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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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ist. Mein Großvater
     und mein Vater haben Seite an Seite gekämpft, um den Sarazenen das wieder abzujagen, was uns geraubt wurde. Wenig erfolgreich.«
    »Aber Ihr reitet ein arabisches Pferd.«
    »Das hat damit nichts zu tun.« Claudius wischte den |49| Satz mit einer Handbewegung fort. »Seit mehr als hundert Jahren halten die Sarazenen besetzt, was ihnen nicht gehört. Sie
     schützen ihr Raubgut mit Befestigungsanlagen und dulden keinen Widerstand. Das arabische Kuckucksei ist nach Spanien hineingeschmuggelt
     worden, sie haben uns Westgoten hinausgestoßen, und nun gehört das fruchtbare Nest ihnen. Das lassen sie uns immer wieder
     spüren. Aber sie haben den Stolz der Westgoten unterschätzt. König Alfons von Asturien konnte in den letzten Jahren trotz
     ihrer Übermacht Erfolge erzielen. Er muß der offenen Schlacht nicht mehr ausweichen. Eines Tages werden wir sie vertreiben,
     diese Räuber. Möge Gott sie mit unseren Schwertern strafen!«
    »Unser Herr hat befohlen, daß wir die Feinde lieben sollen.«
    »Lieben die Feinde denn unseren Herrn? Wir müssen unser Leben riskieren, wenn wir nach Jerusalem reisen wollen, weil sie uns
     auflauern.« Claudius atmete hörbar ein. Seine Stimme klang etwas ruhiger, als er sagte: »Gott ist ein streitbarer Herrscher,
     und er zwingt die Völker unter seine Hand. Dazu benutzt er uns Menschen. Ist es nicht so?«
    Biterolf schwieg; der Bischof wandte sich zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und sagte leise: »Es ist gut, daß Ihr die
     Gebote Gottes beim Wort nehmt. Ihr habt keinen Grund, ›jaja‹ zu sagen. Nun schreibt weiter.«

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    |50| 4. Kapitel
    »Morgen wird dieser Hitzkopf zum Bischof geweiht.« Ademar kniete vor einer Petrusstatue auf dem harten Kirchenboden. Er tauchte
     einen Lappen in den hölzernen Eimer neben sich und hob ihn tropfend zum Schlüssel in Petrus’ Händen, um das Gold zu waschen.
     »Bischof! Und hat den Übermut eines Esels, der sich im Trotz gegen Stockhiebe aufbäumt.«
    Er war allein. Nachdem er das nasse Tuch in den Eimer zurückgeworfen hatte, begann er, den Schlüssel mit trockenem Stoff zu
     polieren. Seine Hände rieben wenig sanft über die Figur, so daß ihm die schnurgerade geschnittenen, schwarz-klumpigen Haarsträhnen
     gegen die Stirn wippten.
    »Das wird ihm noch leid tun, daß er meinen guten Rat in den Wind schlägt. Keine Goldschmiede, nein? Denkt er, das Volk glaubt
     an einen unsichtbaren Gott, wenn es ihn mit Kohle an die Wand gemalt bekommt? Der Herrgott ist mächtig und reich, also muß
     auch Reichtum seine Kirchen schmücken! Aber das versteht er nicht.«
    Ademar schleppte seinen Eimer weiter zu einer mit Silber und Gold verzierten Marienfigur. »Biterolf war bei ihm. Was er ihm
     wohl zu erzählen hatte, so allein in den persönlichen Räumen des Bischofs? Er will sich mit ihm gut stellen, natürlich. Schmiert
     ihm Honig ums Maul. ›Mir könnt Ihr vertrauen‹, hat er ihm gesagt, ›aber achtet mal auf den Thomas, der öffnet sich Weinfässer
     und streicht sie heimlich aus den Büchern.‹ Oder haben sie über mich gesprochen? ›Zum Goldschmieden hat er kein Talent, der
     Ademar. Aber er putzt es ganz gern, das Gold. Dafür ist er gut genug. Seht Euch nur vor, daß er seinem Vater keinen Vorteil |51| vor den anderen Goldschmieden verschafft.‹ Biterolf. Der dicke Notar. Verkriecht sich den ganzen Tag in seine Schreibstube
     und kratzt mit Federkielen über Ziegenhaut. Das nennt er Arbeit.«
    Eine Weile rieb Ademar schweigend über das Metall. Dann brach er abrupt ab und warf den Lappen in den Eimer, daß es spritzte.
     Er stand auf und begann, im Kirchenraum auf und ab zu laufen. »Noch kann man die Weihe verhindern. Es sind große Kirchenfürsten
     eingeladen. Wenn ich Claudius dazu bringen kann, sein wahres Wesen zu offenbaren, wird man ihm den Krummstab nicht geben.
     Nur muß ich es so anfangen, daß dabei keine Schuld auf mich fällt.«
    Ademar entblößte in einem Grinsen die Zähne und richtete seinen Blick nach oben.
     
    Sie waren tatsächlich gekommen: Ansgar, der sagenhafte Bischof von Hamburg, Agobard von Lyon, daneben einige einflußreiche
     Äbte und Kirchenfürsten aus der Umgebung.
Claudius scheint überall einen guten Ruf zu haben,
dachte sich Biterolf.
Oder mein Einladungsschreiben hat sie so beeindruckt.
Er lächelte still. Nur von den langobardischen Edlen war niemand erschienen. Godeoch mußte sie darauf eingeschworen haben.
    Wie aus weiter Entfernung hörte er den Gesang des

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