperte nach links und ließ die Kette knallen, um sie ihr entgegenzuschleudern. Doch all meine Übungen waren umsonst gewesen. Ich war müde, verängstigt und am Rand der Verzweiflung. Die Kette fiel nutzlos ins Gras. Also drehte ich mich schließlich erschöpft um, um mich der Hexe zu stellen.
    Es war vorbei, das wusste ich. Ich hatte nur noch den Stab des Spooks und kaum mehr die Kraft, ihn zu heben. Mein Herz pochte wild, ich keuchte und die Welt um mich herum schien sich im Kreis zu drehen.
    Jetzt sah ich Grimalkin zum ersten Male. Sie trug einen kurzen schwarzen Kittel, der in der Taille gegürtet war, doch ihr Rock war geteilt und fest an jeden Oberschenkel gebunden, damit sie besser laufen konnte. Ihr Körper war von kreuz und quer laufenden schmalen Lederbändern überzogen, an denen Scheiden für verschiedene Waffen befestigt waren: Messer unterschiedlicher Längen, scharfe Haken und kleine Instrumente wie Scheren ...
    Plötzlich fiel mir ein, was der Spook gesagt hatte, als wir kurz nach unserer Ankunft in Pendle ihr Zeichen in einen Baum geritzt vorgefunden hatten. Es waren scharfe Scheren, mit denen sie Fleisch und Knochen zerschnitt. Um den Hals der Hexe hing eine Kette aus Knochen. Einige davon erkannte ich als menschliche Knochen von Fingern und Zehen. An ihren Ohren hingen Daumenknochen, Trophäen von den Leuten, die sie getötet hatte.
    Sie war mächtig und auf eine merkwürdige Weise auch schön, und sie anzusehen ließ mir die Zähne klappern. Ihre Lippen waren schwarz angemalt, und als sie den Mund zur Imitation eines Lächelns öffnete, sah ich, dass ihre Zähne nadelspitz angefeilt waren. Ich erinnerte mich an Tibbs Worte ...
    Ich blickte ins Maul des Todes.
    »Du bist eine Enttäuschung«, erklärte Grimalkin, lehnte sich an den Stamm des letzten Baumes und ließ die Dolche sinken, sodass sich die Klingen vor ihren Knien überkreuzten. »So viel habe ich schon von dir gehört, dass ich von dir trotz deiner Jugend mehr erwartet habe. Jetzt sehe ich, dass du nur ein kleiner Junge bist und kaum meiner Fähigkeiten wert. Schade, dass ich nicht warten kann, bis du ein Mann bist.«
    »Dann lass mich doch bitte gehen«, flehte ich, da ich etwas Hoffnung aus ihren Worten schöpfte. »Man hat mir gesagt, dass du es lieber hast, wenn dein Opfer es dir schwer macht. Also warum wartest du nicht einfach? Wenn ich älter bin, werden wir uns wieder treffen. Dann bin ich in der Lage, gegen dich zu kämpfen. Lass mich leben!«
    »Ich muss tun, was getan werden muss«, sagte sie kopfschüttelnd und mit ehrlichem Bedauern. »Ich wünschte, es wäre anders, aber ...«
    Sie zuckte die Achseln und ließ die Klinge aus ihrer rechten Hand fallen, die sich neben ihrem Fuß in den Boden bohrte. Dann streckte sie den rechten Arm weit aus, als ob sie mich umarmen wollte. »Komm her, mein Kind. Leg den Kopf an meine Brust und schließ die Augen. Ich mache es ganz schnell. Ein kurzer Moment des Schmerzes - kaum mehr als der Kuss einer Mutter an deiner Kehle dann sind deine Kämpfe in diesem Leben vorüber. Vertrau mir. Ich werde dir endlich Frieden schenken ...«
    Ich nickte, senkte den Blick und trat mit klopfendem Herzen auf sie zu. Beim zweiten Schritt auf ihre wartenden Arme zu flössen mir plötzlich Tränen über die Wangen und ich hörte sie tief aufseufzen. Doch bei diesem Schritt warf ich den Stab des Spooks von meiner rechten in die linke Hand und mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, stieß ich zu, sodass die Klinge durch ihre linke Schulter drang und sie an den Baumstamm nagelte.
    Sie gab keinen Laut von sich. Der Schmerz musste schrecklich sein, aber sie presste nur die Lippen aufeinander. Ich ließ den Stab los, der noch im Holz zitterte, und wandte mich dann zur Flucht. Die Klinge war tief in den Baum eingedrungen und der Stab war aus Eschenholz. Es würde schmerzhaft und schwierig für sie werden, sich zu befreien. Jetzt hatte ich die Chance, die Sicherheit von Mamas Zimmer zu erreichen.
    Bereits nach zwei Schritten ließ mich etwas aufschrecken und mich zu ihr umdrehen. Sie hatte das Messer aus ihrer linken Hand genommen und warf es mit erstaunlicher Kraft und Schnelligkeit in Richtung meines Kopfes.
    Ich sah, wie es auf mich zuwirbelte, die Klinge blinkte im roten Mondlicht. Sich der Länge nach überschlagend, kam es auf mich zu. Ich hätte versuchen können, mich zu ducken oder auszuweichen, aber weder das eine noch das andere hätte mich vor der Geschwindigkeit und der Kraft des Wurfs
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