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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino.
Autoren: Moritz Schmidt
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hatten.
    Mittags schlief ich ein wenig und Louise las. Auch in Rabanal hatten wir ein „Doppelbett“ (zwei zusammen geschobene Hochbetten). Das lustige war daran, dass wir so etwas auf dem bisherigen Camino noch nicht gesehen hatten, nun aber an zwei hintereinander folgenden Tagen ein „Doppelbett“ für uns bereitstand.
    Am Abend aßen wir Spaghetti Bolognese und ein Stück Kuchen als Nachtisch. Während des Essens kam „Meniskus“ herein. Ich weiß nicht seinen richtigen Namen, er jammerte allerdings immer, dass ihm sein Meniskus weh tue, obwohl er in unserem Alter war. Er war über seine täglichen 20 bis 25 Kilometer sehr glücklich, nahm aber auch zwischendurch Bus und Bahn.
    Louise ging nach dem Essen wieder in die Albergue und räumte ihren viel zu schweren Rucksack mal wieder aus und schaute, was sie wegwerfen könne, während ich mit „Meniskus“ das Basketball EM-Finale Frankreich gegen Spanien guckte, was Spanien gewann.

19. September 2011 – Ponferrada

    Heute standen wir um kurz nach 7:00 Uhr auf, gingen um 8:00 Uhr los und frühstückten hervorragend in Foncebadón. Wir erwarteten eigentlich ein Croissant mit Cola oder Kaffee, aber wir bezahlten 3 Euro und bekamen ein kleines Gedeck mit Müsli, Brot, Marmelade, Kaffee und Milch. Wir frühstückten vor dieser Albergue, während die Sonne vor uns aufging. Etwas später gesellte sich auch „Meniskus“ dazu.
    Danach ging es hinauf zum Cruz de Ferro. Diese Augenblicke waren unglaublich und unvergesslich. Als wir oben ankamen und jeder seinen Stein abgelegt hatte, ertönte auf einmal aus der Ferne eine Melodie, die mir bekannt vorkam. Es war Robert, ein Österreicher, der von Salzburg aus bis nach Santiago wollte. Er spielte auf seinem Saxophon „Amazing Grace“. Dabei kamen mir die Tränen, denn das Lied ist zum einen sehr schön und zum anderen lagen vor mir ein Stein mit der Aufschrift „For Mum & Dad“ und zwei Steine, die durch Schnürsenkel verbunden waren. Meine Gedanken gingen daher sofort zu meiner Familie und kreisten darum, was ich bis jetzt in meinem Leben erreicht hatte, aber nicht darum, was ich noch erreichen möchte. Auf dem Camino schaute ich mittlerweile auch zurück auf das, was schon hinter mir lag und nicht, was noch vor mir lag.
    In mein Gebet schloss ich meine Familie, meine Freunde und auch meine „Feinde“ mit ein. Ich wünschte allen das Beste. Vor allem aber bat ich um Vergebung für das, was ich in meinem Leben schon falsch gemacht hatte. Seien es kleine oder große Fehler gewesen. Fehler, die Konsequenzen hatten und solche, die nach einer gewissen Zeit vergessen waren. Dafür sollte der Stein stehen, den ich mitgebracht hatte. Ich wollte durch ihn Buße tun.
    Dank Roberts Saxophon-Spiel hörte ich an diesem Tag auch mit dem Rauchen auf. Eigentlich wollte ich erst in Finisterre damit aufhören, wenn ich ein „neuer“ Mensch sei, aber dieser Moment war so einmalig, dass ich ihn nutzte. Sowieso rauchte ich dank Louise weniger, da sie selber nicht rauchte. Daher bot es sich einfach an und sie freute sich sehr darüber.
    Dann ging es fast ständig bergab Richtung Ponferrada, wo wir uns ein Hostel-Zimmer für 39 Euro leisteten, weil wir keine Lust auf die Herberge hatten, da das Haus von außen auch verhältnismäßig klein war, wir im Laufe des Tages sehr viele Pilger gesehen hatten und wir auch endlich mal für uns sein wollten.
    Nach dem Einchecken gingen wir zu Mc Donald's, wo ich mir erstmal den Bauch vollschlug. So eine Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Danach spazierten wir noch ein wenig durch die Stadt und kamen bei einem Aktiv-Sportpark vorbei, wo jeder Passant an Geräten Sit-Ups, Klimmzüge oder Gewichtheben machen konnte, wobei der eigene Körper das Gewicht darstellte. Wir saßen beispielsweise auf einem Sitz und mussten uns entweder hoch drücken oder runter ziehen. Der große Platz daneben war gefüllt mit spielenden Kindern und Familien, die tranken und aßen. Von solchen öffentlichen Plätzen bräuchten wir mehr in Deutschland.

20. September 2011 – Villafranca del Bierzo

    Nach einer schönen Nacht mit Louise im Hostel brachen wir gemütlich um 8:00 Uhr auf. Wir liefen heute nur bis Villafranca del Bierzo. Uns taten die Füße weh und es wartete hinter Villafranca sofort ein schwerer Anstieg nach O Cebreiro, den wir uns für den nächsten Tag aufheben wollten. Außerdem war das Örtchen sehr schön, was uns die Entscheidung natürlich leichter machte. Die Strecke heute war sehr
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